Dübendorf-Crack zwischen Hockey und Hochzeit
Steven Widmer will im Cup Davos ärgern

Es war der emotionalste Cup-Moment des Jahres. 2016 machte Steven Widmer seiner Freundin Melanie nach dem Spiel gegen die ZSC Lions einen Hochzeitsantrag. Jetzt will der Dübendorf-Stürmer gegen Davos erneut für Schlagzeilen sorgen.
Publiziert: 19.09.2017 um 17:24 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 12:50 Uhr
Dübendorf-Widmer mit Verlobter im Hochzeitsstress
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Knapp ein Jahr nach Antrag:Dübendorf-Widmer mit Verlobter im Hochzeitsstress
Daniel Leu (Text) und Sven Thomann (Fotos)

Dübendorf, Kunsteisbahn «Im Chreis», 28. September 2016. In der 1. Cup-Runde verliert der EHC Dübendorf gegen die ZSC Lions 0:4. Nach der Schlusssirene wird es emotional. Dübi-Stürmer ­Steven Widmer (25) zieht plötzlich ein Jackett an, greift sich ein Mikrofon und bittet seine Freundin Melanie (28), die sich das Spiel von der Tribüne aus angeschaut hat, aufs Eis. Als diese – flankiert von den Spielern beider Teams – zum Mittelkreis läuft, geht er auf die Knie und stellt die Fragen aller Fragen: «Willst du mich heiraten?» Ihr «Ja!» geht ­unter dem Applaus der 2500 Zuschauern ­beinahe unter.

Ein knappes Jahr ist seit dem ungewöhnlichen Hochzeitsantrag vergangen. Vermählt sind die zwei noch nicht, das Datum ist aber mittlerweile klar: Am 8.8.18 wird geheiratet. Fürs Blick-Fotoshooting zieht Melanie im Zürcher Brautmode-Geschäft Zauberbraut vor den Augen ihres baldigen Ehemanns schon mal ein Hochzeitskleid an. Gemeinsam erinnert sich das Paar, das sich vor acht Jahren in einer Sportschule kennen- und ­lieben gelernt hat, an den verrückten Abend zurück.

«Vor der Auslosung der ersten Cup-Runde sagte ich meinem besten Freund: Wenn wir die ZSC Lions als Gegner bekommen, ­mache ich meiner Freundin nach dem Spiel einen Antrag», erzählt Widmer. «Und prompt kam es so. Mein Problem: Ich kann eigentlich nichts für mich behalten.

Dübendorf-Spieler mit Heiratsantrag nach Cup-Out
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Der ZSC steht Spalier:Dübendorf-Spieler mit Heiratsantrag nach Cup-Out

Bis zum Spiel ­dauerte es aber noch Monate. Das war ­verdammt schwierig. Doch zum Glück ­verschwatzte ich mich nie.»Deshalb ahnt Melanie während des Spiels noch nichts von der romantischen Aktion. «Ich sass gemütlich auf der Tribüne», erinnert sich Melanie, die früher Synchronschwimmerin war. «Als ich ihn nach dem Spiel im Mittelkreis sah, dachte ich: Was macht er denn da plötzlich? Warum zieht er sich ein Jackett an? Jetzt muss ich das dann wieder waschen.»

«Eine tolle Truppe»

Als Melanie wenig später auf dem Eis ­Stevens glänzende Augen sieht, kapiert sie endlich, was hier gerade geschieht. «Ich weiss aber ehrlich gesagt gar nicht mehr, ob ich Ja ­gesagt habe oder ob ich bloss mit dem Kopf genickt habe.»

Nach dem geglückten Antrag verlieren sich die zwei aus den Augen. Erst Stunden später sehen sie sich zu Hause wieder. ­Steven: «Meli war aber auch dann noch ­völlig durch den Wind. Sie hatte es immer noch nicht so richtig realisiert.»

Für Widmer war es nicht nur wegen des Antrags ein spezielles Spiel, denn der Stürmer stammt aus dem ZSC-Nachwuchs. Als die Lions in der Saison 2013/14 Meister ­wurden, bestritt er während der Quali gar ein Spiel fürs A-Team. Zur grossen Karriere reichte es Widmer trotzdem nicht. «Ich hätte sicherlich bei einem NLB-Klub einen Vertrag bekommen. Doch irgendwann stellte ich mir die Frage, ob ich weiterhin für 1500 Franken im Monat Hockey spielen will?»

Sind seit acht Jahren ein glückliches Paar: Steven Widmer und Melanie.
Foto: THOMANN SVEN
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 Widmer beantwortete für sich die Frage mit einem Nein. Deshalb ist er seit drei ­Jahren «nur» noch Amateurspieler beim EHC Dübendorf. «Auch das macht Spass. Wir sind eine tolle Truppe», sagt Widmer, der mittlerweile hauptberuflich in einem ­Geschäft für Büroeinrichtungen arbeitet.

$Die Cup-Spiele sind dabei eine willkommene Abwechslung. Und auch die Chance zu brillieren. Wie 2015. Damals gewann ­Dübendorf gegen Davos 5:4 nach Verlängerung. «Als wir vor dem Spiel von der Davos-Aufstellung mit den vielen Junioren erfuhren, sagte ich zum Team: Jungs, die können wir schlagen.»

Gesagt, getan. Ob sich die Sensation jetzt wiederholen lässt? «Wohl kaum», sagt ­Widmer, «da müsste aus Davoser Sicht viel schieflaufen.» Und muss sich seine Verlobte auch dieses Jahr nach der Schlusssirene auf etwas gefasst machen? «Nein, nein. Ausser wir gewinnen, dann käme ich wohl leicht ­angetrunken nach Hause.»

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