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«Dramatische Auswirkungen» wegen Wett-Flaute
Dem Schweizer Sport fehlen bald Millionen

Kein Sport. Keine Wetten. Das hat Auswirkungen. Dem Schweizer Sport werden bald Millionen fehlen.
Publiziert: 07.04.2020 um 14:57 Uhr
Flaute: Nicht nur bei Sporttip herrscht tote Hose.
Foto: PIUS KOLLER
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Angelo Rocchinotti

Rien ne va plus – nichts geht mehr. «Das Wettangebot ist stark reduziert. Wir danken fürs Verständnis», so der Hinweis auf der Homepage von Sporttip.ch. Und tatsächlich. Wetten können erst wieder für Freitag abgeschlossen werden. Da findet im weissrussischen Fussball der Kracher zwischen Grodno und Bobruisk statt. «Unter der Woche herrscht tote Hose», sagt Willy Mesmer, Mediensprecher bei Swisslos.

Dabei wären es – in normalen Zeiten – goldene Tage für die Wettanbieter. «Spiele in allen grossen Fussball-Ligen. Europacup. Champions League. Hockey-Playoffs. Die Fussball-EM im Sommer. Das wäre eine Hochzeit. Doch nun wurde Sporttip die Grundlage entzogen. Es gibt kaum etwas, was man anbieten kann. Das wird sich dramatisch auf den Umsatz auswirken.»

Noch knapp 10 Prozent des Umsatzes

Die Zahlen sind schon jetzt verheerend. «An Wochenenden machten wir deutlich über eine Million Franken Umsatz. Nun stehen wir bei nicht einmal mehr ganz 10 Prozent.» Was bedeutet das für den Schweizer Sport? Schliesslich flossen im letzten Jahr stolze 134 Millionen Franken in den nationalen- und den Breitensport. «Heuer wird niemand darben müssen», gibt Mesmer Entwarnung. «Es werden die Gelder aus dem Vorjahr ausgeschüttet. Und da machten wir einen sehr schönen Reingewinn, viel mehr als im Jahr zuvor.»

Die genauen Zahlen werden im Mai publiziert. Klar ist hingegen: «Im nächsten Jahr wird es für alle weniger geben. Wir gehen von einigen Millionen aus.» Sporttip macht zwar nur 10 Prozent des Anteils von Swisslos aus und erhält einen fixen Prozentsatz vom Reingewinn der Lotteriegesellschaft. Doch es wird auch weniger Lotto gespielt. «Dabei haben wir aktuell einen der höchsten Jackpots überhaupt.» Im Pott sind 35,8 Millionen.

Auch Euro Millions im Minus

«Auch bei Euro Millions machen wir sehr viel weniger Umsatz. Nicht zuletzt weil in Spanien seit drei Wochen nicht mehr gespielt werden kann. Dort sind nicht nur die Läden dicht. Auch das Internetangebot wurde verboten. Zudem wirken sich die Ausgangssperren in Ländern wie Frankreich oder Belgien aus.» Hierzulande hat sich die Zustellung von Losen verkompliziert. «Wir haben von der Post die Mitteilung erhalten, dass wir täglich nur noch 600 Pakete an die Verkaufsstellen schicken können.»

Anders als im umliegenden Ausland, wo selbst auf Volleyball auf den Philippinen oder Tischtennis in Russland Wetten abgeschlossen werden können, ist das bei Sporttip nicht möglich. «Jedes Produkt, das wir anbieten, braucht eine Bewilligung der Aufsichtsbehörde. Die Reglemente schreiben nicht nur vor, welche Art von Wetten abgeschlossen werden dürfen. Auch die Ligen sind definiert. Das lässt sich nicht von heute auf morgen ändern. Deshalb können wir auch keine eSport-Wetten anbieten.» Zudem habe man die Erfahrung gemacht, dass die Leute auf vertraute Wetten setzen würden.

Doppelter Aufwand – weniger Geld

Bei der Sporthilfe, die einen Teil des Gewinns der Sport-Toto-Gesellschaft erhält, lässt sich der Schaden noch nicht abschätzen. «Unter Druck stehen auch Firmen, die uns Geld spenden, und die Bevölkerung, die uns über Mitgliederbeiträge unterstützt. McDonald’s, ein wichtiger Partner, schloss vor zwei Wochen sämtliche Filialen», sagt Geschäftsführer Steve Schennach. «Durch die Olympia-Verschiebung haben die Athleten denselben Aufwand noch einmal. Es braucht also mehr Geld. Andererseits wird es schwieriger, Geld zu generieren.»

Immerhin: Bei Jahresbeginn boomten die Sportwetten, man lag über den Vorjahreszahlen. Nun lässt sich der Einbruch nicht mehr korrigieren. Anders beim Lotto. Da könnte bereits ein hoher Jackpot im Herbst für Entspannung sorgen. «Sofern die Ausgangsbeschränkungen bis dann aufgehoben werden», so Mesmer.


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