Exklusiv-Interview mit NBA-Star Sefolosha
«Ich ging vom Himmel in die Hölle»

Ärger mit Polizei, Verhaftung, Knast, böse Verletzung! Thabo Sefolosha (31) redet über sein schwieriges Jahr.
Publiziert: 08.07.2015 um 20:03 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:30 Uhr
Sefolosha gestern als Lehrer in seinem Basketball-Camp für Kinder, das er bereits zum 9. Mal durchführt.
Foto: Sven Thomann
Von Sandro Inguscio (Text) und Sven Thomann (Fotos)

BLICK: Sie lächeln. Gab es Tage, an denen Sie Ihr Lachen verloren hatten?
Thabo Sefolosha:
Es gab viele Tage, an ­denen ich mein Lachen verloren hatte. Es war zuletzt eine sehr schwierige Zeit. Dem Team zusehen zu müssen, wie es Erfolg hat, nicht helfen zu können. Als Athlet lebt man für diese Momente, und ich wurde dieser beraubt. Trotzdem will ich nicht zulassen, dass die Dinge, die am Ende der Saison passiert sind, das Positive zunichtemachen.

Ihnen wurde von der Polizei vorgeworfen, Sie seien bei der Verhaftung aggressiv gewesen. Irgendwie schwer vorstellbar, wenn man Sie kennt.
Den Leuten, die mich kennen, musste ich mich nicht erklären. Ich kann nicht viel darüber sagen. Am 9. September ist die Gerichtsverhandlung, ich hoffe, dass dort die Wahrheit ans Licht kommt.

Schon letztes Jahr haben Sie sich vor den Playoffs verletzt. Jetzt erneut. Dann der Fall in New York. Hadern Sie mit dem Schicksal?
Mein Leben könnte doch weit schlimmer sein. Trotz allem. In meinem Leben passieren so viele grossartige Dinge, da kann ich mich nicht beklagen. Das Leben spielt manchmal so. Was dich nicht tötet, macht dich stärker.

Was gibt Ihnen die Kraft in solchen Momenten?
Meine Leidenschaft zum Basketball lässt mich kämpfen. Dazu kommt meine Familie, meine Töchter. Ich kämpfe nicht für mich alleine, sondern auch für sie.

Wie sehr hat Ihre Familie unter dem Vorfall gelitten?
Es war sehr hart für sie. Meine Töchter haben es zwar nicht wirklich realisiert, aber für meine Frau war es sehr schwierig. Mein Coach rief sie morgens um 7 Uhr an und sagte ihr, dass ich im Gefängnis sitze. Und ich sass da in der Zelle und konnte nicht mit ihnen reden.

Im Januar noch alles rosa. Im April sitzen Sie im Knast. Wie fühlt sich das an?
Als ob du innert kürzester Zeit vom Himmel in die Hölle gerätst. Ich hatte kurz vor dem Vorfall mit meinem Bruder telefoniert, ihm vorgeschwärmt, wie super alles läuft, dass ich mich auf die Playoffs freue. Und das nächste Mal, als ich ihn am Telefon hatte, war ich im Hotelzimmer, nachdem ich 14 Stunden in einer Gefängniszelle gesessen hatte.

Was ging Ihnen während dieser 14 Stunden durch den Kopf?
Ich dachte an meine Familie, mein Team, die NBA. Ich machte mir Sorgen um mein schmerzendes Bein, wusste nicht, wie schlimm es ist. Ich hoffte nur, dass nicht alles ausser Kontrolle gerät.

Was gibt Ihnen jetzt den Glauben, dass alles gut kommt?
Ich sage mir: Es hätte alles viel schlimmer kommen können. Ich versuche weiterhin, jeden Tag zu geniessen, Spass am ­Leben zu haben. Ich will auf den Platz ­zurückkehren und mich wieder wohlfühlen. Der Traum, den Titel nächste Saison zu gewinnen, ist noch grösser geworden.

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