Fazit zum Deutschland-Cup
Zu wenig für den Olympia-Halbfinal

Als Schlussbouquet ein Sieg. Der Deutschland-Cup war für die Nati trotzdem wie eine Fahrt in der Geisterbahn.
Publiziert: 15.11.2021 um 08:57 Uhr
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Aktualisiert: 15.11.2021 um 09:08 Uhr
Dino Kessler

Prinzipielle Fragen will ein Nati-Trainer nach dem Deutschland-Cup nie beantworten müssen. Das November-Turnier bietet die Möglichkeit, Grünschnäbel auf dem internationalen Parkett zu beobachten oder im besten Fall wieder mal Deutschland zu schlagen.

Ob die Schweiz dieses Turnier gewinnt oder nicht, hat in der Regel keine weiterführende Bedeutung. Aussagekräftige Vergleiche gegen die Besten sind nur bei Olympia oder den Weltmeisterschaften möglich, gleichzeitig mit dem Deutschland Cup lassen Schweden, Finnen, Tschechen und Russen ihre besten (in Europa beschäftigten) Spieler jeweils in Helsinki beim Karjala-Cup gegeneinander antreten.

Packung gegen Slowakei folgt Halbfinal-Zielsetzung

Als Nati-Coach Patrick Fischer zu Beginn der Woche mit der ambitionierten Zielsetzung «Viertelfinal ist scheinheilig – wir wollen bei Olympia und WM in den Halbfinal» rausrückte, konnte er nicht wissen, was folgen sollte: Eine 1:7-Packung gegen die Slowakei als Auftakt in die Olympia-Saison, und das war nicht mal eine Mogelpackung. Es fehlte im Schweizer Spiel an allem, was das internationale Eishockey auszeichnet: Intensität, Durchsetzungsvermögen, Dringlichkeit, Tempofestigkeit. Ein blutleerer Auftritt.

Legenden unter sich: Die deutsche Schiedsrichter-Ikone Jupp Kompalla überreicht Andres Ambühl den Preis für den besten Spieler.
Foto: Andy Mueller/freshfocus
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Im Spiel gegen Deutschland (0:3) waren Leidenschaft und Intensität mindestens in Spurenelementen wieder vorhanden, trotzdem fragte sich manch einer reflexartig, wie ein Halbfinal bei Olympia erreicht werden soll, wenn man beim Deutschland-Cup kaum Akzente setzen kann.

Ein Sieg in der Schlusskurve der Geisterbahn

Der Sieg gegen Russlands U-23-Auswahl in der Schlusskurve der Geisterbahn von Krefeld verhindert nun zumindest, dass der Nati-Coach für seine offensive Kommunikation bezüglich Olympia und WM mit Spott und Häme überschüttet wird. Die Frontalkollision mit der Zielsetzung konnte verhindert werden. Vielleicht hätte Fischer seine Ziele erst kurz vor der Reise nach Peking (das erste Spiel steht am 9. Februar auf dem Programm, Gegner ist die Sbornaja mit dem Feinsten, was Russlands Eishockey zu bieten hat) konkret ausformulieren sollen.

Zufrieden? Höchstens mit Ambühl

Aber politisches Kalkül und Zurückhaltung sind nicht Patrick Fischers Stil. Seine Kraft der Überzeugung hat Begeisterung ausgelöst und die Nation phasenweise mitgerissen. Dazu gehört auch der Wille, Rückschläge zu verarbeiten, ohne gleich vom eingeschlagenen Weg abzukommen.

Zufrieden kann nach diesem Turnier ausser den Deutschen keiner sein. Vielleicht noch Andres Ambühl. Der 38-jährige Dauerbrenner hat mit seinem Esprit und dem Anschlusstreffer gegen Russland einen der wenigen Akzente gesetzt und etwas Schwung in die Bude gebracht. Und das ist vielleicht die wichtigste Erkenntnis aus diesem Turnier: Egal, ob Deutschland-Cup, Olympia oder Weltmeisterschaft, auf Andres Ambühl ist immer Verlass.

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