Highlights von 7 Jahren Cup
Magische Momente, Pannen und ein Zahntechniker als Held

Sportlich endete der Cup am Sonntag, wie er begann: Mit einem Titel des SCB. In sieben Jahren bot er ganz spezielle Geschichten. Schade ist es vorbei damit.
Publiziert: 01.03.2021 um 19:13 Uhr
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Aktualisiert: 15.04.2021 um 14:07 Uhr
Stephan Roth

Die Premiere

2014 wird der Cup wieder aus der Mottenkiste geholt. Und Thun zieht das grosse Los: den SCB. Die Spieler des Erstligisten helfen beim Aufstellen der Tribünen. 3000 Fans füllen die alte Grabengut-Halle bis auf den letzten Platz. Es ist ein grandioses Volksfest. Der SCB gewinnt 7:1. Die Amateure werden wie Helden gefeiert – auch von den SCB-Fans. Thuns Coach Philippe Kunz sagt: «Das nehmen wir ins Grab mit.»

Cup mit Playoff-Charakter

Im Halbfinal 2015 besteht der Cup auch sportlich seine Nagelprobe. In der vollen Postfinance-Arena liefern sich der SC Bern und der ZSC einen Fight mit Playoff-Charakter und jeder Menge Emotionen. Lions-Coach Marc Crawford und Mathias Seger rasten in der Endphase aus. Und Ryan Gardner schiesst die Berner mit einem Last-Minute-Powerplay-Tor in den Final.

Der SCB in der Provinz: Der Start in Thun wird 2014 zum ersten grossen Cup-Volksfest.
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Der Tunnel-Brand

Der SCB empfängt Kloten zum ersten Final seit der Wiedergeburt des Cups. Doch die Zürcher treffen erst mit Verspätung um 19.03 Uhr ein. Der Grund? Mitten im Feierabendverkehr kracht es im Gubrist-Tunnel mehrfach. Dabei gerät ein Fahrzeug in Brand. Nichts geht mehr. Mittendrin: die Flyers. «Plötzlich kam im Radio die Meldung, dass man die Fahrzeuge zur Seite stellen, den Schlüssel stecken lassen und den Tunnel verlassen soll», sagt Chauffeur Fritz Urwyler. Das Team muss die 300 Meter zum Tunnelausgang zu Fuss auf sich nehmen. Während sich Verbandsboss Marc Furrer bereits überlegt, die Flyers mit einem Superpuma einfliegen zu lassen, geht der Tunnel eine Stunde später wieder auf. Den Final, der mit einer Viertelstunde Verspätung beginnt, gewinnt der SCB problemlos mit 3:1.

Der erste Cup-Coup

Vom FC Sion und dem Fussball weiss man, dass das Wallis eine besondere Beziehung zum Cup hat. Und so schafft der EHC Visp im Achtelfinal 2014 auch die erste Überraschung im Hockey. Der B-Meister wirft bei der grossen Cup-Party Davos raus – 4:2. HCD-Coach Arno Del Curto, der einige Stars pausieren lässt, sagt: «Riesen-Kompliment an die Visper.»

Der Stromausfall

Für einmal steht das Churer Hallenstadion wieder im Rampenlicht. 2015 kommen die ZSC Lions. Nach 20 Minuten steht es 3:0 für die Gäste mit dem heutigen NHL-Star Auston Matthews. Der Stimmung unter den 5029 Fans tut dies keinen Abbruch, und eine Fledermaus zieht ihre Runden durch die Halle. Doch dann kommts zum Stromausfall. Der Speaker muss mit einem Megafon aufs Eis. «Wir arbeiten dran», ruft er. Es geht weiter, obwohl der Hauptstrom immer noch nicht funktioniert. Mit gedämpftem Licht und handgestoppter Zeit. Erst im Schlussdrittel ist der Strom dann wieder ganz da. Am Schluss steht es 2:9.

Die Sensation

Auch 2015 wird auf Kosten des HCD Cup-Geschichte geschrieben (nicht zum letzten Mal). Die Davoser, bei denen mehrere Junioren zum Zug kommen, verlieren beim EHC Dübendorf 4:5 nach Verlängerung. Der Cup hat seinen ersten grossen Helden: Zahntechniker Damian Reichart erzielt den Siegestreffer für das Team aus der 1. Liga. «Dieses Tor ist das Highlight meiner Karriere», sagt Reichart, der zehn Stunden nach seiner Heldentat bereits wieder im zahntechnischen Labor in Thalwil ZH steht.

Die Panne

Als Cup-Direktor Willi Vögtlin 2015 die Viertelfinal-Auslosung vornimmt, kommt es zum Zähringer Derby zwischen dem SCB und Fribourg. Nur: Gottéron ist bereits gegen Lausanne ausgeschieden! Nachdem der Fehler festgestellt wird, muss die Auslosung komplett wiederholt werden. Er habe am Abend davor den falschen Zettel abgespitzt, sagt der Weinhändler. «Es ist unverzeihlich und tut mir leid.» Ein Notar hat die Lose überprüft, den Fehlgriff aber nicht bemerkt.

