Rottweiler attackiert Spaziergängerin und lässt sie schwer verletzt zurück
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Resozialisierung nützte nichts:Dieser Rottweiler attackierte 2019 eine Spaziergängerin

Nach Rottweiler-Attacke von Horgen ZH
Hunde-Experte fordert schweizweite Verschärfung

Rottweiler Slobo tötete im Oktober 2019 beinahe Miriam Z. (77) in Horgen ZH. Nicht die erste Attacke des Rüden. Seine Halter hatten keine Probleme, den Rottweiler zu kaufen. Denn: Diese Rasse gilt nicht als bewilligungspflichtig – und genau das soll sich ändern.
Publiziert: 07.06.2022 um 15:43 Uhr
Der Rottweiler-Rüde Slobo griff immer wieder Menschen an. Zuletzt hätte er fast eine Seniorin in Horgen ZH getötet.
Foto: zVg
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Johannes Hillig

Eigentlich wollte Miriam Z.* (77) nur einen Spaziergang machen. Doch die kleine Runde in Horgen ZH in Richtung Zürichsee endete für die Seniorin beinahe mit dem Tod. Rottweiler Slobo griff sie plötzlich von hinten an. Der Rüde biss mehrmals zu und verletzte Miriam Z. schwer. Nur mit Glück überlebte sie die Attacke.

Die Besitzerin des Hundes, Dragica B.* (34), suchte das Weite und liess die blutende Seniorin zurück. Sie und ihr Ex-Mann Radan B.* (35) müssen sich deswegen seit Dienstag vor dem Bezirksgericht Horgen ZH verantworten. Dragica B. blieb dem Prozess zum Auftakt fern. Nächste Woche findet der zweite Verhandlungstag statt.

Bereits vor dem Angriff machte Slobo Probleme. Ehepaar B. hatte den Rottweiler nicht unter Kontrolle. Der Rüde griff mehrfach Menschen an. Kein Wunder: Die Rasse ist anspruchsvoll, erklärt Oliver Weber (50) aus Rothenfluh BL. Er ist Verhaltensexperte für Hundepsychologie und arbeitet seit mehr als 20 Jahren mit Hunden und ihren Haltern.

«Je nach Körpergrösse und Masse braucht es eine spezielle Ausbildung»

Für ihn ist klar: Nicht das Tier steht in der Verantwortung, sondern der Mensch. «Gerade bei einem solchen Hund mit einer derartigen Körpermasse und Bisskraft darf es keinen einzigen Vorfall geben, bei dem Mensch oder Tier zu Schaden kommen. Der Umgang und die Haltung mit so kräftigen Hunden verzeiht keinen einzigen Fehler», sagt der Hunde-Experte zu Blick.

Für anspruchsvolle Rassen gibt es eine bestimmte Liste. Manche Kantone verbieten sogenannte Listenhunde, andere setzen Bewilligungen voraus. Eine klare Regelung gibt es nicht. Jeder Kanton handhabt das anders. Während im Kanton Tessin z.B. gleich mehrere Rassen, darunter auch der Rottweiler, verboten sind, gibt es im Kanton Uri keine Einschränkungen. Im Kanton Zürich steht der Rottweiler nicht auf der Liste. Kein Verbot, keine Bewilligung nötig.

Weber zu Blick: «Im Kanton Zürich stehen nur wenige Hunde auf der Verbotsliste. Das bedeutet aber nicht, dass man sich hier einfach so jede Rasse ohne Auflagen zulegen kann. Je nach Körpergrösse und Masse braucht es eine spezielle Ausbildung.» Das Konzept findet er gut. Ausbildung statt Verbot.

Keine bestimmte Rasse als gefährlich brandmarken

Und dennoch: Der Hunde-Experte plädiert für eine Verschärfung der Regelung. «Der aktuelle Fall ist tragisch und zeigt, dass sich was ändern muss. Die Haltung von Hunden mit erhöhtem Gefahrenpotenzial müsste kantonal an entsprechende Ausbildung und Trainings geknüpft werden. Nicht nur im Kanton Zürich, sondern schweizweit.» Es gehe dabei nicht darum, eine bestimmte Rasse als gefährlich zu brandmarken, sondern um deutlich zu machen, welche Hunde anspruchsvoll in der Haltung sind.

Gleichzeitig betont der Hunde-Experte: «Rottweiler sind nicht gefährlicher als andere Rassen.» Allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen. «Dann, wenn sie ab Welpenalter ausgiebig sozialisiert, geprägt und entsprechend ausgebildet sind. Und genau da besteht die Schwierigkeit.» Dennoch gäbe es auch viele positive Beispiele. «Es gibt viele Rottweiler in der Schweiz, die einen guten Charakter haben und artgerecht gehalten, trainiert werden und zum Beispiel in Familien mit kleinen Kindern leben. Die richtige Führung und der Umgang sind entscheidend mit dem Hund.»

Genau in dem Punkt haben Dragica B. (34) und ihr Mann Radan B. versagt – und das hätte die Zürcherin Miriam Z. fast das Leben gekostet. Rottweiler Slobo wurde inzwischen eingeschläfert.

* Namen geändert

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