Kurioser Fall in Stäfa ZH
Zechpreller (38) zerstört Hotel-Inventar, klaut Rollstuhl – und will nicht zahlen

Sechs Wochen lang wohnte ein 38-Jähriger in einem Gasthof in Stäfa ZH, randalierte und klaute einen Rollstuhl – alles ohne zu bezahlen. Zudem betrog er Käufer auf Tutti und urinierte über einen Bankomaten. Nun stand er in Meilen vor Gericht.
Publiziert: 25.09.2023 um 14:08 Uhr

Betrug, Zechprellerei, Drohungen gegen Beamten und mehrfacher Diebstahl: Über zwanzig Seiten umfasst die Anklageschrift eines 38-Jährigen, der sich am Mittwoch vor dem Bezirksgericht Meilen verantworten musste.

Mit einem weissen Kapuzenpullover und in Handschellen wurde er in den Gerichtssaal geführt. Wie die «Zürichsee Zeitung» berichtet, betreffe einer der Fälle einen Gasthof in Stäfa ZH. Da hatte der Beschuldigte im Jahr 2021 für sechs Wochen ein Zimmer gemietet. Dieses verliess er eines Morgens, ohne seine offene Rechnung zu bezahlen. Fast 3000 Franken schuldete er dem Gasthof — unter anderem für beschädigtes Mobiliar.

Rollstuhl verkauft und Tutti-Betrug

Doch dabei blieb es nicht. Während seiner Zeit im Stäfner Gasthof soll er einen abgeschlossenen elektrischen Rollstuhl eines anderen Gastes gestohlen haben — Wert: rund 2850 Franken. Der Beschuldigte verkaufte daraufhin den Rollstuhl, bekam dafür laut eigenen Angaben aber nur 800 Franken.

Der Beschuldigte musste sich am Mittwoch vor dem Bezirksgericht in Meilen verantworten.
Foto: Meier Claudio
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Seine Version der Geschichte lief allerdings anders: «Ich wurde darum gebeten, den Rollstuhl zu verkaufen», behauptet er vor Gericht – und sagt, er habe den Erlös zurückgegeben. Weiter wird er beschuldigt, Käufer auf Plattformen wie Tutti oder Facebook betrogen zu haben. Er inserierte unter anderem Smartphones, die er oft gar nicht besass. Dafür forderte er von den Käufern eine Anzahlung — und tauchte dann unter.

Drogensucht finanziert

So betrog er über mehrere Monate hinweg total 43 Personen. Die Staatsanwältin wirft ihm gewerbsmässigen Betrug vor. Dazu kommen mehrere Diebstähle, eine Drohung gegen einen Polizisten, missachtete Verkehrsregeln und dann noch eine besonders skurrile Aktion: Der Beschuldigte soll in der Ostschweiz über einen Bankomaten uriniert haben.

Die Vergehen seien auf eine schwere Drogensucht zurückzuführen, betonte sein Anwalt. Mit den Diebstählen und Verkäufen wollte sein Mandant die Sucht finanzieren. «Ich war in einem desolaten Zustand», sagte der 38-Jährige vor Gericht. Bis zu zwei Flaschen Whiskey habe er pro Tag getrunken, dazu kam der Konsum von Marihuana und Kokain.

24 Monate Gefängnis

Vor Gericht zeigt sich der Beschuldigte einsichtig. Bereits 15 Jahre sei es her, seit er das letzte Mal ehrlich Geld verdient hätte. Er gibt die meisten Vorwürfe zu. Dennoch fordert die Staatsanwältin zwei Jahre unbedingte Freiheitsstrafe sowie eine Busse von 2500 Franken und eine Therapie. «Sucht ist eine Erklärung, aber keine Legitimation», sagte sie vor Gericht.

Der Verteidiger forderte derweil maximal 18 Monate Freiheitsstrafe. Sein Mandant sei seit über einem Jahr clean und habe seine alten Kontakte gekappt. Einzig mit seiner neunjährigen Tochter und deren Mutter sei er noch in Verbindung. Die Bezirksrichterin folgte jedoch den Forderungen der Staatsanwältin und verurteilte den 38-Jährigen zu 24 Monaten Haft. (jl)

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