Jill Krähenbühl wird von Brunner-Hüberli beschenkt
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Nach ihrem Leukämie-Kampf:Jill Krähenbühl wird von Brunner-Hüberli beschenkt

Krähenbühl zurück im Sand
Beach-Talent (17) feiert Neustart nach Leukämie-Erkrankung

Zehn Monate nach der Schock-Diagnose Leukämie steht Jill Krähenbühl wieder im Sand. Die talentierte Beacherin besuchte das Duo Hüberli/Brunner in deren Training vor dem Turnier in Gstaad BE. Die beiden Stars fühlen aus unterschiedlichen Gründen mit dem Teenie mit.
Publiziert: 04.07.2023 um 10:44 Uhr
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Aktualisiert: 04.07.2023 um 15:08 Uhr

Es ist ein besonderer Moment. «Ich bin dankbar, dass ich wieder auf dem Feld stehe. Vor allem, weil es auch für meine Ärzte unerwartet ist, dass ich schon so fit bin.» Das sagt Jill Krähenbühl, 17-jährig, nur viereinhalb Monate nach einer Stammzellen-Transplantation und zehn Monate nach der Schock-Diagnose Leukämie. Dabei steht sie im Sand des Beachcenters Bern und spielt ein paar Bälle mit Nina Brunner und Tanja Hüberli, den Europameisterinnen von 2021. Brunner kennt sie bereits von gemeinsamen Krafttrainings.

Im letzten August bricht für die Teenagerin aus Kloten ZH die Welt zusammen. Die KV-Lehrtochter erfährt, dass sie Blutkrebs hat – und kämpft fortan um ihr Leben. Swiss Volley und seine Stars rufen zu Stammzellen-Spenden auf. Für das Beachtalent sind gleich mehrere Spender gefunden worden. Zum Glück! Denn bei der finalen Untersuchung kurz vor dem Transplantationstermin stellt sich heraus, dass der zunächst ausgewählte doch nicht optimal passt. «Obwohl ich wusste, dass es mehrere gibt, war die Nachricht ein kurzer Schock.» Doch nach fünf Tagen wird bekannt, dass die passendere Spenderin bereit ist.

«Würde der Spenderin gerne Danke sagen»

Die Transplantation findet Anfang Februar statt. Ein bewegender Moment, den Jill Krähenbühl mit ihren Eltern erlebt. «Es war ein Infusionsbeutel mit Stammzellen, der mir das Leben rettet», erzählt sie.

Im Beachcenter Bern besucht Jill Krähenbühl (M.) das Beach-Duo Nina Brunner (l.) und Tanja Hüberli (r.).
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Nach so vielen starken Chemos soll es ihre letzte Therapie sein. Ein Moment, der schwierig zu begreifen gewesen sei. «Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, von einem fremden Menschen gerettet zu werden. Es bedeutet mir so viel.» Gerne würde die junge Sportlerin die Spenderin kennenlernen – doch das ist in der Schweiz nicht möglich. «Ich würde der Person, deren genetischer Zwilling ich nun bin, so gerne Danke sagen.»

Nach der Transplantation muss sich Krähenbühl, die mit ihren Eltern in Kloten nur zwei Minuten von der Beach-Anlage entfernt wohnt, wieder in Geduld üben. Die ersten Wochen schläft sie nur, nach zweieinhalb Wochen darf sie nach Hause. «Ich war antriebslos, durfte nicht unter Leute.»

Wie es der Teenagerin geht, erfährt Nina Brunner (27) regelmässig. Denn ihr Schwiegervater Kurt Brunner ist der Trainer von Jills Trainingsgruppe in Kloten. «Als ich von ihrer Diagnose erfahren habe, war es ein Schock», erinnert sich die Abwehrspielerin, «es tat mir so leid für sie und ihre Angehörige. Ich habe so viel an Jill gedacht, denn durch Kurt bekam ich immer mit, wie es ihr geht.»

Hüberli schrieb ihr einen Brief

Nina Brunners Partnerin Tanja Hüberli (30) geht das Schicksal von Krähenbühl ebenfalls nahe. «Ich war nach meiner Lungenembolie auch in einer ungewissen Situation», so Hüberli. «Bei mir ging es schnell wieder bergauf. Jills Leidenszeit dauerte viel länger. Aber ich kann mich in sie reinfühlen, ein solches Schicksal löst etwas aus in mir.»

