«...dann höre ich sofort auf»
Genoni spricht über die Goalie-Zukunft der Schweizer Nati

Die Frage nach einem Rücktritt ist für Leonardo Genoni noch weit weg. Denn für den National- und EVZ-Torhüter gibt es keine alten oder jungen Goalies, sondern nur schlechte oder gute. Und davon wird es laut dem 35-Jährigen auch in Zukunft noch geben.
Publiziert: 27.05.2023 um 20:10 Uhr
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Nicole VandenbrouckReporterin Eishockey

Das Scheitern der Nati im WM-Viertelfinal gegen Deutschland (1:3) wird nun in der Wahrnehmung am Goalie-Fehlentscheid festgemacht. Robert Mayer statt Leonardo Genoni spielte. Zwei Tage danach sagt der überraschende Ersatz-Keeper: «Ohne die Leistung der Deutschen schmälern zu wollen, wir müssen ehrlich sein. Wir müssen nicht über die Torhüter diskutieren, wenn wir als Gruppenerste gegen einen Gruppenvierten nicht gewinnen können.»

Dass eine gute Chance verpasst wurde, tut auch Genoni weh. «Wir hatten ein Ziel. Doch für unser schlechtestes Spiel wählten wir den falschen Tag.» Und er persönlich? Hat er verdaut, dass nicht auf ihn, den siebenfachen Meisterkeeper, gesetzt wurde? «Ich hoffe es. Natürlich war ich nicht glücklich. Aber man schluckt es und weiter gehts.» Auch für ihn.

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Das Alter spielt keine Rolle

Der Rücktrittsgedanke ist für Genoni ganz weit weg. Für den EVZ-Keeper, dessen Vertrag in Zug noch eine Saison läuft, gibt es keine alten oder jungen Goalies. «Nur schlechte oder gute.» Er besitzt seit jeher den Ehrgeiz, nicht nur zu den guten, sondern den besten zu gehören. Weil er das tut, ist er seit 15 Jahren fester Bestandteil der Nationalmannschaft. Und überlegt nie, einem Aufgebot nicht nachzukommen, wenn er fit ist.

So endete die Weltmeisterschaft in Riga für Leonardo Genoni: an der Bande statt im Kasten.
Foto: keystone-sda.ch
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«Wenn man es bis ins WM-Kader schafft, ist das eine Belohnung für die Leistung während der Saison. Ich sehe es als Bestätigung, dass ich in meiner täglichen Arbeit nicht alles falsch mache.» Wer spekuliert hat, dass Genoni nach diesem unrühmlichen WM-Ende darüber nachdenkt, sein Schweizer Tenue an den Nagel zu hängen, kennt Genoni nicht.

«Ich mache mir keine allzu grossen Sorgen»

Drei Schlagworte sind es, die für den 35-Jährigen bedeutend sind: Spass, Ehrgeiz, Leistung. «Meine Freude am Hockey ist das Wichtigste für mich.» Die sei ungebrochen. «Wenn das eines Tages nicht mehr so wäre, höre ich sofort auf.» Auch Ehrgeiz und Leistung stimmen. «Es gab noch nie einen Moment, wo ich sagen musste, dem bin ich nicht gewachsen.»

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Über die Torhüter-Zukunft diskutiert wird nach dieser WM trotzdem schon mal. Wer wird nach Genoni die nächste Generation prägen? Muss man sich Sorgen machen, dass der Nati – auch durch die Zunahme der Ausländer im Kasten – eines Tages die fähigen Goalies ausgehen? Laut Genoni nicht. «Ich mache mir keine allzu grossen Sorgen.» Er verweist darauf, dass in dieser WM-Vorbereitung sieben verschiedene Keeper (Genoni, Hughes, Senn, Aeschlimann, Waeber, Mayer, Van Pottelberghe) im Einsatz standen. Auch Reto Berra (Fribourg) sollte man noch nicht abschreiben, und dann gibts noch Akira Schmid in der NHL (New Jersey Devils).

Genoni versteht, dass die Situation mit den zunehmenden Verpflichtungen ausländischer Torhüter nicht einfach ist. «Aber entweder können wir den Kopf in den Sand stecken oder daran wachsen und es als Chance sehen.» Er tut Letzteres. «Wenn wir da gestärkt rauskommen, sehe ich für die Nati keine Probleme.»

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