Michael und Barbara G. machen am Grab ihrer Zwillinge eine schreckliche Entdeckung
«Was für ein Mensch plündert ein Kindergrab?»

Mit viel Liebe schmückt das Ehepaar G. jeweils die letzte Ruhestätte seiner verstorbenen Zwillingskinder. Vor einigen Tagen staubte ein dreister Dieb den Grabschmuck ab. Die Eltern sind schockiert und wütend.
Publiziert: 17.11.2017 um 23:39 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:07 Uhr
Marco Latzer

Seit etwas mehr als einem Jahr schauen Barbara (35) und Michael (43) G.* fast täglich auf dem Zürcher Friedhof Rehalp vorbei. Hier wurden ihre Zwillinge zur letzten Ruhe gebettet, nachdem sie kurz nach der Geburt verstorben waren. Das Paar schmückt das Gemeinschaftsgrab ihrer Sternenkinder liebevoll. 

«Zu Allerheiligen haben wir zwei lachende Kürbisse geschnitzt. Innen haben wir kleine LED-Lämpchen angebracht. Wir empfanden das als schöne, herzliche Idee», sagt Barbara G. Drei Nächte lang steht der Grabschmuck, dann verschwindet zunächst die Beleuchtung. Nach einer weiteren Nacht sind auch die beiden Kürbisse weg. 

Für die Betroffenen ist es respektlos

Schnell steht fest: Ein Tier kann es nicht gewesen sein. Der dreiste Dieb muss die Kürbisse eigenhändig geöffnet haben, um an die LED-Lichter heranzukommen. Michael G. ist fassungslos: «Es ist kaum zu glauben, dass ein Mensch so wenig Respekt vor Verstorbenen hat. Das ist ein Schlag ins Gesicht der Angehörigen.»

Dreiste Diebe klauten den Grabschmuck ihrer Zwillinge auf dem Friedhof Rehalp: Das Ehepaar G. aus Zürich ist fassungslos und wütend.
Foto: Anja Wurm
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Der materielle Schaden ist zwar minim, denn die LED-Lämpchen kosteten im Laden nur wenige Franken. Trotzdem ist der Diebstahl für das Paar ein schlimmes Erlebnis. «Es fühlt sich an wie ein Einbruch. Man ist hilflos», sagt Michael G. Für ihn ist klar: «An fremden Gräbern hat sich ganz einfach niemand zu schaffen zu machen. Das ist unglaublich dreist und für uns sehr schmerzhaft. Was für ein Mensch plündert ein Kindergrab?»

Grabklau wird von Verwaltung hingenommen 

Als das Paar aus der Region Zürich den Klau bemerkt, wendet es sich an die Friedhofsverwaltung. «Man sagte uns dann, es komme immer mal wieder vor, dass Schmuck von den Gräbern verschwindet», sagt Barbara G. Besonders häufig sei dies jetzt der Fall, in der dunklen Jahreszeit.

Rolf Steinmann, Leiter vom Bestattungs- und Friedhofamt der Stadt Zürich, kennt das Problem: «Bei den rund 43'000 Gräbern der Stadt kommt es leider immer wieder vor, dass Grabschmuck wegkommt oder beschädigt wird. Nicht jeder Fall wird uns gemeldet, und auch die Gründe können von Wind und Wetter über Wildtiere bis zur mutwilligen Beschädigung unterschiedlich sein.» Zahlen kann das Amt nicht nennen. «Letztlich ist jeder einzelne Fall für die Betroffenen ein unschönes Ereignis und eine emotionale Belastung.»

Friedhöfe warnen sogar auf Tafeln vor Dieben

Da Friedhöfe grundsätzlich öffentlich sind, kann sie jeder betreten – in guter wie in böser Absicht. Da hilft wenig, dass eine Tafel am Eingang die Besucher vor Trickdiebstählen warnt.

Straftaten an öffentlichen Ruhestätten sind für das trauernde Paar aus Zürich ein Schlag ins Gesicht. «Es ist letztlich auch ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft», sagen sie und verlassen Hand in Hand den Ruheort ihrer Zwillinge.

*Name der Redaktion bekannt

Grabräuber auch in Neuhausen

Leidenschaftlich pflegt Hansjörg F.* aus Neuhausen am Rheinfall SH das Grab seiner toten Frau. Damit immer ein Lichtlein brennt, hat sich der Witwer für eine elektronische Grabkerze entschieden. Doch auf dem Friedhof Langacker scheinen Langfinger unterwegs zu sein. «In den letzten beiden Wochen wurde zweimal das Grablicht gestohlen», so der Rentner. «Als ich beim Friedhofsgärtner reklamierte, sagte er nur, dass seien bestimmt Raben gewesen.» F.s Kommentar: «Das müssen aber kräftige und sehr geschickte Vögel gewesen sein.» Der Witwer lässt sich nicht entmutigen. In einem Leserbrief in den «Schaffhauser Nachrichten» ätzt er gegen die dreisten Täter und kündigt an: «Liebe Diebe, ich werde trotzdem eine dritte Lampe aufstellen.» Als BLICK nachhakt, bestätigt er: «Die Grabkerze ist bereits gekauft, ich lasse mich bestimmt nicht unterkriegen!»

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