«Danke für die faschistische Einstellung»
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Sänger wütend nach Absage:«Danke für die faschistische Einstellung»

Nur Stunden vor Auftritt
Zürcher Bar sagt Konzert von Musiker ab – wegen Rastas

In der Zürcher Bar «Das Gleis» wird nur Stunden vor dem Auftritt eines weissen Rasta-Musikers das Konzert abgesagt. Laut ihm sei die Absage mit seinen Dreadlocks begründet worden.
Publiziert: 17.08.2022 um 15:30 Uhr
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Aktualisiert: 20.08.2022 um 15:22 Uhr

Eigentlich wollte der österreichische Musiker Mario Parizek am Dienstagabend in der Zürcher «Gleis»-Bar auftreten. Doch kurz vorher wird ihm sein Auftritt abgesagt. Der Grund: seine Dreadlocks. Das berichtet «Züri Today».

Seit seinem 13. Lebensjahr trägt der weisse Musiker Dreadlocks. «Aber heute bin ich aufgefordert worden, dass ich das Konzert nicht spielen darf, weil ich weiss bin und Dreadlocks habe», sagt Parizek in einem Instagram-Video. Dieses hat er offenbar bereits im «Gleis» aufgenommen.

Er habe sich Rastas wachsen lassen, weil er «in einem ziemlich rechten Dorf aufgewachsen» sei, erklärt der Musiker weiter. «Ich habe mir damals gedacht, dass ich diesen rechten Leuten zeigen will, dass es auch andere Leute gibt. Heute werde ich von der linken Ecke deshalb diskriminiert.»

Das Konzert von Mario Parizek wurde nur Stunden vorher abgesagt – wegen seiner Dreadlocks.
Foto: Screenshot Instagram /marioparizek
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Für die Entscheidung des Lokals habe er keine Worte. Er fügt aber an: «Grossen Applaus ans Gleis für diese mehr oder weniger faschistische Einstellung.» Parizek zeigt auf seinem Instagram-Account die Wandverzierungen der Bar und spielt den Ball der kulturellen Aneignung zurück: «Und chinesische Schirme hams a no auf der Deckn.»

«Gespräch wurde vehement abgelehnt»

Das «Gleis» war für Blick für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar. Gegenüber «Züri Today» teilt die Bar mit: «Wir werden einen anderen Weg finden, ein Statement abzugeben.»

Am Mittwochnachmittag folgt dann die Erklärung auf der Instagram-Story des Lokals «Das Gleis ist ein Ort, der offen sein soll für alle», heisst es in dem Schreiben. Auch Sänger Mario Parizek wollte man diesen «Space» geben – bis einige Personen aus dem Team der Bar ihre Bedenken geäussert haben. «Aus Rücksicht gegenüber den Personen, die sich hierzu geäussert hatten, haben wir uns dazu entschieden, das Konzert abzusagen.»

Man habe, so das «Gleis», mehrmals versucht, mit Parizek Kontakt aufzunehmen, allerdings wurden angebotene Gespräche immer wieder «vehement abgelehnt».

Auch in Bern kam es zu Konzertabbruch

Schon Ende Juli kommt es wegen «kultureller Aneignung» zu einem Konzertabbruch. Der Berner Mundartkünstler Lauwarm muss sein Konzert abbrechen. Der Grund: mehrere Besucher äussern während des Konzerts «Unwohlsein mit der Situation». Dies teilte die Brasserie Lorraine auf Facebook mit.

Gestört hatten sich einige Gäste an der Tatsache, dass Lauwarm als weisser Musiker Reggae-Musik spielt – eine aus Jamaika stammende Musikrichtung. «Nach einem Gespräch haben wir uns zusammen dafür entschieden, das Konzert abzubrechen», so die kollektiv geführte Beiz. Es sei dabei um die Thematik «kulturelle Aneignung» gegangen. (zis)

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