Leistung, Schiedsrichter, Liga-Justiz und Gegner
Alles läuft für Bern

Wer will diesen SCB noch stoppen? Die Berner haben nun drei Meisterpucks und könnten morgen in Lugano ihren 14. Titel feiern.
Publiziert: 11.04.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 11:20 Uhr
Bern läuft es momentan rund.
Foto: KEY
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Stephan Roth

In der Qualifikation schien sich noch die Hockey-Welt gegen den SCB verschworen zu haben. Pleiten, Verletzte, Probleme mit dem Druck, Wechsel von Sportchef und Trainer. Doch nun sieht alles anders aus. Der SCB-Express rollt anscheinend unaufhaltsam Richtung Meisterfeier. Alles läuft für Bern.

Bärenstarke Auftritte

Der SCB setzt das Konzept von Lars Leuenberger konsequent um. Der Gegner wird mit gnadenlosem Forechecking in dessen Zone festgenagelt. Die Berner haben enorm viel Energie. Wellenartig zermürben sie mit vier ausgeglichenen Linien jeden Gegner. Das Selbstvertrauen ist grenzenlos. So lassen sich die Mutzen auch nicht aus dem Tritt bringen, wenn sich die Vorteile lange nicht in Tore ummünzen lassen. Jüngstes Beispiel: Topskorer Cory Conacher vergibt Chance um Chance – trifft dann aber in der Verlängerung.

Gnädige Schiedsrichter

Dass der SCB zu Powerplays kommt, ist nicht die Schuld der Schiedsrichter. Die aktivere, physisch starke Mannschaft, die auch unablässig gut Schlittschuh läuft, zwingt den Gegner zu Strafen. Dennoch hat Lugano Anlass zur Klage: In den drei letzten Spielen lassen die Schiedsrichter beim SCB dreimal in einer entscheidenden Phase Gnade vor Recht ergehen: Am Dienstag kommt Beat Gerber für sein Foul an Grégory Hofmann mit einer 2-Minuten-Strafe davon, obwohl der Lugano-Stürmer einen blutenden Cut davonträgt. Am Donnerstag zieht Simon Moser vier Minuten vor Ende ungestraft die Notbremse gegen Damien Brunner. Der fällige Penalty-Pfiff bleibt aus. Am Samstag lassen die Schiedsrichter in der Overtime Simon Bodenmann ungestraft Brunner mit der Hand im Gesicht treffen.

Grosszügige Liga-Justiz

Im letzten Halbfinal-Duell gegen Davos setzt SCB-Verteidiger Justin Krueger den Schweden Marcus Paulsson mit einem Check gegen den Kopf ausser Gefecht. Der Deutsche wird nur für die erste Finalpartie gesperrt. Der nächste, der für einen Angriff gegen den Kopf seines Gegners nicht zur Rechenschaft gezogen wird, ist Gerber. Obwohl seine Attacke gegen Hofmann schon im Ansatz gefährlich ist, eröffnet Ankläger Stéphane Auger nicht einmal ein Verfahren. Dass nun SCB-Bodenmann, der Brunner ohne Absicht getroffen hat, ein Verfahren am Hals hat, passt ins schiefe Bild, das die Liga-Justiz seit Wochen und Monaten abgibt.

Lugano hat ein «Bernout»

Auch der Gegner spielt dem SCB in die Karten. Doug Shedden benutzt seine vierte Linie nur zaghaft. So kann Lugano nicht mit dem Energie-Level des SCB mithalten. Zudem hat sich der Kanadier früh auf Schiedsrichter und Liga eingeschossen. «Die sollen doch Bern den Pokal direkt geben, dann müssen wir nicht noch eine fünfte Partie spielen», sagt Shedden nun.

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Foto: BLICK Sport
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