Schweizer Veranstalter nach dem tödlichen Messer-Anschlag von Solingen (D)
«Das Sicherheitskonzept wird ständig überarbeitet»

In Solingen (D) hat am Freitag ein islamistischer Terrorist drei Menschen mit einem Messer getötet und weitere verletzt. Die Gefahr eines solchen Anschlags nehmen auch Veranstalter und Polizei in der Schweiz ernst. Sie sind auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen.
Publiziert: 27.08.2024 um 20:16 Uhr
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Aktualisiert: 27.08.2024 um 21:51 Uhr
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Daniel JungRedaktor News

2016 erschütterten zwei islamistische Terroranschläge Europa: Am französischen Nationalfeiertag fuhr Attentäter Mohamed L. (†31) mit einem Lastwagen in Nizza an der Strandpromenade durch eine Menschenmenge und ermordete dabei 86 Personen, mehr als 400 wurden verletzt. 

Ein halbes Jahr später steuerte ein Terrorist Anis A. (†24) einen Sattelzug in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt auf dem Berliner Breitscheidplatz. 13 Personen starben, 64 weitere wurden verletzt. 

In der Folge wurden die Sicherheitsmassnahmen rund um Veranstaltungen in vielen Ländern Europas angepasst. So werden seither auch in Schweizer Städten spezielle Anti-Terror-Poller oder Fahrzeug-Rückhalte-Schwellen installiert. 

In anderthalb Wochen findet in Zürich das Knabenschiessen mit grosser Chilbi statt.
Foto: keystone-sda.ch
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Scholz will Waffenrecht verschärfen

Seit dem Angriff auf das Stadtfest von Solingen (D) vom letzten Freitag wird nun intensiv über die Abwehr von Messer-Angreifern diskutiert. Der Syrer Issa al H. (26) hatte an der 650-Jahr-Feier von Solingen drei Menschen getötet und acht verletzt. 

Bereits kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz (66) an, die waffenrechtlichen Regelungen für Messer zu verschärfen. Doch hat der Anschlag auch Auswirkungen auf die Sicherheitsvorkehrungen rund um Veranstaltungen in der Schweiz?

«Der Vorfall ist sehr tragisch und hat einen Einfluss»

In anderthalb Wochen findet in Zürich das Knabenschiessen mit Chilbi statt, gemäss Eigenwerbung «s grööscht Zürcher Volksfäscht». Die Sicherheit der Besucherinnen und Besucher sei natürlich ein ernstes Thema, sagt Presse-Chef Stefan Bachmann (38). «Das Sicherheitskonzept wird ständig überarbeitet.» In die Lagebeurteilung fliesse auch der Anschlag von Solingen ein. «Der Vorfall ist sehr tragisch und hat einen Einfluss», sagt Bachmann. Es gelte jedoch, Ruhe zu bewahren. 

«Bezüglich der Sicherheitsmassnahmen rund um das Knabenschiessen führt die Stadtpolizei Zürich laufend Lagebeurteilungen durch», sagt Mediensprecher Pascal Siegenthaler. Dies geschehe stets unter Berücksichtigung der aktuellen Lagebeurteilung des Bundes.

«Thema nicht aufbauschen»

Im Kanton Zürich stehen neben dem Knabenschiessen in nächster Zeit auch diverse Chilbis oder die Rad-WM an. Die Kantonspolizei will jedoch aus polizeitaktischen Gründen nichts über zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen sagen. «Die Kantonspolizei Zürich analysiert laufend die aktuelle Situation und steht mit Partnerorganisation in Kontakt», sagt Mediensprecher Ralph Hirt. Der Anschlag von Solingen sei sehr tragisch. «Wir wollen das Thema aber nicht aufbauschen.»

In St. Gallen gehen in anderthalb Monaten wieder die Tore der Olma auf, der grössten Publikumsmesse der Schweiz. Auch hier werden Gefahren für die Sicherheit laufend neu beurteilt, wie Petra Imhof von den Olma Messen St. Gallen erklärt. «Wir stehen in engem Austausch mit verschiedenen Partnern, insbesondere der Stadtpolizei St. Gallen», sagt sie. Die Olma verfüge über ein Sicherheitskonzept, das bei Bedarf angepasst werden kann. 

«Es braucht die Bevölkerung»

«Ein Angriff wie in Solingen kann jederzeit und überall passieren», sagt Hanspeter Krüsi, Mediensprecher der Kantonspolizei St. Gallen. «Wir haben ganz grossen Respekt davor.» Um möglichst viele Gewalttaten zu verhindern, brauche es sensibilisierte Bürger, die der Polizei melden, wenn mit einer Person etwas nicht stimme, wenn sich jemand verändert habe. «Ich denke hier an Eltern, Kollegen, Lehrpersonen oder Lehrmeister», sagt Krüsi. Denn eine islamistische Radikalisierung oder eine Verschlechterung des Geisteszustandes geschehe nicht von einem Tag auf den anderen. «Wir brauchen die Bevölkerung», sagt Krüsi, «absolute Sicherheit gibt es nicht.»

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