Ein wichtiges Duell steht an für die Flyers. Spiel sechs des Viertelfinals gegen die New York Islanders. Und Philadelphia steht mit 2:3 in der Serie mit dem Rücken zur Wand. Dennoch applaudieren die Spieler schon vor dem Anpfiff.
Der Grund: Ihr Teamkollege Oskar Lindblom betritt das Eis. Nur neun Monate nach der schrecklichen Krebsdiagnose, nur zwei Monate nach Bekanntgabe der vollständigen Genesung. Es ist der erste Ernstkampf des Schweden, der den ernsten Kampf gegen den Krebs gewonnen hat.
Eine halbe Stunde vor dem Spiel verkünden die Flyers, dass Lindblom in der Aufstellung ist. «Es hat uns sehr viel bedeutet. Wenn jemand einen Spieler mit Herz sehen möchte, soll man sich einfach Oskar anschauen», sagt Teamcaptain Claude Giroux (32).
«Genesungs-Glocke» im Juni geläutet
Rückblende: Mitte Dezember 2019 wird bei Lindblom ein Ewing-Sarkom diagnostiziert, eine seltene Form von Knochenkrebs. Der 24-Jährige muss sich sofort in intensive Behandlung begeben. Zum damaligen Zeitpunkt nimmt man an, dass der Stürmer in dieser Saison nicht mehr zum Einsatz kommt. Doch dann kommt Corona, und die NHL unterbricht ihre Meisterschaft, die erst Anfang August weitergeht.
In der Zwischenzeit hat Lindblom die Krankheit besiegt. Bereits im Juni ist er für Trainingsbesuche aufs Eis zurückgekehrt. Anfang Juli kann er im Spital unter grossem Jubel der Krankenschwestern die «Genesungs-Glocke» läuten. Damals sagt der schwedische Nationalspieler: «Ich kann es kaum erwarten, wieder zum normalen Leben zurückzukehren und das Gefühl zu haben, dass ich lebe.»
Jetzt gehts in die «Belle»
Das normale Leben, für Lindblom sind es aktuell die Playoffs. Denn Philadelphia wendet – sicher auch angetrieben vom fantastischen Comeback – das Ausscheiden ab und erkämpft sich fünf Minuten vor Ende der zweiten Verlängerung den 5:4-Sieg und somit die entscheidende «Belle», Spiel 7 (in der Nacht auf Sonntag). Euphorie pur!
Und Emotionen pur. Auch bei Lindblom. «Ich habe während meiner Behandlung immer versucht, positiv zu denken und wusste, dass ich eines Tages wieder Hockey spielen würde. Und dieser Tag war heute. Ich bin sehr glücklich!»