Die Blockspielerin wurde von Krähenbühls bestem Freund in deren Chemotherapie-Phasen kontaktiert. Er bat sie, einige Worte an die geschwächte Leukämie-Patientin zu richten. Also schrieb sie der Teenagerin einen Brief ins Zürcher Uni-Spital und schickte ein Turnier-Top mit. Ein zweites sowie ein Cap erhält die junge Beacherin jetzt auch, als sie das Duo nur wenige Tage vor dessen Heimturnier in Gstaad BE im Training besucht. Mit ihrem Trainer wird Krähenbühl diese Woche auch erstmals live bei den Spielen der Schweizer Duos mitfiebern in Gstaad.

Die Gruppenspiele der Schweizer Duos in Gstaad

Elite16-Turnier in Gstaad

Anouk Vergé-Dépré/Joana Mäder: Donnerstag, 6. Juli: 11.00 Uhr, 19.00 Uhr. Freitag, 7. Juli: 18.00 Uhr.
Tanja Hüberli/Nina Brunner: Donnerstag, 6. Juli: 10.00 Uhr, 18.00 Uhr. Freitag, 7. Juli: 12.00 Uhr.
Esmée Böbner/Zoé Vergé-Dépré: Donnerstag, 6. Juli: 9.00 Uhr, 17.00 Uhr. Freitag, 7. Juli: 19.00 Uhr.
Marco Krattiger/Florian Breer: Donnerstag, 6. Juli: 14.00 Uhr. Freitag, 7. Juli: 10.00 Uhr, 16.00 Uhr.

Die Weltserie des internationalen Beachvolleyball-Verbands FIVB heisst seit 2022 «Volleyball World Beach Pro Tour». In den drei Turnier-Kategorien Elite16, Challenge und Future kämpfen die Teams um Preisgeld, Punkte für die Weltrangliste und letztlich auch die Olympia-Qualifikation.

Zuvor waren die Turniere mit Sternen kategorisiert. Gstaad war ein Fünf-Sterne-Turnier und gehört nun auch als Elite16 zur höchsten Kategorie.

Elite16-Turnier in Gstaad

Anouk Vergé-Dépré/Joana Mäder: Donnerstag, 6. Juli: 11.00 Uhr, 19.00 Uhr. Freitag, 7. Juli: 18.00 Uhr.
Tanja Hüberli/Nina Brunner: Donnerstag, 6. Juli: 10.00 Uhr, 18.00 Uhr. Freitag, 7. Juli: 12.00 Uhr.
Esmée Böbner/Zoé Vergé-Dépré: Donnerstag, 6. Juli: 9.00 Uhr, 17.00 Uhr. Freitag, 7. Juli: 19.00 Uhr.
Marco Krattiger/Florian Breer: Donnerstag, 6. Juli: 14.00 Uhr. Freitag, 7. Juli: 10.00 Uhr, 16.00 Uhr.

Die Weltserie des internationalen Beachvolleyball-Verbands FIVB heisst seit 2022 «Volleyball World Beach Pro Tour». In den drei Turnier-Kategorien Elite16, Challenge und Future kämpfen die Teams um Preisgeld, Punkte für die Weltrangliste und letztlich auch die Olympia-Qualifikation.

Zuvor waren die Turniere mit Sternen kategorisiert. Gstaad war ein Fünf-Sterne-Turnier und gehört nun auch als Elite16 zur höchsten Kategorie.

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Ihr Traum, eines Tages Beachvolley-Profi zu werden, hat Jill bei ihrem Kampf zurück ins Leben stets motiviert. Im Mai ist ihr Körper soweit genesen, dass die Teenagerin erstmals versucht, bei ihrer Trainingsgruppe mitzumachen. «Ich musste bei Null anfangen, hatte weder Kraft noch Ausdauer. Sogar das Laufen im Sand war anstrengend. Aber wieder dabei sein zu können, war ein Mega-Gefühl.» Zunächst sind es nur wenige Minuten, die Krähenbühl mitspielen kann.

«Doch irgendwann machte es Klick in meinem Körper und ich musste nur wenige Übungen pausieren.» Seit Juni trainiert sie wieder voll mit. Und ist so dankbar dafür, dass sie den ersten grossen Schritt geschafft hat. «Ich freue mich, wenn ich im Leben wieder dort anknüpfen kann, wo ich vor der Krankheit war und die Leukämie hinter mir lassen kann.»

Noch muss das Beach-Talent regelmässig zu Nachsorge-Untersuchungen, als vollständig geheilt gilt sie in fünf Jahren. Im August darf Krähenbühl in ihrem Lehrbetrieb die KV-Ausbildung wieder aufnehmen. Auch im August würde sie am liebsten ihr erstes Turnier spielen. «Das wäre mein grösster Wunsch», sagt sie strahlend, «realistisch wird es aber nächste Saison.»

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