Toter Türsteher von Zürich. Jeton G. gesteht und behauptet:
«Ich sah nicht, wohin ich schiesse»

Jeton G., Hauptverdächtiger im Fall des getöteten Türstehers Boris R.(†30) ist geständig. «Ich habe abgedrückt», gibt er zu.
Publiziert: 23.10.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:44 Uhr
Zürich-Affoltern, März 2015: Polizisten beim Opfer.
Foto: 8989-Leserbild
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Von Viktor Dammann

Der gewaltsame Tod des Türstehers Boris R. († 30) von Zürich-Affoltern ist geklärt. «Ich habe abgedrückt», gibt sein Kontrahent Jeton G. (31) zu. «Ich war in totaler Panik.» Sein ­Anwalt Valentin Landmann bestätigt gegenüber BLICK das Geständnis: «Wir werden auf vermeintliche Notwehr plädieren.»

Rückblick: Die beiden Lager um Türsteher und Kampfsportler Boris R. und um den gebürtigen Kosovo-Albaner Jeton G. waren schon lange verfeindet. Gegenseitige Provokationen waren laut In­sidern an der Tagesordnung.

Kurz vor der Tat bedrohte Jeton G. seinen Kontrahenten direkt auf Facebook. O-Ton: «boris, ich fick dis läbe ... du hundesohn.»

Laut Anwalt Valentin Landmann hatte Jeton G. damit auf ihn betreffende Drohungen reagiert. In der Einvernahme durch die Staatsanwaltschaft, in die BLICK Einsicht hatte, führte der Automechaniker aus, Boris R. habe angedeutet, «dass er ­meine Frau und meine Kinder habe».

So kam es am Morgen des 1. März vor einem ehema­ligen Tattoo-Studio an der Wehntalerstrasse zum Showdown.

BLICK fasst die wichtigsten Aussagen von Jeton G. zusammen: «Boris rief mich an und sagte, er suche mich, bis er mich findet», sagt der Todesschütze. Sie hätten sich dann bei ­einer Tankstelle verabredet. Jeton G. ging mit drei Kollegen hin, unter anderen mit dem Türken B.* «Vorher waren wir im Puff etwas trinken.»

Die Gruppe zog ins ehema­lige Tattoo-Studio weiter. Jeton G. hatte offenbar geplant, dort ein ­Internetcafé zu eröffnen. «B. spielte ein bisschen herum mit der Pistole. Er sagte, wenn die anderen ihm etwas antun wollten, würde er sie erschiessen.»

Er habe B. befohlen, die Waffe im Laden zu lassen. «Ich hatte nur meinen Pfefferspray dabei. Wir gingen dann raus.» Die Gruppe trifft auf Boris R. Dieser habe beim Zusammentreffen die Hand von Jeton G. ausgeschlagen.

Rasch eskaliert die Situation: «Plötzlich bekam ich einen Vollschuss Pfefferspray ins Gesicht, ich spürte einen massiven Schmerz und sah überhaupt nichts mehr», so Jeton G. Als darauf mehrere Schüsse fielen, sei er in Panik geraten. «Ich fuchtelte wild um mich, hatte das Gefühl, jetzt werden wir abgemurkst. Eine Hand von mir fasste dann beim Fuchteln eine andere Hand in der Luft. In dieser Hand war eine Waffe», sagt Jeton G.

Er habe realisiert, dass es die Hand von B. war. Jeton G. zu den Schüssen: «Er drückte mir dann den Revolver in die Hand. Ich habe einfach abgedrückt und geschossen. Ich sah nicht, wohin ich schiesse.» Eines der Projektile trifft Türsteher Boris R. tödlich.

Laut Rechtsanwalt Valentin Landmann stützt eine Augenzeugin die Version von Jeton G. «Das bedeutet, dass mein Mandant selber keine Waffe hatte und die Tat somit nicht geplant hat.» Jeton G. fügt an: «Es ist ­etwas Schlimmes passiert. Ich weine und bete jeden Abend.»

Aber: B. belastet seinen ehemaligen Kumpel Jeton G. schwer. Die Version des Türken: Jeton habe ihn angewiesen, die Waffe mitzunehmen. Er habe sie ihm dann auch selber aus der Hand genommen. Heute steht Jeton G. wegen früherer Delikte vor dem Zürcher Obergericht. Er hat ein Urteil des Bezirksgerichts angefochten, das ihm vier Jahre Knast aufgebrummt hatte.

* Namen der Redaktion bekannt

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