Auf Spritztour mit NHL-Star Niederreiter
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Das ist Raleigh:Auf Spritztour mit NHL-Star Niederreiter

Mit Sehnsucht nach seiner Freundin Cecilia
So lebt Nino Niederreiter im Rentnerparadies

Seit seinem Wechsel von Minnesota zu den Carolina Hurricanes residiert Nino Niederreiter in der mitunter grössten Alterssiedlung der USA. Nino öffnet für BLICK die Türe zu seinem neuen Reich.
Publiziert: 21.11.2019 um 14:08 Uhr
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Aktualisiert: 17.02.2021 um 19:16 Uhr
Nino Niederreiter mit seiner Freundin Cecilia in der Wohnung in Raleigh im Stadtteil North Hills.
Foto: ZvG
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Marcel W. Perren (Text) und Sven Thomann (Fotos) aus Raleigh

Ist Nino Niederreiter mit seinen 27 Lenzen etwa schon lebensmüde? Dieser Verdacht kann zumindest für einen kurzen Moment aufkommen, wenn man mit dem gebürtigen Churer durch seinen neuen Wohnort Raleigh im US-Bundesstadt North Carolina spaziert.

Im Stadtteil North Hills begibt sich der Stürmer-Star der örtlich ansässigen Carolina Hurricanes nämlich auf den längsten Zebrastreifen, obwohl die Ampel für Fussgänger rot aufleuchtet. Wer das in New York, Los Angeles oder Miami wagt, bringt sich in Lebensgefahr. «Aber in Raleigh ist das kein Problem», behauptet Nino mit einem spitzbübischen Grinser. «Der Auto-Verkehr ist hier nicht wirklich gross. Und weil in dieser Gegend besonders viele Rentner leben, sind die Leute generell entspannter und freundlicher als in den meisten anderen Städten der USA.»

Die rund 458'000 Einwohner zählende Hauptstadt von North Carolina ist bei Pensionären vor allem wegen dem milden Winterklima und den günstigen Wohnpreisen beliebt. Das macht sich auch im Alltag von Niederreiter, der vor zehn Monaten von den Minnesota Wild in den Südosten der Vereinigten Staaten transferiert wurde, deutlich bemerkbar. «In Minnesota waren meine Rechnungen um ein vielfaches höher als jetzt. Und während ich dort regelmässig bei Minus 27 Grad gebibbert habe, fällt das Thermometer in Raleigh nur ganz selten in den Minusbereich.»

«Schellen-Ursli» erinnert an die Jugend

Ein besonderes Klima herrscht in Ninos 130 Quadratmeter-Apartment im Herzen von North Hills. Unterhalb des Balkons lädt der Swimming-Pool auch in den Wintermonaten zum Planschen ein.

Im Wohnzimmer sticht neben den Familienfotos ein Bild der Bündner-Märchenfigur «Schellen-Ursli» ins Auge. «Dieses Bild haben mir meine Eltern geschenkt. Es erinnert mich auch an meine wunderbare Kindheit im Bündnerland.»

Vor dem Eingang in den Schlafbereich hängt das Geweih eines Weisswedelhirschs, den der passionierte Jäger im Vorjahr in einem Revier in Minnesota mit Pfeil und Bogen erlegte. Und der Kühlschrank ist mit Fleisch und Würsten des Wildschweins gefüllt, welches er vor ein paar Wochen geschossen hat. Aber statt nach Wildsau-Pfeffer sehnt sich der zweifache WM-Silbermedaillengewinner in diesem Moment viel mehr nach einer jungen Frau, deren Spezialität die Zubereitung von einer Gemüse-Wok-Pfanne ist – Ninos Herzdame Cecilia Schuler.

