«Empathie und Mitgefühl werden immer wichtiger»
1:28
Die ideale Führungsperson:«Empathie und Mitgefühl werden immer wichtiger»

Hochkarätige Gäste beim zweiten EqualVoice Summit
Warum künstliche Intelligenz nicht Gleichberechtigung bedeutet

Es hat sich zwar schon einiges getan, doch noch immer herrscht ein Ungleichgewicht punkto Gleichberechtigung. Genau deswegen fand Dienstag in Zürich der zweite EqualVoice Summit statt – mit hochkarätigen Gästen und reger Diskussion.
Publiziert: 06.06.2023 um 22:20 Uhr
|
Aktualisiert: 06.06.2023 um 22:47 Uhr
Musikerin Nubya nutzt die Macht des Bildes geschickt für sich. Sie sagt: «Ich bin sehr gradlinig, was Bilder von mir angeht.»
Foto: Zamir Loshi
1/10

Sie machte Politik, und doch ging es um ihr Aussehen. Ihre Kleidung, ihre Haare oder eine neue Brille. «Ich wurde als Cruella bezeichnet», sagte alt Bundesrätin Micheline Calmy-Rey (77) auf dem zweiten EqualVoice Summit am Dienstag in Zürich. Auch anderen Politikerinnen erging es so. Nur die Männer wurden verschont. Gleichberechtigung sieht anders aus.

Umso wichtiger sei deswegen die 2019 lancierte EqualVoice-Initiative der Ringier AG, die sich genau dafür starkmacht: Gleichstellung aller Geschlechter. Lanciert wurde sie von Annabella Bassler (44), CFO der Ringier-Gruppe. Verleger Michael Ringier (74) und Ringier-CEO Marc Walder (57) präsidieren die Initiative.

Spitzen aus Politik, Wirtschaft und der Medienbranche

Bereits letztes Jahr trafen sich Grössen aus verschiedenen Bereichen auf der Bühne im Restaurant Aura nahe dem Zürcher Paradeplatz, um auf dem ersten EqualVoice Summit zu diskutieren, wie Gleichberechtigung möglich ist.

Dienstag fand der zweite Gipfel statt, moderiert von Steffi Buchli (44), Co-Leiterin der Blick-Gruppe und Chefredaktorin Blick Sport. Annabella Bassler und Marc Walder luden erneut Spitzen aus Politik, Wirtschaft und der Medienbranche ein. Darunter: Hollywood-Schauspielerin Geena Davis (67), Carolina Müller-Möhl (54), Gründerin und Präsidentin der Müller-Möhl Foundation, Léa Steinacker, Mitbegründerin und Geschäftsführerin der ada Learning GmbH, Autor und Coach Reinhard Sprenger (69), Heather Cairns-Lee, Professorin für Führung und Kommunikation, Helen Hoehne, Präsidentin der Hollywood Foreign Press Association (HFPA), Ana Hanžeković Krznarić, Präsidentin des Verwaltungsrats von Hanza Media, Kate Day, stellvertretende Chefredaktorin von «Politico Europe», und Schauspielerin Maria Furtwängler (56).

Die perfekte Frau macht Sport

Zu Beginn machte Annabella Bassler bewusst, welche Macht Medien haben. «Bilder schaffen Wirklichkeit», erklärte sie. Nicht nur Medien seien da in der Verantwortung, sondern in der Zukunft auch die künstliche Intelligenz (KI). Ein KI-Bildprogramm bekam zum Beispiel die Aufgabe, die perfekte Frau und den perfekten Mann zu erstellen. Die KI zeigte eine Frau beim Sport, den Mann hingegen am Schreibtisch. Und genau das sei das Problem, ergänzte IT-Expertin Léa Steinacker. Denn: Die KI spiegele das wider, was wir vorgeben. Darum sei es so wichtig und entscheidend, auch hier den EqualVoice-Gedanken anzusetzen.

Die Macht des Bildes

Spricht man mit den Frauen aus Unterhaltung, Wirtschaft und Wissenschaft, die sich gestern zum EqualVoice Summit 2023 einfanden, wird eines klar: Jede von ihnen kennt die Macht der Bilder und wie machtlos sie machen können.

