«Schockierend, dass sich ein 15-Jähriger so radikalisiert»
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Sicherheitsdirektor Mario Fehr:«Schockierend, dass sich ein 15-Jähriger so radikalisiert»

Tonaufnahme aufgetaucht – Täter soll Messerangriff auf Juden in Zürich gefilmt haben
«Chum da ane!»

Auf Kanälen des Islamischen Staates wird der Angreifer von Zürich gefeiert. Und: Es kursieren Aufnahmen, die während der Bluttat entstanden sein sollen. Offensichtlich hatte niemand in seinem Umfeld gemerkt, das er sich zum IS bekannte.
Publiziert: 05.03.2024 um 20:50 Uhr
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Aktualisiert: 06.03.2024 um 08:12 Uhr

Es sind erschütternde Audio-Aufnahmen, die auf verschiedenen Islamisten-Accounts im Internet kursieren: Entstanden sein sollen sie während des Messerterrors von Zürich vom letzten Samstag, als ein 15-Jähriger mehrfach auf einen orthodoxen Juden einstach. Zu hören: ein panischer Mann, mutmasslich das Opfer. Immer und immer wieder schreit er «Hilfe» und «nein, nein». Und eine Teenager-Stimme, die ruhig und mehrfach auf Schweizerdeutsch «chum da» ruft. Im Hintergrund hupen Autos. Auf Arabisch steht da: «Der Moment des Untertauchens von unserem Bruder und die Schreie der Kreuzfahrer.» Und: «Es gibt keine Sicherheit für sie.» Gemeint sein dürften die Juden. Blick verzichtet darauf, die menschenverachtenden Aufnahmen weiterzuverbreiten.

Auf einem anderen Islamisten-Screenshot zu sehen: ein Bild von einem Kanal des mutmasslichen Täters. Informanten aus seinem Umfeld haben bestätigt, dass es sich tatsächlich um den Account des Täters handelt. Dazu folgender Text: «Der Bruder, der die Operation durchführte, schwor dem Befehlshaber der Gläubigen, Abu Hafs, die Treue.» Bei Abu Hafs handelt es sich um das aktuelle Oberhaupt des Islamischen Staates. Zu sehen ist auf dem Bild auch: Der Kanal des mutmasslichen Täters hat eine Live-Aufnahme ins Internet gesendet.

In der Islamisten-Szene wird das Material schnell verbreitet. Und: Es wird gefragt, ob es zu den erschütternden Tonaufnahmen auch Bildmaterial gibt. «Gibt es einen Clip vom Angriff?», fragt einer. Die Antwort kommt von einem Account, der voll von IS-Propaganda ist: «Ich habe gestern die Highlights gesehen. Ist bei mir installiert.» Der 15-jährige Schweizer mit tunesischen Wurzeln wird überall in Märtyrer-Ästhetik abgefeiert.

Der mutmassliche Täter soll ein Einzelgänger gewesen sein.
Foto: zVg
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Gibt es tatsächlich einen Livestream von der Terrortat in Zürich? Sind die Audio-Aufnahmen echt? Bei den Ermittlungsbehörden hüllt man sich in Schweigen: «Ihre Anfrage beantworten wir aufgrund laufender Ermittlungen nicht.»

Vater des mutmasslichen Täters knallt Türe zu

Daheim beim 15-Jährigen öffnet sein Vater die Türe der Wohnung in einem alten Mehrfamilienhaus und guckt nur ein wenig hinaus, als Blick am Dienstag mit der Familie reden möchte. «Nein», sagt er bloss.

Laut Blick-Informationen hat die Familie mehrere Kinder. Ein Passant sagt: «Die Mutter arbeitet nichts. Und der Vater hat einen Job.» Zudem habe er gehört, dass die Familie ihre Wohnung verlassen müsste, sie aber in einem Verfahren darum kämpfen würde.

«Wir alle von der Familie stehen unter Schock»

Dafür redet spätabends ein enger Angehöriger mit Blick. «Wir alle von der Familie, vor allem auch die Eltern, stehen unter Schock», sagt der gestandene Mann tief betroffen. Niemand von ihnen habe so etwas vorausgesehen. Auch von einer möglichen Radikalisierung hätten sie «nichts gewusst».

Der Angehörige gibt an, dass sich der 15-Jährige immer mehr von seinen Eltern entfernt habe. Aber er übt auch Kritik an der Schule, an der er laut «20 Minuten» ein Einzelgänger gewesen sei und die nichts sagen wollte. «Da er die meiste Zeit dort war, hätte man vor allem in der Schule etwas merken müssen», so der Angehörige weiter.

Hätte Hausarzt etwas merken müssen?

Aber auch der Hausarzt, der den Teenager behandelt habe, trage eine Mitschuld, kritisiert der Angehörige weiter. Denn: «Er hat nicht eine Krankheit, aber eine Art von Autismus.» Und da hätte man auf jeden Fall näher hinschauen sollen, sagt der Angehörige des mutmasslichen Täters weiter.

Mehr möchte die Familie im Moment nicht sagen. «Es geht uns nicht gut», winkt der enge Angehörige ab. Man warte nun die weiteren Ermittlungen ab.

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