So streiken die NL-Teams gegen die Liga-Reform
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Protest nach 1. Bully:So streiken die NL-Teams gegen die Liga-Reform

Klubpräsis nach Spielerprotest
«Schiessen uns alle selbst in Bein»

Die Protest-Aktion der NL-Stars gegen die Hockey-Reform löst bei den Klubs unterschiedliche Reaktionen aus.
Publiziert: 21.02.2021 um 18:31 Uhr
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Aktualisiert: 04.03.2021 um 21:07 Uhr
Angelo Rocchinotti und Bruno Hayoz

Peter Jakob, Präsident SCL Tigers

«Ich bin unglücklich und es ärgert mich, dass wir an diesem Punkt angelangt sind. Es hätte nicht so weit kommen dürfen. Wenn man etwas macht, das unsere Kunden verärgert, müsste man das Ganze noch einmal überdenken. Das sage ich ganz offen. Fans, Sponsoren und Donatoren haben auf ihr Geld verzichtet. Sie alleine haben die Klubs gerettet, nicht die Kredite, die beantragt wurden. Ich bin höchst unzufrieden, dass wir in der grössten Krise nun eine solche Situation geschaffen haben. Es ist nicht alles falsch an dieser Reform. Es gibt gute Elemente. Ziel muss sein, gemeinsam eine Lösung zu finden. Denn alle, die jetzt sauer sind, brauchen wir nächste Saison wieder, wenn es darum geht, Saisonabos zu verkaufen.»

Patrick Stalder, Co-Präsident EHC Biel

«Ich persönlich finde die Aktion in der momentanen Situation enttäuschend. Ein Schuss aus der Hüfte. Wir haben kommuniziert, dass wir an einer Reform arbeiten, führten schon vor Corona Gespräche. Dabei geht es nicht nur um die Ausländerregelung. Es handelt sich um ein Gesamtpaket, das noch nicht verabschiedet wurde. Dass eine Erhöhung des Ausländerkontingents Reaktionen hervorruft, verstehe ich. Ich hatte gehofft, dass wir uns die nötige Zeit nehmen und über die Gesamtlösung diskutieren können. Auch wenn ich nie selbst gespielt habe, ist Hockey Teil meines Lebens. Zudem hat der Nachwuchs seit jeher eine grosse Bedeutung in Biel. Das erkennt man an der Anzahl eigener Spieler, die für die erste Mannschaft auflaufen. Diese Bemühungen wollen wir nicht schmälern. Marc Lüthi sagte kürzlich, wir seien Flaschen in der Kommunikation. Das stimmt. Wir hätten anders kommunizieren müssen. Wir schiessen uns im Eishockey derzeit alle selbst ins Bein.»

Filippo Lombardi, Ambri-Präsident

«Als Klub sind wir selbstverständlich verpflichtet, die Spielzeiten einzuhalten. Persönlich habe ich allerdings ein gewisses Verständnis für die Sorgen der Spieler, die ihre Zukunft aufgrund des neuen Ausländerreglements gefährdet sehen. Am schlimmsten ist es für die «Lizenz-Schweizer». Sie haben ihre ganze Jugend in Schweizer Nachwuchsorganisationen verbracht, mit Herzblut, hohe Kosten und viel Schweiss, sie sind perfekt integriert und werden zurecht als «wie-Schweizer» bezeichnet. Die meisten werden aber ab übernächster Saison kaum noch Platz finden, weil sie dann mit «echten» Ausländern konfrontiert werden. Um es abzufedern, wäre es besser, die Regel «bis 23 Jahren» nur für die neuen Spieler anzuwenden, und diejenigen, die diese Schweizer Lizenz bereits haben bis zum Karriereende spielen zu lassen. Was die gesamte Ausländer-Zahl betrifft, war und bleibt Ambri der Meinung, vier genügen! Wenn es wirklich zu einem Kompromiss mit dem SCB und anderen kommen soll, dann mindestens gestaffelt: 5 Ausländer bei einer 12er-Liga, 6 bei einer 13er und 7 bei einer 14er-Liga. Damit würde man doch immer mehr NL-Plätze für Schweizer als für Ausländer schaffen.

Biels Patrick Stalder gibt sich auch selbstkritisch, kritisiert vor allem die Kommunikation.
Foto: Urs Lindt/freshfocus
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Hubert Waeber, Präsident Fribourg-Gottéron

«Wir nehmen die Spieler ernst. Die Aktion war legitim und sie können ihre Meinung über die Vereinigung kundtun. Noch einmal, die 7 Ausländer kommen nur, wenn das Gesamtpaket stimmt und dies wurde in der Vergangenheit auch mit den Spielern diskutiert. Hinter dem Gesamtpaket stehen wir immer noch. Was die Lizenzschweizer betrifft: Ambri spielt momentan mit 9 Spielern, die ab der Reform als Ausländer zählen. Genf, Lausanne und Lugano holten in den letzten Jahren gute Junioren im Ausland und wollen diese dann nach 5 Jahren als Lizenzschweizer laufen lassen.
Wir haben auch zwei.»

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