Prozess in Zürich
Mann zahlte mit Corona-Kredit Zalando-Bestellungen

Ein Mann beantragte Corona-Kredite mit falschen Angaben, um mehr Geld zu bekommen und zahlte damit unter anderem Zalando-Bestellungen. Dafür musste sich der 24-Jährige am Mittwoch vor dem Bezirksgericht Zürich verantworten.
Publiziert: 29.09.2021 um 20:15 Uhr
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Aktualisiert: 29.09.2021 um 21:14 Uhr

Das Bezirksgericht Zürich hat am Mittwoch einen 24-Jährigen zu einer Freiheitsstrafe von neun Monaten bedingt verurteilt. Er hatte beim Antrag für einen Corona-Kredit falsche Angaben gemacht – und mit dem Geld unter anderem Rechnungen beim Versandhändler Zalando bezahlt.

«Er wusste, dass die Bank seine Angaben nicht genau überprüfen wird», sagte die Richterin bei der Urteilseröffnung. Dies habe er ausgenutzt und beim Antrag vorsätzlich falsche Angaben gemacht. «Mit dem Geld haben Sie Schulden getilgt und Ihre Firma ausgebaut.»

Gemäss Staatsanwalt erhielt er dank geschönter Angaben einen Covid-Kredit in der Höhe von 50'000 Franken. Maximal 36'000 Franken wären ihm jedoch zugestanden, also 14'000 Franken weniger.

Vor dem Bezirksgericht wurde am Mittwoch einem Brasilianer der Prozess gemacht. Er hatte beim Antrag für einen Corona-Kredit falsche Angaben hinterlegt, um mehr Geld abzukassieren.
Foto: Philippe Rossier
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Zahlte unter anderem die Miete für seiner Mutter

Mit der bedingten Freiheitsstrafe von neun Monaten wegen Betrugs und Urkundenfälschung folgte das Gericht vollumfänglich dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Zusätzlich zur Freiheitsstrafe erhielt der Brasilianer zudem die Auflage, 36'000 Franken zurückzuzahlen.

Der Covid-Kredit fiel wegen geschönter Zahlen nicht nur zu hoch aus, das Geld wurde auch noch anders verwendet als vom Bund vorgesehen. Statt damit ausschliesslich die laufenden Kosten seiner Versicherungsberatung zu decken, zahlte der Angeklagte Kreditkartenschulden, Zalando-Einkäufe, seine Handy-Rechnung und die Miete seiner Mutter.

Zudem kaufte er mit einem Teil der staatlichen Hilfe einen Aktienmantel, um seine Einzelfirma in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Firmen-Expansionen dürfen aber nicht mit Corona-Krediten finanziert werden.

Bank hätte besser kontrollier sollen

Für die Zahlungen hatte der Beschuldigte jeweils eine gute Begründung parat. So hätte sich sein Geschäftshandy und sein Büro bei seiner Mutter befunden. Der Kauf des Aktienmantels sei zudem schon lange geplant gewesen und deshalb in Ordnung.

Sein Anwalt hatte vergeblich argumentiert, dass sich die Banken bei den Corona-Krediten nicht völlig aus der Verantwortung ziehen könnten. «Der Credit Suisse wäre es problemlos möglich gewesen, Belege für die Anzahl Mitarbeiter oder für die Angaben zu verlangen.» Die Banken hätten damals «so viele Kredite wie möglich» vergeben wollen, weil sie ja kein Risiko hätten tragen müssen.

Mittlerweile ist er Vater geworden

Die Covid-Verordnung besagt jedoch, dass der Gesuchsteller der Wahrheitspflicht unterliegt. «Die genau Prüfung ist nicht vorgesehen, weil es eben formlos und unbürokratisch Kredite brauchte», sagte die Richterin dazu.

Das Beratungsunternehmen des 24-Jährigen ist mittlerweile Vergangenheit. Seine Zeit als Unternehmer ist damit bis auf Weiteres vorbei. Ab kommender Woche ist der junge Vater, der bereits wegen Betrugs vorbestraft ist, wieder als Angestellter tätig. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. (SDA)

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