Biografie ist Kassenschlager
Ex-Hockeystar Kevin Lötscher stürmt die Bestsellerlisten

An die Bücher-Charts dachte Kevin Lötscher nicht mal im Traum, als er seine Biografie «Eiszeit» im Herbst veröffentlichte. Entsprechend überwältigt ist er vom Erfolg.
Publiziert: 12.12.2023 um 13:15 Uhr
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Marcel AllemannReporter Eishockey

In seiner Biografie «Eiszeit» hat Kevin Lötscher (35) tabulos seine bewegende Lebensgeschichte niedergeschrieben. Dazu gehörte sein Traum, es als Hockeyspieler bis in die NHL zu schaffen. Sein schwieriger Weg zurück ins Leben, als dieser platzte, nachdem er von einer betrunkenen Autofahrerin umgefahren wurde. Und als Folge des erlittenen schweren Schädel-Hirn-Traumas auch sein mutiger Versuch scheiterte, es nochmals ins Profi-Eishockey zu schaffen. Wie er anschliessend mit Depressionen zu kämpfen hatte und sein Leben zwischendurch ausser Kontrolle geriet, ehe er wieder zu seinem Glück fand. Es ist ein Buch, das unter die Haut geht.

Das fanden offensichtlich auch die Leserinnen und Leser. Kaum war das Buch erhältlich, das er gemeinsam mit Journalistin Nadine Gerber (43) verfasst hatte und im Weber-Verlag erschienen ist, war es auch schon vergriffen. Die zweite Auflage ist anschliessend ebenfalls rasch einmal leergefegt worden, und so liegt inzwischen nach 5000 verkauften Büchern bereits die dritte Auflage in den Regalen der Buchhandlungen.

«Ich hätte mir das nie erträumt»

Lötscher stürmte auch die Besteller-Listen, befand sich zwischen September und November in den Sachbücher-Charts stets in den Top 20, mit den Bestplatzierungen 2 (24. September) und 3 (27. Oktober). «Ich hätte mir das nie erträumt. Es macht mich stolz, dass ich mit meiner Geschichte so viele Menschen erreichen kann», sagt er. Als Lötscher im Frühling zu seinem Buch-Projekt startete, dachte er nie an Bestsellerlisten, sondern es ging für ihn primär darum, nochmals selbst alles zu verarbeiten und auch loszulassen.

Kevin Lötscher beim Signieren seiner Biografie.
Foto: PRIVAT
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Berührend war für ihn so vieles in den letzten drei Monaten. Etwa die zahlreichen Reaktionen von Menschen, die sein Buch gelesen haben. «Ich habe auch jedem zurückgeschrieben und mich bedankt. Denn wer sich die Mühe macht, mir ein Feedback zu geben, hat es auch eine persönliche Antwort verdient», sagt Lötscher. Besonders emotional war die Buch-Vorlesung in seinem Wohnort Murten FR, wo seine Familie und besten Freunde dabei waren. Und sein Mami Carina Lehner jenen Teil, in dem sie im Buch zu Wort kommt, selbst vorlas. «Da liefen mir die Tränen nur so runter, das ging mir sehr nah», erzählt der ehemalige Nati-Spieler, der fünf Tage nach seiner ersten und letzten WM 2011 so schwer verunfallte.

Ein Erfolg, der Lötscher auch fordert

Es sind gerade aufregende Zeiten für Lötscher. «Der Sinn des Buches war es auch, anderen Menschen Werkzeuge mit auf den Weg zu geben, dass sie aus meinen Erfahrungen etwas mitnehmen können», sagt er. Der grosse Erfolg und die vielen positiven Reaktionen haben dem ehemaligen Hockeyprofi, der unter anderem bei Biel, Bern und Lausanne unter Vertrag stand, viel positive Energie gegeben und ihm ein permanentes Lachen ins Gesicht gezaubert. Aber zugleich hat ihn diese intensive Zeit mit zahlreichen Verpflichtungen auch gefordert.

Seit seinem schweren Unfall ermüdet Lötscher schneller als zuvor, nach fünf bis sechs Stunden Arbeit lässt die Konzentration bei ihm nach. Sich selbst nicht zu überfordern, auf sich selbst zu schauen, sich Auszeiten zu gönnen, steht für ihn daher in Zentrum. «Wenn ich dies nicht tue, hat niemand etwas davon», sagt er dazu. Das gehört zu den Kernbotschaften seiner Firma SORGHA, unter deren Dach er auch Referate hält und seine Lebensgeschichte erzählt. Und so gönnt er sich nach der anspruchsvollen Zeit zum Jahresende zwei Wochen Ferien in Costa Rica. Bevor er ins Flugzeug stieg, meinte er zu Blick mit strahlenden Augen: «Ich freue mich riesig aufs Wellenreiten und darauf, einfach mal abzuschalten.»

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