Zürcher Baufirma unter Betrugsverdacht
Sozialhilfe-Bezüger mit Untermieten abgezockt?

Eine Zürcher Baufirma mietete ein Haus in Winterthur. Darin lebten mehrere Sozialhilfebezüger zur Untermiete. Jetzt kommt heraus: Die Firma sackte mutmasslich viel zu hohe Mieten ein – selber Miete zahlte die Firma angeblich nicht.
Publiziert: 21.06.2023 um 21:42 Uhr
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Aktualisiert: 22.06.2023 um 09:25 Uhr

Eine Baufirma zahlt keine Miete – verlangt von ihren Untermietern aber mutmasslich überrissene Mietpreise. Dieses Abzocker-Verhalten stürzt die betroffenen Sozialhilfeempfänger in eine dramatische Lage.

Zunächst hatte der «Landbote» über den Konflikt zwischen der Hauptmieterin eines Hauses an der Strittackerstrasse in Winterthur ZH und der Besitzerin des Gebäudes berichtet. Konkret: Die Hauptmieterin soll Sozialhilfeempfänger als Untermieter im Gebäude einquartiert haben. Von diesen wurden offenbar zu hohe Mieten verlangt. Als die Inhaberin, eine ältere Dame aus Winterthur, davon Wind bekam, kündigte sie der Baufirma fristlos – und will die Untermieter loswerden. Die Firma focht die Kündigung an.

Zimmer in miserablem Zustand

Gegenüber der Zeitung äusserte sich ein Betroffener (38) zur misslichen Situation: «Ich habe seit Wochen kaum mehr ein Auge zugemacht.» Er lebt mit sieben anderen Sozialhilfeempfängern im Haus. Aufgrund von Betreibungseinträgen ist es ihnen fast nicht möglich, in der ohnehin schon angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt ein Zimmer zu finden.

An der Strittackerstrasse in Winterthur-Töss gibts Knatsch zwischen Mietern. Eine Zürcher Baufirma mietete ein Haus und vermietete es an Sozialhilfebezüger weiter.
Foto: Google Street View
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Der 38-jährige Bewohner beschreibt die Lebensumstände im Haus gegenüber dem «Landboten» als miserabel. Alle acht Personen müssten sich eine Küche und ein Bad teilen. Reparaturen nahmen die Bewohner selber vor – der Hauptmieter kümmerte sich anscheinend nicht darum. «Die Heizung ist kaputt und es wird nichts gemacht.» Ein Zimmer, das als möbliert vermietet wurde, hatte keine Möbel drin. Für die Miete des Zimmers bezahlten die Bewohner rund 1000 Franken.

Besitzer bestreitet Vorwürfe

Zur Schlichtungsverhandlung am Bezirksgericht Winterthur tauchte jedoch niemand von der Firma auf. Die Kündigung galt somit per Ende März: für die Bewohner ein Problem. Denn: Weil ihnen bis anhin noch nicht gekündet wurde, können sie nirgendwo hin.

Die Hausbesitzerin sieht sich nicht in der Verantwortung. Sie sei von der Baufirma in die Irre geführt worden – die hätte ihr gesagt, sie würde das Gebäude als Unterkunft für ihre Mitarbeitenden brauchen. Gegen die Baufirma wurde von der Hausbesitzerin wegen Verdachts auf Betrug und Sachbeschädigung Strafanzeige erstattet.

Auf Anfrage des «Landboten» will die Firma zu den meisten Fragen keine Stellung nehmen. Die Höhe der Untermiete sei Privatsache zwischen der Firma und den Bewohnern. Es stimme nicht, dass im Haus nichts gemacht worden sei. Man habe das abgearbeitet, müsse sich aber auch um andere Gebäude kümmern. Die Besitzerin sei über die Untermieter informiert gewesen. Man versuche, für die Betroffenen eine Lösung zu finden. (ene)

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