Skandal um Fury vs. Joshua
Mafia-Boss organisiert Schwergewichts-Kracher

Daniel Kinahan ist ein gefürchteter irischer Mafia-Boss. Jetzt versucht er sich als Veranstalter des grössten Box-Fights der letzten Jahre. Das sorgt für Empörung.
Publiziert: 16.06.2020 um 08:20 Uhr
Emanuel Gisi

Es ist der Superfight, auf den die Box-Fans auf der ganzen Welt warten: Tyson Fury (31) gegen Anthony Joshua (30). Der Mega-Kampf der beiden britischen Schwergewichts-Weltmeister um den Platz ganz oben auf dem Thron.

Doch der Fight hat einen schweren Schönheitsfehler. Ein milliardenschwerer Mafia-Boss hat seine Finger im Spiel: Daniel Kinahan, gemäss den irischen Behörden der Kopf des Kinahan-Clans, der in Irland berüchtigt ist für Waffenschmuggel und Drogenhandel.

Laut Europol zählt Kinahans Bande zu den wichtigsten Kokain-Importeuren Europas, mittlerweile sollen sogar Drogen nach Australien geschmuggelt worden sein. Mehr als zwei Dutzend Menschenleben sollen die irischen Mafiosi in den letzten Jahren auf dem Gewissen haben.

Es ist der Superfight, auf den die Box-Fans auf der ganzen Welt warten: Tyson Fury (31)...
Foto: keystone-sda.ch
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Kinahan wird in Irland polizeilich gesucht und befindet sich in Dubai im Exil. Gemäss dem höchsten irischen Strafgericht und der irischen Polizei «kontrolliert und organisiert» er die Geschäfte des Clans und habe «Verbindungen zu kriminellen Aktivitäten in Europa, Asien, im Mittleren Osten und in Südamerika».

Irische Regierung gar nicht erfreut

Dementsprechend gross war in Irland letzte Woche der Schock, als Fury erklärte, er «habe gerade mit Daniel Kinahan telefoniert. Er hat mich darüber informiert, dass der grösste Kampf in der Geschichte des britischen Boxens in trockenen Tüchern ist. Grosses Lob an Dan, er hat das Ding geschaukelt.»

Mittlerweile hat sich die Politik eingeschaltet. «Ich war verblüfft darüber, was Tyson Fury gesagt hat», so Irlands Regierungschef Leo Varadkar. «Dass er diesen Namen einfach so erwähnt, als ob das nicht jemand wäre, der eine sehr fragwürdige Geschichte in diesem Land und anderswo hat.» Die Polizei müsse intervenieren, fordert Alan Kelly, Chef der irischen Labour-Partei. «Die parasitären kriminellen Aktivitäten dieses Individuums» müssten Sport-Vermarktern, Firmen und TV-Stationen «bekannt gemacht werden».

2016 kam es zu einem Blutbad

Wie die Rolle Kinahans, der noch nie verurteilt wurde, bei der Organisation des Box-Knüllers genau aussieht, ist unklar. In Irland sieht man sein Engagement im Boxsport als Versuch, sein Image reinzuwaschen. Der Gangster-Boss arbeitet bereits mit dem Prinz von Bahrain bei der Organisation von Kampfsport-Events zusammen. Früher mischte er ausserdem beim Boxstall «MTK Global» mit.

Mit blutigen Folgen: Im Februar 2016 kam es in Dublin deswegen zu einem Blutbad. Beim Wiegen am Tag vor dem Boxkampf zwischen dem Iren Jamie Kavanagh und dem Portugiesen Antonio João Bento stürmt eine Truppe Maskierter mit Maschinengewehren einen Hotelsaal und eröffnet das Feuer. Die Männer, zwei von ihnen als Polizisten verkleidet und einer als Frau, knallen Kinahan-Gangmitglied David Byrne (†33) ab.

Mit «MTK Global» ist Fury auch heute noch verbunden. Von den Mafia-Connections Kinahans habe der WBC-Weltmeister aber nichts gewusst, sagte ein Fury-Sprecher.


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