Jede zehnte Frau leidet an Endometriose
Nun gibt es Hoffnung auf schnellere Diagnose

Betroffene Frauen warten bei Endometriose oft lange auf einen klaren Befund. Das könnte sich nun auch dank Schweizer Forschenden ändern.
Publiziert: 30.10.2022 um 10:51 Uhr
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Aktualisiert: 03.11.2022 um 15:15 Uhr
Dana Liechti

Starke Periodenschmerzen, Schmerzen im Unterbauch oder beim Sex, ungewollte Kinderlosigkeit: Die Symptome und Folgen von Endometriose sind für betroffene Frauen oft schwer zu ertragen. Trotzdem wird die chronische Krankheit, bei der sich Zellen der Gebärmutterschleimhaut ausserhalb der Gebärmutter im Körper ansiedeln, häufig jahrelang nicht erkannt. Einerseits, weil die Symptome stark variieren. Andererseits, weil selbst sehr starke Regelbeschwerden in der Bevölkerung nicht selten als normal abgetan werden. Kommt hinzu: Um die Erkrankung, die bei jeder zehnten Frau im gebärfähigen Alter auftritt, mit Sicherheit feststellen zu können, ist aktuell noch eine Bauchspiegelung vonnöten. Eine Untersuchung also, die unter Vollnarkose durchgeführt wird und gewisse Risiken birgt.

Nun aber gibt es erstmals etwas Hoffnung für Betroffene: Forschende der Universität Bern und des Inselspitals haben in Zusammenarbeit mit australischen Wissenschaftlern eine Untergruppe von Bindegewebszellen identifiziert, die vorwiegend in der Gebärmutterschleimhaut von Frauen mit Endometriose, nicht aber bei Frauen ohne die Erkrankung vorkommen – man spricht von Biomarkern. Diese werden jeweils mit der Regelblutung abgestossen. Damit könnte eine Entnahme von etwas Schleimhaut aus der Gebärmutter oder sogar einzig eine Probe von Menstruationsblut in Zukunft genügen, um festzustellen, ob eine Frau Endometriose hat oder nicht.

Endometriose ist eine chronische, oft schmerzhafte Erkrankung, bei der sich Zellen der Gebärmutterschleimhaut im Körper ansiedeln.
Foto: Getty Images
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«Wenn sich unsere Resultate in einer grossen Gruppe bestätigen, liesse sich auf der Grundlage unserer Forschung ein schneller und nicht invasiver Diagnosetest entwickeln», sagt Michael Mueller, Co-Direktor der Universitätsklinik für Frauenheilkunde am Inselspital.

Mit dem Test wäre es lediglich noch eine Frage von Tagen, bis Betroffene Klarheit hätten. Verlaufen die Folgestudien wie geplant, könnte der Test in drei bis fünf Jahren auf den Markt kommen.

Doch nicht nur die Diagnosestellung wird in Zukunft wohl einfacher. «Wir haben Anlass zu grosser Hoffnung, dass wir dank der neuen Erkenntnisse auch mehr zu den Ursachen der Endometriose und zu Therapieformen herausfinden können», sagt Mueller.


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