Brandanschlag auf Zürcher Villa – gegen Masken-Millionäre!
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Bekennerschreiben aufgetaucht:Brandanschlag gegen SVP-Masken-Millionäre!

Stadtpolizei Zürich ermittelt
Brandanschlag auf Zürcher Villa – gegen Masken-Millionäre!

An der Kantstrasse in Zürich ist in der Nacht auf Donnerstag ein Brand gelegt worden. In einem Bekennerschreiben erklären die Täter, sie hätten damit die beiden Jung-Unternehmer treffen wollen, die mit einem Masken-Deal zu Multimillionären wurden.
Publiziert: 30.07.2020 um 16:38 Uhr
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Aktualisiert: 31.07.2020 um 11:18 Uhr
Georg Nopper

Ein paar Flaschen Benzin, zwei Autoreifen. Damit haben Unbekannte in der Nacht auf Mittwoch an der Kantstrasse in Zürich einen Brand gelegt. In einem per E-Mail an BLICK gesandten Bekennerschreiben erklären die Täter, mit dem Brandanschlag im Garten der Villa eines Zürcher Wirtschaftsanwalts hätten sie die «dort ansässige Emix Trading AG» treffen wollen.

Die Emix Trading GmbH gehört den zwei Jung-SVP-Unternehmern Riccardo D.* (22) und Sascha L.* (23), die am Anfang der Corona-Krise mit einem Masken-Deal über Nacht zu Multimillionären wurden. Die beiden kauften sich nach ihrem erfolgreichen Deal gemäss «Inside Paradeplatz» zwei neue Bentleys für rund 250'000 Franken pro Stück sowie einen Ferrari für 2,5 Millionen Franken.

An falscher Adresse

Die Stadtpolizei Zürich bestätigt den Brandanschlag auf Anfrage von BLICK. Das Feuer sei im Bereich des Briefkastens gelegt worden. Das zeigt auch ein Foto, welches die Täter mit ihrem Bekennerschreiben mitschickten. «Der Schaden ist nicht beträchtlich», sagt Stadtpolizei-Sprecher Marc Surber. Die Ermittlungen würden laufen.

Die Verfasser des Bekennerschreibens schickten dieses Foto als Beweis an die BLICK-Redaktion.
Foto: zVg
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Was den Tätern offenbar entging: Die Emix Trading GmbH hat ihren Firmensitz seit April dieses Jahres nicht mehr an der Adresse in Zürich, sondern in Zug. Ihr Motiv machen die Brandstifter im Bekennerschreiben deutlich: Die Firmeninhaber hätten das Leid vieler Menschen «schamlos ausgenutzt», indem sie durch überteuerte Maskenverkäufe an den Bund dick Kasse gemacht hätten.

10 Millionen Hygienemasken an die Schweiz verkauft

Diese schamlose Bereicherung sei «der Anlass, warum wir uns heute Nacht mit einigen Flaschen Benzin und Autopneus ins Stadtzürcher Villen-Quartier aufgemacht haben».

Die Jungunternehmer, die auch schon mit alt Bundesrat Christoph Blocher für ein Selfie posierten, verkauften ihre Masken an den Bund. Zu einem überrissenen Preis, wie verschiedentlich kritisiert wurde. Die Armeeapotheke kaufte von der Emix Trading GmbH 10 Millionen Hygienemasken und 500'000 FFP2-Masken. Die Masken gingen nicht nur an die Schweiz, auch Deutschland und Frankreich sowie die Benelux-Länder waren Abnehmer der damals hoch begehrten Emix-Masken.

Keine geschäftlichen Beziehungen

Der Besitzer der Villa an der Kantstrasse, Wirtschaftsanwalt Bruno Becchio (79), kann nicht verstehen, weshalb ausgerechnet er attackiert wurde. Geschäftlich oder als Anwalt habe er nie etwas mit Emix Trading zu tun gehabt. «Mit meinem zunehmendem Alter wurde die Anwaltskanzlei immer kleiner», sagt er zum BLICK. «Deshalb haben wir angefangen, Bürofläche zu vermieten.» Unter anderem hätten sich die beiden Emix-Unternehmer bei ihm eingemietet.

«Die beiden Jungs machten mir einen anständigen Eindruck», sagt Becchio. Mit der SVP habe er jedoch nichts am Hut. «Ich stamme aus einer Tessiner Eisenbahnerfamilie, die traditionell der SP nahestand. Ich selber habe mich politisch stets nach der Sache und nicht nach einer Partei orientiert.»

Peter Ackermann, Investor und Mitgründer von Emix Trading, bestätigt dem BLICK, dass zwischen Emix und Becchio beziehungsweise dessen Kanzlei keinerlei geschäftliche Beziehung besteht. «Wir waren da nur Mieter», sagt Ackermann.

Millionen Gratis-Masken für Bedürftige

Dass Emix die Masken zu einem überrissenen Preis verkaufte, will Ackermann nicht auf sich sitzen lassen. Die Firma habe bereits seit fünf Jahren Geschäfte mit China gemacht und sei deshalb beim Ausbruch der Pandemie in der Lage gewesen, rasch zu handeln. So habe sie zuerst Masken von Indien nach China und ab Februar «Masken in bester Qualität und zu fairen Preisen» von China nach Europa geliefert. Ackermann: «Emix wurde zu einem der grössten Lieferanten von Masken in Europa.»

In der Schweiz habe Emix nur eine kleine Lieferung an die Armee-Apotheke gemacht. «Ausserdem stellte Emix mehrere Millionen Masken über die Kantone an Bedürftige gratis zur Verfügung», sagt Ackermann.

* Namen geändert

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