Schauspielerin Maria Furtwängler (56) erklärt es am deutlichsten: «Ich war schon früh auf das Bild der kühlen Blonden festgelegt. Ich wehrte mich und wollte zeigen, dass ich doch ganz anders bin.» Mit den Jahren aber habe sie sich mit ihrem öffentlichen Image angefreundet. «Mittlerweile bin ich lieber die Unterkühlte.»

Musikerin Nubya (49) hingegen steuert ihr Image über das Bild: «Ich war immer sehr gradlinig, was Fotos von mir angeht. Ich schaue sehr darauf, wie ich porträtiert werde.» Die Musikerin sagt, sie habe früh gelernt, dieses Tool für sich zu nutzen.

SRF-Kulturchefin Susanne Wille (49) nimmt ihre Redaktion in die Pflicht: «Wir haben klare Zielsetzungen, was die Darstellung von Frauen anbelangt, wir spiegeln uns in der täglichen Arbeit und führen, wenn nötig, auch kontroverse Diskussionen.» Berit-Silja Gründlers

Zamir Loshi

Spricht man mit den Frauen aus Unterhaltung, Wirtschaft und Wissenschaft, die sich gestern zum EqualVoice Summit 2023 einfanden, wird eines klar: Jede von ihnen kennt die Macht der Bilder und wie machtlos sie machen können.

Schauspielerin Maria Furtwängler (56) erklärt es am deutlichsten: «Ich war schon früh auf das Bild der kühlen Blonden festgelegt. Ich wehrte mich und wollte zeigen, dass ich doch ganz anders bin.» Mit den Jahren aber habe sie sich mit ihrem öffentlichen Image angefreundet. «Mittlerweile bin ich lieber die Unterkühlte.»

Musikerin Nubya (49) hingegen steuert ihr Image über das Bild: «Ich war immer sehr gradlinig, was Fotos von mir angeht. Ich schaue sehr darauf, wie ich porträtiert werde.» Die Musikerin sagt, sie habe früh gelernt, dieses Tool für sich zu nutzen.

SRF-Kulturchefin Susanne Wille (49) nimmt ihre Redaktion in die Pflicht: «Wir haben klare Zielsetzungen, was die Darstellung von Frauen anbelangt, wir spiegeln uns in der täglichen Arbeit und führen, wenn nötig, auch kontroverse Diskussionen.» Berit-Silja Gründlers

Mehr

Wie tief verankert Geschlechterstereotypen in unserem Denken sind, machte die Investorin und Philanthropin Carolina Müller-Möhl deutlich. «Denken Sie an einen Regisseur? Den meisten wird sofort ein Mann in den Sinn kommen und nicht eine Frau.» Wichtig sei es daher, sich selbst zu hinterfragen und eigene Gedankengänge zu durchschauen.

Nicht nur zuhören, sondern auch machen

Um einen Fortschritt in der Berichterstattung auch messbar zu machen, gibt es den EqualVoice Factor, ein von Ringier eigens entwickelter Algorithmus. Bislang wurden dabei Texte und Bilder erfasst, neu können auch Videos analysiert werden, wie Merlin Bauer, Head of Data Platforms bei Ringier AG, vorstellte.

Aber auch ohne Zahlen sei erkennbar, dass die EqualVoice-Initiative Wirkung zeige, erklärte Katia Murmann, Co-Mitgründerin von EqualVoice und ehemalige Chefredaktorin von Blick.ch. Hierfür zeigte sie, wie Blick noch vor ein paar Jahren über Frauen berichtete. Viel nackte Haut, kaum Inhalt. «Das ist inzwischen Geschichte», so Murmann. Nichtsdestotrotz gäbe es aber noch viel zu tun.

Darum nahm Annabella Bassler alle Anwesenden in die Verantwortung, sich weiterhin aktiv für eine gleichberechtigte Zukunft zu engagieren. Damit beim nächsten Summit neue Erfolge und Ziele besprochen werden können.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?