EVZ-Verteidiger Santeri Alatalo gibt sein Nati-Debüt mit 31!
«Meine Hockey-Wurzeln sind in der Schweiz»

Der Finne Santeri Alatalo hat seit einem Jahr den Schweizer Pass. Auch weil Nati-Trainer Patrick Fischer sein Interesse am Verteidiger signalisiert hat.
Publiziert: 16.05.2021 um 01:01 Uhr
Nicole Vandenbrouck

In Santeri Alatalos Brust schlagen zwei Herzen. Und irgendwie hat er auch zwei Heimatländer. Geboren wird er 1990 im finnischen Tampere. Weil sein Vater Matti (62) fünf Jahre später den Job des Assistenztrainers beim ZSC bekommt, zieht die Familie in die Schweiz.

Weil die Alatalos in Kloten wohnen, schnürt Santeri seine Schlittschuhe als Junior erstmals für den EHC Kloten. Schweizerdeutsch lernt er perfekt. Weil das Engagement des Vaters bei den Lions 2002 endet und er in der Heimat bei JYP Jyväskylä als Headcoach anheuert, zügeln die Alatalos wieder nach Finnland zurück. «Da musste ich zuerst wieder Finnisch lernen», erinnert sich der EVZ-Verteidiger, der ab dann beim JYP-Nachwuchs spielt. Und damals als Teenager vor allem einen Traum hat: «Profi zu werden.»

Das Talent dazu wird früh entdeckt. Mit 16 bekommt er erstmals ein Aufgebot für die finnische Junioren-Auswahl. Es kommt zu Einsätzen für die U16, U19 und U20. Santeri Alatalo fühlt sich da schon als Finne – und als Schweizer. «Aber natürlich war es da noch mein Traum, eines Tages in Finnlands A-Nati auflaufen zu können. Doch dieser erfüllt sich nicht. Ich wusste immer, dass mein Niveau reichen würde. Aber ich bekam nie eine Chance.» Dass sie sich ihm in der Schweiz bieten könnte, das hat er nicht auf dem Radar.

In den beiden WM-Vorbereitungsspielen gab Santeri Alatalo mit 31 sein Nati-Debüt – und steuerte zum 2:1-Sieg einen Assist bei.
Foto: SIHF
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Lange nur ein Lizenz-Schweizer

Als sein Vater 2011 die GCK Lions in der Swiss League übernimmt, bleibt der damals 21-Jährige noch bei HPK Hämeenlinnan, bis ihn ein Jahr später der HC Davos verpflichtet. Alatalo ist da ein sogenannter Lizenz-Schweizer. Also ein Ausländer, der seine erste Lizenz einst in der Schweiz gelöst hat und darum das Ausländerkontingent eines Teams nicht belastet.

Ab 2013 reift Alatalo beim EV Zug zu einem starken Verteidiger. Er spielt zwei Playoff-Finals mit den Zugern (2019, 2017), die sie aber beide gegen den SCB verlieren. Doch die Aufmerksamkeit von Nati-Trainer Patrick Fischer (45), einem Ex-EVZ-Stürmer, ist Alatalo da längst gewiss. Fischer und Nationalmannschaftsdirektor Lars Weibel kontaktieren den Finnen. Und bringen 2019 das Thema Schweizer Nati auf den Tisch.

«Im ersten Moment war ich überrascht, als Patrick und Lars dieses Thema angesprochen haben», erzählt Alatalo, «ich war da ja schon nicht mehr der Jüngste. Aber es war ein starkes Zeichen für mich, dass ich etwas richtig gemacht und im Klub gezeigt habe, dass ich auf diesem Level bestehen kann.» Lange überlegen muss er nicht. Er nimmt den Prozess an die Hand und beantragt den Schweizer Pass. «Denn meine Hockeywurzeln sind ja in der Schweiz.»

Dass er bei den Einbürgerungstests perfektes Schweizerdeutsch spricht, macht natürlich Eindruck. Und das nötige Wissen übers Land hat er sich auch angeeignet – er besteht problemlos. Den Schweizer Pass hält Alatalo im März 2020 in den Händen. Und hätte vielleicht bereits letztes Jahr an der Heim-WM sein Nati-Debüt geben können, wenn die Corona-Pandemie ihm nicht einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte.

Nati-Trainer Fischer zu Alatalos Stärken

Doch nun ist der Moment da, dass Alatalo mit dem Schweizerkreuz auf der Brust auflaufen kann. «Die Hymne habe ich schon für die Einbürgerung etwas geübt. Jetzt werde ich sie sicher mitsingen können.» Mit 31 ist der Verteidiger der älteste Nati-Debütant. 2014 wurde von Ex-Coach Glen Hanlon Tigers-Verteidiger Larri Leeger mit 28 erstmals aufgeboten. «Ich fühle mich noch jung», so Alatalo, «und wenn ich wie jetzt neben Raphael Diaz sitze, sowieso ...» Dieser ist schon 35.

Nati-Trainer Patrick Fischer begrüsst seinen neuen «Oldie»-Verteidiger Alatalo im Camp denn auch mit einem Augenzwinkern. Sagt vor den Testspielen gegen Lettland zu SonntagsBlick: «Santeris Stärken sind der Spielaufbau. Er findet auch unter Druck gute Lösungen, spielt einen guten ersten Pass und ist ein dominierender Powerplay-Verteidiger. Er war ein wichtiger Mann bei Zugs Meistertitel.» Das kann der Meisterverteidiger nun auch in der Nati werden.

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