Umsätze in dreistelliger Millionenhöhe mit illegalen Wetten und Glücksspiel
Zürcher Polizei nimmt mutmasslichen Mafia-Boss fest

Am Donnerstag wurde der mutmassliche Boss einer Wett-Mafia in Zürich festgenommen. Er soll mit illegalen Sportwetten und Glücksspielen in der Schweiz Millionen verdient haben – und ein gigantisches Netzwerk leiten.
Publiziert: 18.09.2023 um 15:50 Uhr
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Aktualisiert: 18.09.2023 um 18:28 Uhr

Vier Jahre ermittelte die Polizei gegen einen Mafia-Clan in der Schweiz. Die Vorwürfe: Geldwäsche, illegale Glücksspiele, Drohungen. Die Wett-Mafia soll Millionen mit illegalen Sportwetten und Glücksspielautomaten verdient haben. Am Donnerstag gelang der Polizei dann der Durchbruch: Fünf Verdächtige zwischen 30 und 45 wurden festgenommen – darunter auch Emir Yaman* der mutmassliche Boss der Mafia. 

Seit 2019 ermittelt die Staatsanwaltschaft Zürich bereits gegen den Clan. Yaman und sein Mafia-Geschäft sollen «einen Umsatz in dreistelliger Millionenhöhe erwirtschaftet haben», schreibt die Kantonspolizei Zürich in einer Mitteilung. 

Der Mafia-Boss soll ein weites Netzwerk in der Schweiz aufgebaut haben, das über mehrere Kantone hinausgeht. Mithilfe von IT-Spezialisten und Geldeintreibern gelang es ihm, das Geld einzusacken, das Kunden in meist türkischen Lokalen verspielten.

Die Kantonspolizei verhaftete fünf Personen, die im Verdacht stehen, Millionen mit illegalem Glücksspiel verdient zu haben. Darunter auf der Boss der Wett-Mafia, Emir Yaman.
Foto: Facebook
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Mehrere Millionen Franken Gewinn pro Monat

Auf Webseiten wie etwa siskowin.com, solobet.com oder sportwin.com konnten Kunden Glücksspiele spielen und Sportwetten platzieren. Die Seiten wurden zwar immer wieder durch die Behörden gesperrt, tauchten aber kurze Zeit später in leicht geänderter Form wieder auf. Auch heute finden sich diese Seiten im Netz. Zeitweise soll Mafiaboss Yaman mehrere Millionen Franken pro Monat damit verdient haben, sagt ein Insider zu «SRF».

Ein Grossteil dieser Einnahmen wurde in die Türkei transferiert. Die Gewinne wurden in der Schweiz nie versteuert. «Die Polizei hat zu lange zugesehen», sagt eine Quelle, die anonym bleiben will, zu Blick. «Das ist eine richtige Mafia. Wenn du nicht zahlen kannst, stehen sie zu sechst vor deiner Tür», fährt die Quelle fort. Yaman soll ein regelrechtes Schneeballsystem erschaffen haben, das in den letzten Jahren ausser Kontrolle geriet. Nicht nur die Staatsanwaltschaft wurde darauf aufmerksam. 

Die illegalen Machenschaften des türkisch-schweizerischen Clans deckte SRF investigativ erstmals im Oktober 2022 auf. «Ihr Schakale habt immer noch nicht gelernt, dass es NICHT vorbei ist, bis ich sage, dass es vorbei ist!!!», schrieb Yaman daraufhin selbstbewusst auf Instagram. Doch nun könnte es tatsächlich vorbei sein. Am Tag der Festnahme wurden Gegenstände gesichert und mehrere Immobilien durchsucht.

U-Haft beantragt

Yaman soll laut Polizei in das Bezahlsystem AntePAY involviert gewesen sein. Dabei handelt es sich um ein Prepaid-Bezahlsystem, das etwa für illegale Glücksspiele verwendet wurde – ohne, dass eine Geld-Transaktion nachweisbar war. Zunächst mit Erfolg: AntePAY war immerhin Sponsor des Fussballvereins FC Zürich. Recherchen von SRF Investigativ und Reflekt deuteten darauf hin, dass es hinter AntePAY «nie ein legales, funktionierendes Geschäftsmodell gab». Letztendlich wurde auch hier viel Geld in die Mafia-Kassen gespült. 

Mit Geld kommt auch Einfluss. Der Kopf der Wett-Mafia wurde erst im Juli vom Präsidenten der Nordzyprischen Republik Ersin Tatar (63) empfangen, wie ein Bild auf Facebook zeigt. Zypern gilt als Glücksspiel-Hochburg. Offenbar hatte Yaman vor, sich dort ein zweites Standbein aufzubauen. Das Gericht hat für die fünf Festgenommenen Untersuchungshaft beantragt.

*Name geändert 

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