Nachruf von Nicole Vandenbrouck zum Tod von Samuelsson
«Er hat immer mehr gegeben, als er genommen hat»

Blick-Reporterin Nicole Vandenbrouck lebte zwölf Jahre mit dem früheren Eishockey-Profi Morgan Samuelsson zusammen. Ihr Nachruf.
Publiziert: 04.09.2023 um 19:22 Uhr
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Aktualisiert: 05.09.2023 um 08:33 Uhr
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Nicole VandenbrouckReporterin Eishockey

Älskling*

Es gibt so viele Worte. Und trotzdem ist es das Schwierigste, jetzt und hier die richtigen zu finden. Es sind einfach die aus meinem Herzen.

Die riesige Anteilnahme bewegt mich. Vor allem aber die Erinnerungen, welche die Menschen an Morgan haben. Momente, Zitate – und natürlich Tore, DAS Tor. Hockey-Erinnerungen. Hockey war sein Leben, als Spieler nochmals viel intensiver und spezieller, weil er seinen Stock am Puck hatte. Ich möchte nicht schreiben «leidenschaftlicher», denn das war er auch als Trainer und Coach.

Der mit 55 Jahren verstorbene Morgan Samuelsson und Blick-Eishockeyreporterin Nicole Vandenbrouck waren seit vielen Jahren ein Paar.
Foto: zVg
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Morgan hat es geliebt, Tore zu schiessen. Und Spielern beizubringen, wie man sie schiesst. Instinkt war sein Lieblingswort. Man hat ihn (wie er), oder eben nicht. Aber er war überzeugt, dass man den Instinkt trainieren und verbessern kann.

Es erfüllte ihn mit Freude und Stolz, wenn er sah, wie sich «seine» Spieler – Profis oder Junioren – darin verbessert und genau auf diese Art ein Tor geschossen haben, wie er es am liebsten sah. In diesen Toren lebt er weiter. Oft wurde er gefragt, von welchem Klub er denn Fan sei. «Ich bin einfach Fan von gutem Hockey», war seine Antwort. Immer.

Der Schmerz war sein grösster Gegner

Es hat ihm das Herz gebrochen, als ihn sein Körper dazu zwang, damals seine Spielerkarriere zu beenden. Und gleich nochmals, als er sich letztes Jahr eingestehen musste, dass es sein Körper nicht einmal mehr schafft, überhaupt auf dem Eis zu stehen. Sein Kopf und Herz hätten es so sehr gewollt. Als Spieler (und Trainer) hat er keinen Gegner gescheut. Der Schmerz wurde zu seinem grössten Gegner im Leben.

Doch Morgan war so viel mehr als der Spieler, als den wir ihn für immer in Erinnerung behalten werden. Der Mensch Morgan, mein Lieblingsmensch. Warmherzig, liebenswert, treu. Tiefgründig und gleichzeitig lustig, mit eigensinnigem Humor.

Ein Beispiel? Es gibt viele. So hat Morgan unsere Freunde in den Ferien in einem Restaurant zum Lachen gebracht. Der Kellner nach dem Essen zu ihm: «Are you finish?» Seine Antwort, immer: «No, swedish.» Mit Morgan im Fastfood-Restaurant, wenn der Kassierer bei der Bestellung an der Ausgabe fragt: «Zum hier essen?» Morgans Antwort, immer: «Nein, schon gerne am Tisch.»

Grosses, selbstloses Herz

Morgan war gradlinig, Grautöne gab es für ihn nicht. «Entweder man liebt mich, oder man hasst mich und meine Art.» Man wusste stets, woran man bei ihm war – im Guten wie im Schlechten.

Was ich vermissen werde? So vieles. Seine bedingungslose Liebe. Sein grosses Herz. Sein Bauchgefühl. Seine Unterstützung im Privaten und Beruflichen. Dazu muss man wissen: Für seine Liebsten hat er alles gemacht, mehr als für sich selbst – er hat immer mehr gegeben, als er genommen hat.

Seine klaren Meinungen. Seine Witze. Seine Beobachtungsgabe. Seine Menschenkenntnis. Seinen Schalk. Seine Kochkünste. Seine schwedischen Zungenbrecher. Seine Schweizerdeutsch-Brocken. Sein Lakritz-Lager im Vorratsraum (wobei, lange hielt dieser Vorrat nie). Seine Shopping-Begleitung. Telefonate nach den Hockeyspielen inklusive Analysen. Stundenlange Jass-Runden. Strandtage mit Lese-Marathons. Ihn.

Alltid älskad, aldrig glömd, för evigt saknad – hejdå min älskling**

* «Schatz»

** «Immer geliebt, nie vergessen, für immer vermisst – Tschüss, mein Liebling»

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