Ist das der ekligste Vertrag aller Zeiten?
230 Millionen für 22-fach beschuldigten Football-Star

Trotz schwerer Vorwürfe von sexueller Gewalt darf NFL-Top-Quarterback Deshaun Watson in Cleveland einen Mega-Deal unterschreiben. Ein Vertrag, der dem Team um die Ohren fliegen könnte.
Publiziert: 22.03.2022 um 19:10 Uhr
Emanuel Gisi

Noch nie haben die Cleveland Browns den Super Bowl gewonnen. Vielleicht ist das die Erklärung dafür, dass der NFL-Underdog aus dem US-Rostgürtel gerade alles aufs Spiel setzt: Den guten Ruf, den guten Geschmack, den guten Willen seiner Fans. Die Browns haben Deshaun Watson (26) verpflichtet, einen der besten Quarterbacks der Liga – und gleichzeitig der grösste Problemfall in der an Problem-Profis nun wahrlich nicht armen National Football League.

Watson wird beschuldigt, fast zwei Dutzend Frauen sexuell missbraucht zu haben. Er habe während seiner Zeit bei den Houston Texans Masseurinnen zum Oralsex gezwungen, auf andere soll er ejakuliert haben, manche habe er begrabscht oder mit seinem Penis berührt. 22 Zivilklagen liegen gegen ihn auf dem Tisch.

230 Millionen schwerer Vertrag

Schwere Vorwürfe in grosser Zahl. Es kommt aber noch dicker: Die Browns haben Watson gerade einen neuen Vertrag gegeben. 46 Millionen US-Dollar kassiert der Passer bis 2027 jedes Jahr, die komplette Summe ist garantiert. Sprich: Im Gegensatz zur überwältigenden Mehrheit der NFL-Verträge kann ihm nicht gekündigt werden, ohne dass jeder einzelne Cent der 230 Millionen ausbezahlt wird. Selbst wenn er verurteilt oder im Gefängnis landen sollte. Bizarr.

Superstar mit Riesenproblem: NFL-Quarterback Deshaun Watson soll 22 Frauen sexuell belästigt haben.
Foto: keystone-sda.ch
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«Die Browns verkaufen ihre Seele für den Super Bowl», bringt es die Sportjournalistin Marla Ridenour in der Lokalzeitung «Akron Beacon Journal» auf den Punkt. Für Kritiker ist klar: Zu viele Chefs in der NFL haben die Schwere solcher Vorwürfe immer noch nicht verstanden. Auch Atlanta, Carolina und New Orleans bemühten sich um Watson.

Was für Watson spricht: Verurteilt ist er bis anhin nicht. Zuletzt entschied eine Grand Jury in Texas, den Fall aus Mangel an Beweisen nicht strafrechtlich zu verfolgen.

Wird Deshaun Watson trotz allem gesperrt?

Die 22 Fälle aber werden nun einer nach dem anderen aufgerollt. Und die Liga könnte ihn nach dem eigenen Disziplinar-Katalog sperren. Für physische Gewalttaten sind Sperren vorgesehen, mehrere Profis wurden in den letzten Jahren tatsächlich auch aus dem Verkehr gezogen.

Passiert das Watson auch, bezahlen die Browns nicht nur mit den drei Erstrunden-Picks, die sie nach Houston schicken mussten, und den 230 Millionen, sondern auch sportlich. Viele Beobachter würden ihnen das längst gönnen.

Star-Quarterback Deshaun Watson soll mehrere Masseurinnen belästigt haben

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