Unrasiert, ungeschminkt, ungeimpft
Brooklyn ist das nächste Super-Team – und will werden wie Real und Barça

Drei illustre Superstars, den Titel als Ziel und den Traum, die Welt zu erobern – die Brooklyn Nets sind derzeit die unterhaltsamste NBA-Mannschaft. Und der Favorit vor der neuen Saison.
Publiziert: 19.10.2021 um 18:03 Uhr
Wo sie sind, ist das Spektakel: Die Brookyln Nets um Kevin Durant (r.) sind der grosse NBA-Favorit.
Foto: keystone-sda.ch
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Emanuel Gisi

Wer es in New York schafft, schafft es überall. Das wusste schon Frank Sinatra und wahrscheinlich hat er recht. Und so werden auch im US-Sport die Champions in verschiedene Kategorien aufgeteilt: Wer in Florida, in Kalifornien oder in Texas einen Titel holt, hat einen exzellenten Job gemacht. Wer sich in der Weltmetropole New York zum Meister krönt, schafft schier übermenschliches. Kaum irgendwo ist der Druck so hoch, sind die Fans so ungeduldig, sind die Medien so brutal. Vielleicht noch in Toronto, wenn es um Eishockey geht. Oder in Philadelphia, wo Footballfans in der Halbzeitpause auch schon mal den Weihnachtsmann mit eisigen Schneebällen bewerfen.

Im Basketball ist die New Yorker Durststrecke am längsten: Seit 1973 haben die New York Knicks keinen Titel mehr geholt, auch dieses Jahr dürfte das ein schwieriges Unterfangen werden. Doch nun kommt es noch schlimmer: In der eigenen Stadt gibt es einen Emporkömmling, der talentiert ist, aufregend und erst noch ein Titelkandidat – die Brooklyn Nets. Die zogen 2012 erst aus New Jersey in die Barclays Arena südlich von Manhattan und sind jetzt drauf und dran, den Knicks die Show zu stehlen.

Kyrie Irving ist keine Verschwörungstheorie zu absurd

Sie tun das dank einer Reihe von Superstars: Mit James Harden, dem Mann mit dem buschigen Bart, der Vorliebe für Stripclubs und dem Sinn für spektakuläre Alleingänge. Mit Kevin Durant, dem möglicherweise besten Spieler der Liga, einer rätselhaften Persönlichkeit, der auch mal mit vulgären Social-Media-Fehden Schlagzeilen macht. Und mit Kyrie Irving, dem Mann, dem keine Verschwörungstheorie zu absurd ist, um sie zu glauben. Kein Wunder also, ist der Über-Guard nicht geimpft und derzeit vom Trainings- und Spielbetrieb ausgeschlossen.

Was können die Lakers?

Das Getöse um Kyrie Irving ersparte LeBron James einige unliebsame Schlagzeilen. Ohne die grossen Diskussionen, die der standhafte Impfgegner Irving und dessen Ausbootung auslösten, wäre die desaströse Vorbereitungsbilanz der Los Angeles Lakers vor dem Ligastart wohl ein deutlich grösseres Thema gewesen. Der Mitfavorit, neben Superstar James und Anthony Davis nun auch noch mit den insgesamt 19-fachen Allstars Russell Westbrook und Carmelo Anthony verstärkt, verlor alle sechs Testspiele. Was das für den Ernstkampf heisst, zeigt sich erstmals in der Nacht auf morgen Mittwoch, wenn die Lakers gegen Stephen Curry und die Golden State Warriors ran müssen. Der Schweizer NBA-Center Clint Capela steht mit Atlanta in der Nacht auf Freitag erstmals auf dem Parkett – zu Hause gegen Dallas.

Das Getöse um Kyrie Irving ersparte LeBron James einige unliebsame Schlagzeilen. Ohne die grossen Diskussionen, die der standhafte Impfgegner Irving und dessen Ausbootung auslösten, wäre die desaströse Vorbereitungsbilanz der Los Angeles Lakers vor dem Ligastart wohl ein deutlich grösseres Thema gewesen. Der Mitfavorit, neben Superstar James und Anthony Davis nun auch noch mit den insgesamt 19-fachen Allstars Russell Westbrook und Carmelo Anthony verstärkt, verlor alle sechs Testspiele. Was das für den Ernstkampf heisst, zeigt sich erstmals in der Nacht auf morgen Mittwoch, wenn die Lakers gegen Stephen Curry und die Golden State Warriors ran müssen. Der Schweizer NBA-Center Clint Capela steht mit Atlanta in der Nacht auf Freitag erstmals auf dem Parkett – zu Hause gegen Dallas.

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Aber auch ohne Irving ist mit Brooklyn zu rechnen, bei den Buchmachern sind die Nets derzeit Meisterkandidat Nummer 1. «Unsere Spielintelligenz ist hoch, jetzt müssen wir es nur noch auf den Platz bringen», sagt Durant zu «SI». «Der letzte Schritt ist der auf dem Parkett.»

Unrasiert, ungeschminkt, ungeimpft

Unrasiert, ungeschminkt, ungeimpft – es scheint ein Erfolgrezept zu sein. Sind die Nets bald womöglich auch die erste Adresse in New York? Ausgeschlossen ist es nicht. «Die Knicks haben ohne Konkurrenz regiert», sagt Sportmanagement-Professor Rick Burton von der Syracuse-Universität der «New York Times». «Aber mit den Sozialen Medien, mit 500 TV-Kanälen und einer Million Webseiten ist Brooklyn nicht mehr so weit weg und wir müssen plötzlich über die Tatsache sprechen, dass die Nets ein viel grösseres Gütesiegel haben als die Knicks.»

In Brooklyn denken sie sowieso längst weit über den Big Apple hinaus. «Wir wollen nicht das populärste NBA-Team in New York City sein», sagt Nets-CEO John Abbamondi. «Wir wollen eine ikonische Sport-Marke werden. Wie Real Madrid oder Barcelona.» Denn wer es in New York schafft, schafft es überall.

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