NBA-Star Sefolosha spricht über die Polizeigewalt in den USA
«Ich hatte Angst, erschossen zu werden!»

Der Schweizer NBA-Star Thabo Sefolosha wurde in den USA selber Opfer von Polizeigewalt. Mit BLICK spricht er jetzt über die Probleme in seiner Wahlheimat und warum Donald Trump ein Desaster wäre.
Publiziert: 22.07.2016 um 08:13 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:48 Uhr
Im April 2015 wurde Thabo Sefolosha in New York brutal verhaftet und verletzt. Offenbar nur weil er schwarz und in der Nähe eines Tatorts war.
Foto: DUKAS
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Sandro Inguscio

Wie erleben Sie diese aktuelle Orgie der Gewalt in den USA?
Thabo Sefolosha:
Es ist einfach nur sehr traurig, diese von Woche zu Woche steigende Zahl von Toten zu sehen. Auf Seiten der Bevölkerung und der Polizei. Es ist alarmierend!

Sie leben seit zehn Jahren in den USA. Wie erleben Sie selbst die Gewalt in Amerika?
Auch ohne die Polizeigewalt ist die USA ein Land, in dem man sehr viel Gewalt zu sehen bekommt. Seit ich in Amerika lebe, wurden die Spannungen zwischen einzelnen Gemeinschaften immer stärker. Ob zwischen den Rassen, Religionen oder politisch Andersdenkenden.

Auch Sie wurden Opfer eines solchen Vorfalls. Sie wurden vor gut einem Jahr in New York von mehreren Polizisten brutal niedergeschlagen, festgenommen und verletzt. Offenbar nur, weil Sie schwarz und in der Nähe eines Tatorts waren.
Die Statistiken und mein Fall zeigen klar: Die Chance, dass man in den USA als dunkelhäutiger Mann festgenommen und in Handschellen gelegt wird, ist viel grösser, als als weisser Mann. Das kommt von Stereotypen, den die US-Medien von Dunkelhäutigen zeichnen. Ich glaube, dass dieses Bild von Schwarzen, gemischt mit Wut und Angst, die Quelle all dieser brutalen, tödlichen Verhaftungen und Vorfälle ist.

Die ganze Gewalt eskalierte zuletzt, nachdem in zwei Fällen schwarze Männer von weissen Polizisten wegen Nichtigkeiten erschossen wurden. Die Umstände bei Ihrer Verhaftung waren im Vergleich viel wilder. Hatten Sie damals Angst, dass auch Sie von der Polizei erschossen werden könnten?
Ja. In diesem Moment ging mir tatsächlich durch den Kopf, dass diese Situation sehr hässlich enden könnte.

Sie haben sich erfolgreich vor Gericht gegen die Polizei gewehrt und wurden so zum Vorbild der #Blacklivesmatter-Bewegung. Unterstützen Sie die Protest-Bewegung, die sich für die Rechte Schwarzer einsetzt, immer noch?
Natürlich bin ich der Meinung, dass das Leben aller wichtig ist. In Bezug auf die Geschehnisse in den USA unterstütze ich aber die Black-Lives-Matter-Bewegung. Ich hoffe, sie finden Wege um die Rolle der schwarzen Bevölkerung dadurch wirklich zu stärken.

Sind Sie besorgt, dass diese Gewalt noch schlimmer wird und ausser Kontrolle gerät?
Es ist sehr alarmierend, dass Menschen es selber in die Hand nehmen und Polizisten im Namen der 'Gerechtigkeit' oder aus Wut töten. Es ist richtig zu sagen, dass das US-System in gewissen Punkten kaputt ist und viele Menschen ungerecht behandelt werden. Aber in Zeiten wie diesen, müssen wir Toleranz und Verständnis für unser Gegenüber predigen, denn Gewalt ist niemals die Lösung.

Die ganze Problematik eskaliert ausgerechnet vor den US-Präsidentschaftswahlen. Entweder Hillary Clinton oder Donald Trump muss sich diesen Problemen annehmen. Wem trauen Sie es zu Lösungen zu finden?
Ehrlich gesagt, ich bin der Meinung, dass Trump ein Desaster wäre. Vor allem in diesen Themen. Ich war ein grosser Fan von Bernie Sanders. Wie auch immer: Die USA ist das einflussreichste Land der Welt. Angesichts all dieser Probleme, die wir zur Zeit haben, werden diese Wahlen äusserst entscheidend sein für die Zukunft von uns allen.

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