Blick über die Bande zum WM-Aufgebot
Warum ist Scherwey nicht da?

Das Aufgebot für ein grosses Turnier bietet immer Diskussionsstoff. Wer fehlt? Und wer sollte längst am Strand liegen? Blick analysiert das Schweizer Team für Moskau.
Publiziert: 02.05.2016 um 18:22 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 18:35 Uhr
Tristan Scherwey ist an der WM 2016 in Moskau nicht dabei.
Foto: EQ Images
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Dino Kessler

Stehen grosse Turniere vor der Tür, werden wir zu einer Nation von Besserwissen. Warum? Weil wir eben alles besser wissen. Der erste Schritt: Das Aufgebot kritisieren. Geschieht grundsätzlich vor jeder WM. 

Das war 1992 so, als wir danach den 4. Platz erreichten. Das war 1998 der Fall, als wir in Zürich und Basel den Heimvorteil nutzten und wieder im Halbfinal standen. Und es war vor Stockholm nicht anders, als Sean Simpson die Schweiz mit seinen Auserwählten zum Vizeweltmeister machte. Das war allerdings auch 1993 (Abstieg in München) oder 1995 (Abstieg in Gävle) der Fall. 

Legen wir das Aufgebot für Moskau unters Mikroskop.

Das Torhüter-Trio mit Berra, Mayer und Zurkirchen löst ein leicht beunruhigendes Kräuseln im Nackenbereich aus. Berra kann ein unverschämt starker Rückhalt sein. Falls sein Nervenkostüm intakt ist. Aber nach einer Saison mit langen Verletzungspausen und wenigen Spielen ist er auf einen blitzsauberen Senkrechtstart angewiesen. Fällt Berra durch, werden wir auf spontane Gottesanbetungen zurückgreifen müssen.

Die Abwehrreihe wäre mit Blindenbacher dichter besetzt. Weil: der Beste Verteidiger der NLA. Auf Josi dürfen (müssen) wir hoffen, ansonsten sind wir mit Diaz, Weber, Blum, Du Bois und Geering solid bis gut aufgestellt. Loeffel flog raus, weil mit Diaz, Weber und Stürmer Martschini bereits drei Rechtsschützen fürs Powerplay vorhanden sind. Die Strategen sind vorhanden, aber sind wir für das robuste Forechecking auf der internationalen Bühne ebenso gerüstet?

Die Angreifer? Sagen wir es so: Ich hätte Tristan Scherwey gerne mal bei einer WM auf die Gegner losgelassen. Einfach so, aus Jux. Scherwey kann unerhört viel Energie ins Spiel bringen, er ist ein Glücks- und Momentumbringer. Was wir sonst brauchen: Zug aufs Tor. Nicht ums Tor rum, sondern direkt drauf. Dafür stehen Niederreiter, Andrighetto, Moser, die Wiesers und Ambühl. Und Walker. Walker ist ein Rätsel. Diesem Mann wurde scheinbar das Programm «nati.exe» eingepflanzt, weil er international immer eine Spur besser ist als im Klub. Abschliessende Frage: Ist Martschini mit 168 cm zu klein für eine WM? Nicht, wenn er sinnstiftend eingesetzt wird. Als Strippenzieher im Powerplay zum Beispiel ist er sagenhaft. Aber es wird ja wohl keiner auf die Idee kommen, den kleinen Kerl als Abrissbirne an die Front zu schicken.

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