Patricia P. (56) trauert um ihre geliebte Tochter Ivonne R. (†30)
«Es ist seltsam, dass es so still ist um diesen schrecklichen Fall»

Ihr Seelenschmerz ist tiefer als jedes Meer. Patricia P. (56) hat ihre Tochter Ivonne (†30) verloren. Sie wurde in Embrach ZH umgebracht. Der Täter (38) soll der Ex-Mann der Getöteten sein – es gibt eine gemeinsame Tochter (9). Wo diese ist, fragt sich nun Patricia P.
Publiziert: 29.02.2024 um 12:11 Uhr
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Aktualisiert: 29.02.2024 um 18:50 Uhr
Ivonne R. (†30) wurde im Oktober 2023 in Embrach ZH getötet. Ihre Mutter gab Blick unter anderem dieses Bild ihrer Tochter zur Veröffentlichung frei.
Foto: zVg
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Ralph DonghiReporter News

Patricia P.* (56) ist am Boden zerstört. «Es ist meine Tochter, die in Embrach ZH getötet wurde», sagt sie traurig und übergibt Blick zur Veröffentlichung mehrere Fotos. Dann sagt sie nachdenklich: «Es ist seltsam, dass es so still ist um diesen schrecklichen Fall.»

Ivonne R.* (†30), Blick nannte sie aus Persönlichkeitsschutz bisher Bonita T., wurde in ihrer Wohnung brutal attackiert – und starb im Spital. Nachbarn hatten «Schreie und dumpfe Schläge» gehört und verdächtigten den Vater ihrer gemeinsamen Tochter (9) als Täter.

«Man sagte mir, dass es der Ex-Mann meiner Tochter war»

Sicher war bisher nur: Die Kantonspolizei Zürich verhaftete einen Schweizer (38). Patricia P. bestätigt nun aber, dass es sich um den Ex ihrer Tochter handelt. «Ich habe wenige Tage nach ihrem Tod einen Anruf vom kolumbianischen Konsulat in der Schweiz und die traurige Todesnachricht erhalten», sagt die Krankenschwester, die in Bogotá (Kolumbien) wohnt. «Da sagte man mir auch, dass es der Ex-Mann meiner Tochter war.»

Patricia P. sagt, sie sei geschockt gewesen: «Ich hatte damals um 19 Uhr noch mit Ivonne telefoniert!» Gegen 19.30 Uhr an jenem 1. Oktober 2023 muss es zum Streit gekommen sein. Wie ihre Tochter getötet wurde, weiss die Mutter bis heute nicht, wie sie sagt. «Ich hatte den Behörden in der Schweiz damals mal geschrieben. Aber sie durften mir dazu nichts sagen.»

Sie lernten sich im Internet kennen

Hingegen weiss sie, dass die Romanze der beiden im Internet begonnen hatte. «Meine Tochter besuchte ihn zum ersten Mal im 2010 in der Schweiz», sagt Patricia P. Er habe sie dorthin eingeladen. «Sie kehrte aber zurück, weil sie hier an einer Uni Krankenpflegerin studierte.» Er habe sie dann im August 2011 besucht. «Sie verbrachten viel Zeit in unserem Haus.» Er sei daraufhin wieder in die Schweiz gereist – und sie ihm hinterher.

Im September 2012 hätten sie geheiratet. Am 28. März 2014 sei die Tochter zur Welt gekommen. «Ich hatte guten Kontakt mit Ivonne und meiner Enkelin», sagt Patricia P. «Wir haben oft per Videoanruf geredet.»

Ivonne R. wurde in Kolumbien beerdigt

Nachdem die Leiche ihrer Tochter zurück ins Heimatland gebracht wurde, so Patricia P., «war ihr Gesicht kaum wiederzuerkennen». Sie habe Ivonne nur wegen einer Tätowierung mit dem Namen ihres Ex-Mannes und wegen des Muttermals auf ihrer Stirn erkannt.

Ivonne sei nun auf dem Paradiesgarten-Friedhof beerdigt, etwas ausserhalb von Bogotá, sagt die Mutter traurig. Noch viel trauriger mache sie, dass sie nicht wisse, wie es ihrer Enkelin gehe. «Ich weiss nur, dass sie irgendwo bei Pflegeeltern sein soll.» Sie möchte sie «so gerne» an ihrem 10. Geburtstag sehen.

Gab es Streit ums Sorgerecht?

Patricia P. überlegt sich, dafür in die Schweiz zu reisen. «Ich möchte auch mehr zur Tat wissen.» Sie wisse nur, dass ihre Tochter zuletzt Angst vor ihrem Ex hatte, dass er teils gewalttätig war und es wohl ums Sorgerecht ging.

Die Zürcher Oberstaatsanwaltschaft sagt auf Nachfrage von Blick, dass gegen den Beschuldigten ein Strafverfahren «wegen des Verdachts auf ein vorsätzliches Tötungsdelikt» geführt werde. Er befindet sich nach wie vor in U-Haft. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Kesb wohl für Tochter von Ivonne R. zuständig

Fragen zur Tochter der Getöteten kann die Staatsanwaltschaft aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht beantworten. Unter anderem auch darum, weil solche Fragen in die Zuständigkeit der Kesb fallen. Doch diese muss den Schutz ebenfalls gewähren. Was kann Patricia P. nun tun?

Laut Staatsanwaltschaft sei ihr im Rahmen des Verfahrens einen Rechtsbeistand zur Wahrung ihrer Interessen als Privatklägerin beiseitegestellt worden. Der Rechtsvertreter habe das Recht auf Akteneinsicht gemäss den vom Gesetzgeber formulierten Vorgaben der Strafprozessordnung.

Patricia P. sagt, sie erhalte zu wenig Informationen

Patricia P. bestätigt, dass sie einen Anwalt habe. «Aber leider informiert er mich nicht über alles», sagt sie. Sie wisse nur, dass ihre Tochter eines unnatürlichen Todes starb. Und: Die Sozialarbeiterin, die für ihre Enkelin zuständig sei, «informiert mich ebenfalls nicht gut genug».

Seit dem Tod ihrer Tochter fragt sich Patricia P. jeden Tag: «Warum nur hat er meine Tochter getötet?» Sie sei intelligent gewesen, habe einen starken Charakter gehabt und ein gutes Herz. Die Mutter ist untröstlich: «Ivonne musste am Ende ihr Leben geben, weil sie nur das Beste für ihre kleine Tochter wollte.»

* Name bekannt 

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