Clint Capela im Final-Fieber
«Ich opfere mich defensiv für die Mannschaft»

Nachdem er sieben Spiele gegen Philadelphia-Star Joel Embiid bestritten hat, steht Clint Capela vor der nächsten Herausforderung: Der zweifache NBA-MVP Giannis Antetokounmpo der Milwaukee Bucks
Publiziert: 23.06.2021 um 18:05 Uhr
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Aktualisiert: 23.06.2021 um 18:06 Uhr
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Grégory Beaud

Clint Capela und die Atlanta Hawks haben nicht viel Zeit, um sich auszuruhen. In der Nacht auf Sonntag haben sie sich für den Final der Eastern Conference qualifiziert. Zwei Tage später ist Clint Capela bereits in Milwaukee, bereit zum Einsatz. Am Telefon erzählt er: «Wir haben nach dem Spiel in Philadelphia geschlafen. Es war eine entspannende Zeit nach einer langen Serie. Es fühlt sich gut an, ein wenig Zeit zum Geniessen zu haben.» Vor allem nach einer intensiven Serie wie der gegen Joel Embiids 76ers. «Ich glaube, die Leute wissen nicht, wie es ist, wenn man Nacht für Nacht gegen so einen Spieler antritt.

«Man muss bei jedem Ballbesitz aktiv sein», erklärt Capela. «Und Embiid ist schwer. Sehr schwer, sogar. Es ist fast unmöglich, ihn zu bewegen, wenn er den Ball im Spielfeld hat.» Mit 130 Kilo und 213 cm trägt der Kameruner den Spitznamen «Mount Cameroon» – als Hommage an den höchsten Berg seines Landes. «Die grösste Herausforderung ist, einerseits aggressiv zu sein und andererseits keine Fehler zu machen. Mein Ziel war es, jeden seiner Schüsse abzuwehren und mich systematisch zwischen ihn und den Korb zu stellen.» Aber das klinge einfacher, als es sei.

Weniger Punkte, aber mehr Wirkung

In dieser atemlosen Serie liegt nach einem Blick auf die Statistik der Schluss nahe, dass Clint Capela nicht so viel Einfluss hatte als sonst. Mit 10,6 Punkten und 10,3 Rebounds pro Spiel skorte er deutlich unter seinen Durchschnittswerten. «Ich denke, wenn man sich das Spiel ansieht, kann man das nicht sagen», lacht der Romand. «Aber es stimmt, dass das Defensivspiel auf dem Statistikblatt weniger hervorgehoben wird. Woran ich mich erinnere, ist, dass ich jeden Abend mehr als 33 Minuten gespielt habe. Und jedes Mal gegen Embiid. Wenn man in den Playoffs auf dem Platz nicht nützlich ist, spielt man nicht. Ich opfere mich für die Mannschaft in der Verteidigung auf, weil ich weiss, dass ich so am meisten zum Sieg beitrage. In den Playoffs denken die Trainer nicht zweimal darüber nach, einen auf die Bank zu setzen. Mein Punktestand ist zweitrangig.»

Clint Capela ist mit Atalanta in den Playoff-Halbfinal eingezogen.
Foto: keystone-sda.ch
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Hawks-Assistenztrainer Nate McMillan stimmt in der Pressekonferenz nach dem Spiel zu. «Ich denke, Clint hat in der Defensive einen hervorragenden Job gemacht.» Die Verbissenheit zahlt sich in den letzten Minuten des Spiels aus. «Man konnte sehen, dass sie müde waren. Wir haben einfach so weitergespielt wie bisher und waren aggressiv.»

Ein weiterer Berg, den es zu erklimmen gilt

Diesen Mittwoch spielen die Hawks Spiel 1 gegen die Milwaukee Bucks um Superstar Giannis Antetokounmpo. Die Leistungen des Griechen, zweifacher NBA-MVP, werden in der Serie entscheidend sein. Wenn Atlanta eine Chance haben will, müssen sie ihn ausbremsen. Mit 31 Punkten und 13 Rebounds brillierte der 26-Jährige in der letzten Partie gegen Brooklyn. Und Clint Capela wird wahrscheinlich alle Hände voll zu tun haben. «Ich weiss nicht, wie sich der Trainer entscheiden wird», sagt er. «Aber wenn ich gegen Giannis verteidigen muss, werde ich bereit sein.»

Nach Embiid wird die Herausforderung jedoch eine andere sein, da die beiden Spieler, abgesehen von einem ähnlichen Schussvolumen, nicht die gleiche Spielweise haben. «Antetokounmpo greift viel mehr von aussen an. Er hat mehr Geschwindigkeit und schiesst weniger Dreipunktewürfe als Joel Embiid.» In den Playoffs ist die Anpassungsarbeit – und damit die Arbeit des Trainerstabs – entscheidend, um am Ende die Nase vorn zu haben. «Wir machen mehr Videoanalysen als in der Regular Season», erzählt Capela. «Ich spiele jetzt schon eine Weile gegen sie, und ich kenne die Besonderheiten von jedem von ihnen ziemlich gut. Ich weiss, dass ich mich der Herausforderung stellen werde. Und ich weiss, dass das Team dasselbe tun wird.»

Auf dem Weg zu seinem ersten Final?

«Dieses Jahr könnte unser Jahr sein», meint Capela – auch, weil mit mit den LA Lakers oder Utah Jazz schon mehrere Favoriten aus den Playoffs ausgeschieden sind. «Aber das denken sich wohl auch die anderen drei Teams, die noch im Rennen sind.»

Im Laufe seiner Karriere hat der Genfer bereits in einem Conference-Final gespielt. In einem NBA-Final hingegen noch nie. In der Saison 2017-2018 war er mit den Houston Rockets nur einen Hauch von der Qualifikation entfernt. In Spiel 7 gegen Golden State fielen die Rockets auseinander und verloren. «Es wird mir helfen, dass ich schon einmal dort war», sagt der 26-Jährige. «Diese Erfahrung ist wertvoll, wenn man in ein Spiel geht.» Man wisse, worauf man sich einlasse.

Diese Erfahrung half Atlanta, das siebte Spiel auswärts zu gewinnen. «Je länger die Serie andauerte, desto mehr wussten wir, dass sie nicht besser waren als wir», erklärt Capela. Auch wenn man zu Hause immer besser spielt, ist es ganz schön, mit einem Sieg im Rücken nach Hause zu kommen. Die ersten beiden Matches der Serie gegen die Bucks werden in Milwaukee ausgetragen, bevor es zurück nach Georgia geht – Hoffentlich mit mindestens einem Sieg in der Tasche.

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