Schwester Margrit (71) darf Weihnachten nicht nach Hause
Ex-Geisel muss sich in der Schweiz vor sudanesischen Rebellen verstecken

Margrit Schenkel (71) wurde Anfang Oktober im Sudan entführt. Jetzt ist sie zurück in der Schweiz. Nach Hause darf sie aber nicht. Die Schweizer Behörden fürchten um die Sicherheit der Entwicklungshelferin.
Publiziert: 22.12.2017 um 20:43 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 16:01 Uhr
Nach 39 Tagen in Gefangenschaft: Margaret Schenkel nach ihrer Freilassung am Flughafen der sudanesischen Hauptstadt Khartum.
Foto: REUTERS/Mohamed Nureldin Abdallah
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Dominique Rais

Die Schweizerin Margrit Schenkel (71) wurde vor zweieinhalb Monate im Sudan entführt. Die bewaffneten Männer waren am 7. Oktober in ihre Wohnung, nahe der Stadt Al-Fashir im Norden Darfurs, eingedrungen und hatten die Krankenschwester verschleppt (BLICK berichtete).

39 Tage lang befand sich Schenkel in den Fängen ihrer Entführer. Am 15. November ist es sudanesischen Sicherheitskräften dann gelungen die Entwicklungshelferin zu befreien. Schenkel wurde daraufhin nach Khartum, in die Hauptstadt des Sudan, gebracht. Dort hielt sie sich nach ihrer Entführung für unbestimmte Zeit auf, wie es aus ihrem Umfeld hiess.

Jetzt ist Margrit Schenkel zurück in der Schweiz. Doch die Odyssee der 71-Jährigen ist noch nicht zu Ende. Denn in ihre Wohnung nach Bonstetten ZH kann Schwester Margrit nicht zurückkehren – vorerst.

Zurück in der Schweiz bangen Behörden um Schwester Margrits Sicherheit

Die Schweizer Behörden erachten eine Rückkehr derzeit als «zu gefährlich», wie «TeleZüri» berichtet. Denn in der Schweiz lebende sudanesische Rebellen könnten es auf Schenkel abgesehen haben, so die Befürchtung. Amnesty International geht davon aus, dass ein grosser Teil sudanesischer Rebellen als Asylsuchende in die Schweiz kommen. Wann Schenkel wieder in ihr Zuhause zurückkehren kann, bleibt ungewiss.

Die Befürchtungen der Schweizer Behörden sind nicht grundlos. Nach einem Vortrag der Entwicklungshelferin im Rahmen des Chilbi-Gottesdienstes im August ist es zu einem Zwischenfall gekommen. Sie wurde von sudanesischen Rebellen verbal attackiert. Ihr wurde vorgeworfen mit dem aktuellen Regime im Sudan zu kollaborieren. Nur wenige Tage später wurde die 71-Jährige entführt.

Schenkel war ein letztes Mal in den Sudan gereist, um nach 43 Jahren im Dienst der Entwicklungsarbeit in der krisengebeutelten Region ihr Vermächtnis an ihre Nachfolgerin weiterzugeben. Im Anschluss plante Schenkel in die Schweiz zurückzukehren, um in Bonstetten ihren Lebensabend zu verbringen.

Unerbittlicher Bürgerkrieg in westsudanesischer Region Darfur

Die Entführung der Schweizerin geschah in der westsudanesisch gelegenen Region Darfur. Dort tobt seit knapp 15 Jahren ein unerbittlicher Bürgerkrieg zwischen Rebellen und der sudanesischen Armee sowie mit ihr verbündeten Milizen.

Als Motiv für die Verschleppung der 71-Jährigen führte ein Sudan-Experte, der anonym bleiben will, gegenüber BLICK eine Lösegeldforderung an. Zum Zeitpunkt der Entführung bestanden Spannungen zwischen der in jener Region operierenden Miliz und der lokalen Regierung. «Die Miliz wurde seit einiger Zeit nicht bezahlt. Es ist keine unübliche Praxis, den Forderungen durch solche Aktionen Nachdruck zu verleihen», so der Sudan-Kenner.

Gemäss Uno sind seit 2003 mehr als 2,5 Millionen Menschen vor den immer wieder aufflammenden Kämpfen aus der Region geflohen. Der nach wie vor andauernde Konflikt soll Schätzungen zufolge über 500'000 Menschen das Leben gekostet haben.

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