Freundin Cecilia suchte das Apartment aus

Die Zürcherin hat diese Fünfzimmer-Wohnung im letzten Frühling entdeckt. «Ich habe Cecilia auf der Suche nach einer Wohnung komplett freie Hand gelassen. Denn überall wo sie sich wohl fühlt, fühle auch ich mich zu Hause.» Seit dem 11. November 2018 sind der Schweizer NHL-Rekord-Torschütze und die Abwehrspielerin des FFC Südost Zürich offiziell ein Paar. Aber weil die 22-Jährige in der Schweiz Jus studiert, weilt sie nur während den Semesterferien in Raleigh. Omnipräsent ist in Niederreiters-Küche dafür eine Tafel mit einer Lebensweisheit, die er von Cecilias Mutter bekommen hat: «Es wird nicht leichter, aber du wirst stärker.»

Leicht ist die sportliche Situation für den Flügelstürmer im Moment tatsächlich nicht – in 21 Spielen hat «El Nino» bislang lediglich drei Tore und sieben Assists produziert. Zum Vergleich: Im letzten Winter hat Niederreiter für die «Canes» in 36 Matches 14 Goals und 16 Vorlagen realisiert.

Niederreiter grübelt wegen Torflaute

Es spricht für den Ehrenbürger der Stadt Chur, dass er die aktuelle Statistik nicht schönredet. «Ich werde hier mit rund fünf Millionen Dollar im Jahr entlöhnt, damit ich viele Tore schiesse. Deshalb darf ich mit meiner bisherigen Ausbeute nicht zufrieden sein. Aber es ist ja nicht das erste Mal in meiner meiner Karriere, dass ich mich zu Beginn einer Saison mit dem Skoren schwer tue». Der 27-Jährige betreibt Ursachenforschung: «Ich nehme mir vor einer neuen Spielzeit immer besonders viel vor. Das kann dazu führen, dass ich zu viel überlege und mich im Abschluss zu sehr verkrampfe, wenn es nicht so läuft, wie ich mir das vorgestellt habe.»

Nino dreht den Schlüssel seines weissen Mercedes und fährt in die PNC-Arena, wo die Hurricanes ihre Heimspiele austragen. An diesem Abend sind die Ottawa Senators beim Stanley-Cup-Champion aus dem Jahr 2006 zu Gast.

Veteranenchor trällert die Hymnen

Vor dem Duell gegen das Team aus Kanadas Hauptstadt wird im Stadion deutlich, dass Raleigh die US-Hauptstadt für Oldies ist. Während in anderen NHL-Stadion die Nationalhymnen von Opern- oder Pop-Stars intoniert wird, wird «The Star-Spangled Banner» und «O Canada» an diesem Abend vom örtlichen Veteranenchor geträllert...

Trotz dem stimmlich eher dünnen Vortrag der betagten Sänger fegen die Hurricanes wahrhaftig über Ottawa hinweg und fahren mit einem 8:2 einen der höchsten Siege in der Vereinsgeschichte ein. Niederreiter notiert immerhin einen Assist und erhält nach diesem Spiel in den Katakomben ein Kompliment vom grössten Fan der «Canes». Der 2 Meter lange Tennis-Riese John Isner (34, ATP Nummer 19) ist in North Carolina aufgewachsen und gehört zum Freundeskreis von Teambesitzer Tom Dundon.

Obwohl ihm Isner einen «great job» attestiert, kann Niederreiter diesen Feierabend nicht richtig geniessen. Zu Hause angekommen, muss er sich nämlich einer besonderen Herausforderung stellen – im Schlafzimmer ist die Halterung vom Vorhang abgebrochen. Dummerweise hat Nino keine Ersatzdübel in seinem Heimwerker-Set. Aber der Mann, der vor seiner Eishockey-Karriere eine Lehre als Heizungsmonteur begonnen hat, beweist sich als Meister der Improvisation – er fixiert seinen Vorhang mit drei Kleiderbügeln an einer knapp unterhalb der Decke befestigten Leiste. Es ist der Beweis dafür, dass auch ein mehrfacher Millionär wie unser Eisheiliger Nino Niederreiter Probleme mit billigen Mitteln lösen kann.

Eine Woche nach dem BLICK-Besuch läuft Nino auch auf dem Eis so richtig heiss. Mit einem Tor und einem Assist beim 4:2-Sieg gegen Chicago avanciert er zum Matchwinner.

Nino Niederreiter mit seinem Jagdgewehr auf dem Calanda.
Foto: Sven Thomann
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