Hier hören Sie Beni zum letzten Mal am TV
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Das Ende einer Ära:Hier hören Sie Beni zum letzten Mal am TV

Beni sagt bei SRF Tschüss
«Ich wollte keine Abschiedsworte»

Nach 43 Jahren am Mikrofon macht Beni Thurnheer (69) Schluss. Der «Schnurri der Nation» spricht über seinen SRF-Abschied und was er für sein Leben nach dem TV plant.
Publiziert: 31.12.2018 um 01:45 Uhr
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Michael WegmannStv. Fussballchef

Nach Ihrer Zusammenfassung des Eishockeyspiels Lugano gegen Biel letzten Sonntag verkündete Moderator Paddy Kälin, dass dies nun definitiv der letzte Satz von Beni Thurnheer bei SRF war.
Beni Thurnheer: Ja, und wissen Sie, was lustig ist?

Nein.
Eine Stunde nach dem Sportaktuell hörte man mich nochmals für 30 Sekunden in der Tagesschau.

Ihre letzten Worte nach 43 Jahren SRF waren: «Er schiesst jetzt auch noch das Siegtor zum hart umkämpften 6:5 nach Verlängerung für Lugano.» Es hat auch spektakulärere letzte Worte gegeben. Da stimmen Sie wohl zu?
Ich habe mir nichts überlegt, wollte bewusst keine Abschiedsworte. Es war meine letzte Matchzusammenfassung im SRF, so wichtig ist das nun ja auch nicht. Zudem wurde ich ja schon fünfmal zuvor verabschiedet. Erst bei Benissimo, dann bei «Fussball Live», dann im Sportpanorama und, und, und. Ich will doch keinen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde als der Mann, der am meisten verabschiedet wurde.

Beni Thurnheer verabschiedet sich vom Fernsehen.
Foto: Keystone
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Nun ist aber definitiv Schluss beim SRF?
Ja, mit 60 habe ich mir vorgenommen, jedes Jahr zehn Prozent weniger zu arbeiten. Ich bin selbst überrascht, dass ich es so strikte einhalten konnte. Ich habe mit 300 Arbeitstagen begonnen. Dann 270, 240, etc. So war es wie ein sanfter Entzug.

Hatten Sie keine Probleme?
Nein, tatsächlich nicht. Und es ist ja nicht so, dass ich mit Bedauern zurückblicke. Bei gewissen Dingen bin ich auch froh, dass es nun vorbei ist.

Ein Beispiel bitte?
Wenn ich früher einen Match betreute, durfte ich mir Zeit für eine etwa siebenminütige Zusammenfassung nehmen. Heute muss alles viel schneller gehen. Von einem Spiel muss man nun vier verschiedene Beiträge für diverse Sendungen und Kanäle abgeben. Logisch, geht dabei ganz viel Kreativität verloren, mittlerweile wird industriell gearbeitet.

Jetzt sind Sie pensioniert. Keine Angst, dass Sie in ein Loch fallen?
Überhaupt nicht. Ich wollte, dass meine TV-Karriere langsam und sanft zu Ende geht. Wie ein Segelflieger, der landet. Das ist mir gelungen. Gegen Ende habe ich ja nur noch jeweils am Sonntag im Leutschenbach gearbeitet. Oder ich bin eingesprungen, wenn ein Kollege passen musste. Zudem habe ich nebenbei diverse Projekte. Langweilig wird’s mir sicher nicht.

Sie spielten auch im Musical «Odeon» in Zürich mit, das es im Februar nochmals in Andelfingen zu sehen gibt.
Bei den ersten Vorstellungen hatten wir jeweils 20 bis 30 Zuschauer, zuletzt war es immer ausverkauft. Jetzt wird die Vorstellung verlängert, das ist für uns alle ein toller Erfolg.

Um was geht’s im Stück?
Es geht um das berühmte Kaffee Odeon am Bellevue und seine hundertjährige Geschichte mit illustren Gästen wie Lenin, Mussolini, Mata Hari, General Wille, Albert Einstein und andere mehr.

Und Beni National spielt Einstein?
Nein. Ich bin der Stammgast im Odeon und lese Zeitung. Eigentlich sind ich und meine Zeitung als Orientierungshilfe für die Zuschauer gedacht. Dank uns wissen sie immer, in welchem Jahr wir gerade sind. Ich spiele also quasi mich selbst.

Tönt einfach.
Klar ist es nicht die komplexeste Rolle, aber ich bin auch kein Schauspieler. Trotzdem – ganz so einfach ist es nicht: Im Gegensatz zum Moderations-Job darf ich nicht improvisieren. Meine Kollegen wissen sonst nicht, wie es weitergeht.