Der Antrag

28. September 2016 – dieses Datum werden Steven Widmer und seine Melanie wohl nie mehr vergessen. Nach dem 0:4 gegen seinen Stammklub ZSC zieht sich der Dübendorf-Stürmer plötzlich ein Jackett an, greift sich ein Mikrofon und bittet seine Freundin aufs Eis. Als diese durch den Spalier der Spielern beider Teams zum Mittelkreis läuft, geht Widmer auf die Knie und fragt: «Willst du mich heiraten?» Ihr «Ja!» geht unter dem Applaus der 2500 Zuschauern beinahe unter.

Dübendorf-Spieler mit Heiratsantrag nach Cup-Out
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Der ZSC steht Spalier:Dübendorf-Spieler mit Heiratsantrag nach Cup-Out

Der Trotz

SCB-CEO Marc Lüthi sagt 2016 vor Duell gegen B-Klub Ticino Rockets: «Was dieses Spiel mit dem Grundgedanken des Cups zu tun hat, weiss ich beim besten Willen nicht. Die Idee war, dass die NLA-Klubs in der ersten Runde in der Region einem Unterligaklub die Kassen füllen.» So wird es eine Überraschung mit Ansage. Der SCB lässt seine Ausländer und Goalie Genoni zu Hause und spielt in Biasca mit neun Junioren. Die Tessiner, mit dem jetzigen Ambri-Coach Luca Cereda an der Bande, gewinnen 2:1 nach Penaltyschiessen.

Das Märchen

2018 krallt sich ein Klub aus der Swiss League sensationell den Cupsieg. Die SCRJ Lakers zerlegen zu Hause Davos im Final mit 7:2. Danach steigt die grosse Feier – Ausnahmezustand und Freinacht in der Rosenstadt! Rund 1000 Leute haben sich unterhalb des Schlosses Rapperswil versammelt. «Unsere Fans sind klasse. So etwas habe ich noch nie erlebt», sagt Goalie Melvin Nyffeler. Die Lakers werden danach auch B-Meister und schaffen den Aufstieg. Das (bisher) einzige Double in der Cup-Neuzeit.

Rappi deklassiert den HCD und ist Cupsieger!
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Die Highlights des Finals:Rappi deklassiert den HCD und ist Cupsieger!
Cupsieger bringen Rappi zum Brennen
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«Unsere Fans sind die geilsten»:Cupsieger bringen Rappi zum Brennen

Der Cup-Killer

Ajoie lässt immer wieder Teams aus der höchsten Spielklasse über die Klinge springen: 2017/18 Lausanne, die ZSC Lions und die SCL Tigers. Zwei Jahre später setzt der jurassische B-Klub mit dem kanadischen Duo Jonathan Hazen und Philip-Michaël Devos noch einen drauf und eliminiert gleich vier NL-Klubs: wieder Lausanne und die ZSC Lions. Dazu noch Biel und Davos. Der Final gegen den HCD am 2.2.2020 (7:3) ist magisch, unvergesslich. 7000 Jurassier sorgen für eine unglaubliche Stimmung.

Bilder aus dem Ajoie-Partybus
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Nach Cup-Sensation:Bilder aus dem Ajoie-Partybus

Der Rekord-Sieg

Im Oktober 2020 zerzausen die Profis des EV Zug in der ersten Cup-Runde die Amateure des EHC Raron aus der 2. Liga, also der fünfthöchsten Spielklasse. Am Schluss steht es 25:1 für die Gäste, Nati-Stürmer Lino Martschini bucht sechs Tore und drei Assists. Den 700 Zuschauern wird etwas geboten. Und das Ehrentor von Flavian Wyer, der Nati-Goalie Leonardo Genoni zum 1:6 bezwingt, wird frenetisch bejubelt.

Alle Eishockey-Cupfinals

1957 Young Sprinters – Zürcher SC 14:0
1958 Lausanne – Young Sprinters 5:11
1959 Servette – Young Sprinters 7:3
1960 Zürcher SC – Visp 5:2
1961 Zürcher SC – Visp 5:3
1962 Ambri – Villars 5:3
1963 Genève – Young Sprinters 3:7
1964 Visp – Zürcher SC 5:2
1965 SC Bern – Villars 5:2
1966 Grasshoppers – Zürcher SC 6:3
1972 Servette – Ambri 2:0/2:3
2015 Bern – Kloten Flyers 3:1
2016 Lausanne – ZSC Lions 1:4
2017 Kloten – Servette 5:2
2018 SCRJ Lakers – Davos 7:2
2019 SCRJ Lakers – Zug 1:5
2020 Ajoie – Davos 7:3
2021 ZSC Lions – Bern 2:5

1957 Young Sprinters – Zürcher SC 14:0
1958 Lausanne – Young Sprinters 5:11
1959 Servette – Young Sprinters 7:3
1960 Zürcher SC – Visp 5:2
1961 Zürcher SC – Visp 5:3
1962 Ambri – Villars 5:3
1963 Genève – Young Sprinters 3:7
1964 Visp – Zürcher SC 5:2
1965 SC Bern – Villars 5:2
1966 Grasshoppers – Zürcher SC 6:3
1972 Servette – Ambri 2:0/2:3
2015 Bern – Kloten Flyers 3:1
2016 Lausanne – ZSC Lions 1:4
2017 Kloten – Servette 5:2
2018 SCRJ Lakers – Davos 7:2
2019 SCRJ Lakers – Zug 1:5
2020 Ajoie – Davos 7:3
2021 ZSC Lions – Bern 2:5

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