Machtmensch
Elon Musk ist Washington zu einflussreich

Er schiesst Satelliten ins All und füllt Garagen mit Teslas. Jetzt kontrolliert Elon Musk auch noch Twitter. Das ist zu viel, findet Washington.
Publiziert: 30.10.2022 um 10:50 Uhr
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Aktualisiert: 30.10.2022 um 13:43 Uhr
Robin Bäni

Er wollte sich mit Putin um die Ukraine prügeln, verglich den kanadischen Präsidenten Justin Trudeau mit Adolf Hitler und nannte Joe Biden eine «feuchte Sockenpuppe». Hinter diesen Aussagen steckt kein Komiker, sondern ein Mann, der es todernst meint: Elon Musk (51). Die einen lieben ihn, die anderen hassen ihn. Fest steht: Er ist der reichste Mann der Welt – und wohl auch der mächtigste.

Am Donnerstag kaufte er Twitter für 44 Milliarden Dollar. Wer die Plattform besitzt, spielt in der obersten Liga der Tech-Giganten mit. Wie sich Twitter unter Musk verändert, bleibt abzuwarten. Insider behaupteten gegenüber der «Washington Post», Musk plane drei Viertel aller Stellen zu kürzen. Insgesamt arbeiten 7500 Personen für den Konzern. Musk bestätigte das Gerücht nicht. Er verkündete gegen Spaltung und Radikalisierung vorzugehen. Wie das mit weniger Personal zu erreichen ist, bleibt offen. Klar ist: Für Musk bedeutet die Übernahme einen weiteren Machtzuwachs.

Was dabei irritiert: Bis zum Schluss stand der Deal nicht fest. Musk verkündete im April, den Kurznachrichtendienst kaufen zu wollen und unterzeichnete einen Vertrag. Im Juli dann ein Rückzieher, Twitter verklagte ihn. Die Gerichtsverhandlung war auf vorgestern Freitag angesetzt. Musks Aussichten zu gewinnen standen schlecht. Einen Tag vor Prozessbeginn einigten sich Musk und Twitter.

Wehe, er lässt die Muskeln spielen. Elon Musk ist wohl der mächtigste Mann der Welt.
Foto: Getty Images for The Met Museum/Vogue
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Nach Lust und Laune

Das Hin und Her zeigt: Der Unternehmer ist unberechenbar und impulsiv. Seine Launenhaftigkeit bewies er auch jüngst im Ukraine-Krieg. Dank seiner Satelliten von Starlink kann die ukrainische Armee im Krieg kommunizieren. Doch Mitte Oktober verkündete Musk, das Satellitenprojekt nicht länger finanziell zu unterstützen. Daraufhin versagte an der gesamten Front die Kommunikation. Musk forderte eine Subventionierung durchs Pentagon. Als das amerikanische Verteidigungsministerium Bereitschaft signalisierte, lenkte der Unternehmer ein. «Zur Hölle damit», schrieb er auf Twitter. Er werde nun doch weiterhin die Kosten des Starlink-Einsatzes tragen.

Seine Entscheidungen haben längst geopolitische Tragweite. Auch das amerikanische Militär verwendet Starlink-Satelliten. Sein Raumfahrtunternehmen SpaceX produziert Raketen für die Nasa. Für den Westen ist das zurzeit die einzige Möglichkeit, Astronauten in die Umlaufbahn zu schiessen. Musk kontrolliert mehrere Firmen, die über die Zukunft der Welt entscheiden könnten. Dazu gehört auch der Autogigant Tesla oder das Unternehmen Neuralink, das Gehirnimplantate entwickeln will, um Gedanken auf Computer zu übertragen. Rein kommerziell lässt sich Musk nichts vorwerfen. Er gelangte auf legalem Weg zu diesem Einfluss – und dank Unsummen an staatlichen Krediten und Subventionen sowie dank staatlicher Aufträge. Doch was geschieht, wenn er seinen Einfluss in politisches Kapital ummünzen will? Musks Macht beunruhigt Politikerinnen und Politiker in Washington zunehmend. Deswegen erwägt die US-Regierung, seine Unternehmen «auf nationale Sicherheitsaspekte» zu überprüfen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg.

Es wäre nicht das erste Mal, dass die US-Regierung einen mächtigen Player in die Schranken weist. 1911 zerschlug Washington das Monopol des Erdölriesen Standard Oil. Bei Musk dürfte sich das jedoch schwieriger gestalten. Ein zu mächtiges Unternehmen kann in kleinere Firmen aufgebrochen werden. Doch was macht man mit einem übermächtigen Mann?

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