Man kann Sie auch für Vorträge und Lesungen engagieren.
Von A bis Z mit Beni, ja. Zudem moderiere ich auch Seminare. Zum Beispiel zum Thema Digitalisierung.

Da dürften Sie ja kaum ein grosser Experte sein?
Nein, davon habe ich keine Ahnung. Ich moderiere diese Seminare ja auch nur. Aber ich habe dabei fleissig zugehört und bin zum Schluss gekommen, dass man mit der Digitalisierung leben muss, auch wenn dies nicht jedem passt. Man kann den Fortschritt nicht rückgängig machen, die Zeit läuft.

Sie haben nun auch mehr Zeit für Ihr grosses Hobby, das Reisen. Wie viele Länder haben Sie mittlerweile schon besucht?
94. In Europa habe ich bis auf Moldawien und den Kosovo jedes Land schon gesehen. Die meisten Reisen habe ich natürlich dem SRF zu verdanken. Mit der Schweizer Nati war ich in vielen Ländern. Aber gut möglich, dass bei der nächsten EM-Quali nun Liechtenstein-Fan werde.

Weshalb?
Weil Liechtenstein auf Armenien trifft und ich noch nie in Armenien gewesen bin. Deshalb werde ich mich wohl der liechtensteinischen Fan-Reise anschliessen. Ich hoffe, dass da was organisiert wird. Kasachstan und Israel fehlen mir übrigens auch noch. Schade, dass die Kasachen nicht der Schweiz zugelost wurden.

Dürfen Sie überhaupt noch so oft reisen? Sie sind ja seit kurzem wieder verheiratet.
Naja. Kathrin und ich sind ja schon seit sechs Jahren zusammen. Im September haben wir geheiratet, im November wurde dies dann öffentlich. Dann hat mein Telefon plötzlich ohne Ende geläutet. Jede Zeitung, jede Zeitschrift wollte etwas von uns. Und 24 Stunden später interessierte es plötzlich keinen mehr. Das digitale Medienzeitalter, wo es nur noch um Geschwindigkeit geht, ist schon gespenstisch.

Sie könnten ja nun Präsident des FC Winterthur werden, immerhin wurden Sie schon mal angefragt.
Mit 69 sollte man nicht mehr unbedingt Präsident werden. Zudem fehlt mir dafür auch das nötige Geld. Wissen Sie, wie man als Klubpräsident ein kleines Vermögen anhäuft?

Nein, wie?
Indem man mit einem grossen Vermögen beginnt.

Mit den SRF-Verantwortlichen hatten Sie vereinbart, dass man sich am Jahresende jeweils zusammensetzt und gemeinsam entscheidet, obs noch ein Jahr weitergeht.
Vereinbart war auch, dass keiner sauer sein darf, wenn der andere nicht mehr will.

Wer wollte nun nicht mehr?
Beim Weihnachtsessen wollte ich Roland Mägerle mitteilen, dass ich höchstens noch ein Jahr weitermachen wolle. Er sagte mir dann, dass er nicht mehr mit mir planen würde, da es viele junge Journalisten hat. Das ist für mich auch ganz okay so.

Es wird keinen «Beni National» mehr geben?
(lacht) Ich sage jeweils immer: Als ich beim TV anfing, ging es steil nach oben. Jetzt, wo ich aufhöre, geht’s steil bergab. Der Witz dabei ist, dass es ja stimmt, aber dass dies rein gar nichts mit mir zu tun hat. Ich wurde einfach ins richtige TV-Zeitalter hineingeboren. Heute ist das SRF noch 1/64 des Kuchens, früher war es der Kuchen.

Jetzt ist es fertig. Beni Thurnheer ist vom TV verschwunden. Kennen Sie keine spektakuläreren letzte Worte?
Sie meinen so etwas wie Goethes «mehr Licht»?

Zum Beispiel. Oder das «Hasta la vista Baby» von Arnold Schwarzenegger als Terminator.
(lacht). Fast hätte ja Romain Löffel bei meinem letzten Spiel das entscheidende Tor erzielt. Da ist mir kurz ein Wortspiel in den Sinn gekommen. Aber Wortspiele müssen zwingend passen. Und ich habe den Löffel ja nicht abgegeben. Ich habe nur mit Kommentieren aufgehört. Ich stehe grundsätzlich nicht so auf schnulzige Abschiedsworte. Das ist Selbstüberhöhung. Man darf sich selbst nicht so wichtig nehmen.

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