Trotz steigender Fallzahlen
Deutlich weniger Corona-Spuren in Zürcher Abwasser

Während die Corona-Fälle in der Zürcher Bevölkerung in die Höhe schnellen, finden sich im Abwasser weniger Spuren des Erregers. Experten suchen nach Antworten.
Publiziert: 31.12.2021 um 13:39 Uhr
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Aktualisiert: 31.12.2021 um 15:20 Uhr

Die Daten aus den Zürcher Abwasserreinigungsanlagen zeigen etwas Ungewöhnliches: Während die Zahl der positiv getesteten Personen neue Höchststände erreicht, werden gemäss des täglichen Lagebulletins der kantonalen Gesundheitsdirektion im Abwasser markant weniger Coronaspuren nachgewiesen.

Weshalb es zu diesem Rückgang gekommen ist, können sich die Gesundheitsdirektion und das kantonale Labor noch nicht genau erklären. Die Analysen und Kontrollen des Abwassers seien normal verlaufen, teilte die Gesundheitsdirektion am Freitag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit.

«Kommunales Abwasser ist eine komplexe Materie»

Womöglich seien über die Festtage einfach viele Leute nicht bei der Arbeit oder nicht Zuhause. Wenn diese Hypothese stimme, sollten die Werte wieder ansteigen. «Wir werden im Verlauf der nächsten Woche voraussichtlich weitere und gesicherte Schlüsse ziehen können.»

Aus den Abwasserdaten lassen sich keine täglichen Entwicklungen herauslesen, es ist auf die Entwicklung über mehrere Wochen abzustellen: «Kommunales Abwasser ist eine komplexe Materie und seine Zusammensetzung wechselt ständig», heisst es dazu auf der Internetseite des Wasserforschungsinstituts Eawag, das das Abwasser-Monitoring mit der ETH Lausanne entwickelt hat. So könnten etwa heftige Regenfälle einen Einfluss haben.

Im Zürcher Abwasser wurden zuletzt deutlich weniger Corona-Spuren nachgewiesen.
Foto: Esther Michel (Archiv)
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Coronaspuren hatten zuletzt immer zugenommen

Gemäss des Lagebulletins, das die Gesundheitsdirektion täglich am späten Nachmittag publiziert, fanden sich von Ende November bis über Mitte Dezember hinaus im Zürcher Abwasser immer mehr Coronaspuren.

Der dabei erreichte Höchststand des Sieben-Tage-Mittels übertraf die Spitzenwerte von Mitte August deutlich, die zum Sommerferienende verzeichnet wurden. Doch dann brachen die Werte ein; sie liegen im aktuellsten Bulletin wieder auf dem Stand von Ende November.

In den Zürcher Testzentren zeigt sich ein anderes Bild. Das Sieben-Tage-Mittel der positiv Getesteten pro 100'000 Personen ging zwar vor Weihnachten auch während ein paar Tagen leicht von rund 100 auf 90 zurück, es steigt seither aber wieder an und hat inzwischen die Marke von 120 erreicht. Das entspricht einem neuen Höchstwert.

Proben seit Ende Mai 2021

Auch in absoluten Zahlen wurden im Dezember neue Höchstwerte erreicht. Am 24. Dezember wurden zum ersten Mal mehr als 2000 neue positive Coronafälle ausgewiesen, und in den vergangenen drei Tagen wurden im Kanton Zürich zwischen 2394 und 2552 neu bestätigte Infektionen registriert.

Seit Ende Mai 2021 werden in zwölf Zürcher Abwasserreinigungsanlagen Proben genommen und auf genetisches Material des Sars-CoV-2-Virus untersucht. Die festgestellte Viruskonzentration soll die Pandemieentwicklung nachzeichnen. Diese Abwassermessung läuft gemäss Angaben der Gesundheitsdirektion einwandfrei.

«Die Daten sind ein weiteres Werkzeug, um die epidemiologische Lage aus einer etwas anderen Sicht zu beobachten», hält die Direktion auf Anfrage weiter fest. Bisher sei zu sehen, dass die Abwasserdaten die Daten der Testungen gut abbilden könnten. «Dies ist wichtig, weil wir damit ein Instrument haben, dass die epidemiologische Lage unabhängig vom Testverhalten der Bevölkerung messen kann.» (cat/SDA)

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