Roman Josi zeigt seine beiden Hunde
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Zu Besuch in Nashville:Roman Josi zeigt seine beiden Hunde

Mit seinen Hunden und Ehefrau
So lebt NHL-Star Josi in der Country-Stadt Nashville

Bald 17 Jahre nach dem Tod von Jonny Cash spielt Roman Josi den grossen Cash in Nashville ein. Aber trotz seinem mit 72-Millionen Dollar dotierten 8-Jahresvertrages ist die Stimmung im Hause Josi derzeit nicht ungetrübt.
Publiziert: 24.11.2019 um 20:08 Uhr
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Aktualisiert: 25.11.2019 um 10:33 Uhr
Roman Josi hat in Nashville sein neues Zuhause gefunden.
Foto: Sven Thomann
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Marcel W. Perren (Text) und Sven Thomann (Fotos) aus Nashville

Wir sind in Forest Hills, rund dreissig Autominuten von Nashvilles Stadtzentrum entfernt: In dieser schmucken, sehr ländlichen Gegend steht ein weisses Prachtshaus mit Swimingpool, welches an die «Southfork Range» aus der TV-Serie «Dallas» erinnert. In Wahrheit residiert in dieser im klassisch amerikanischen Landhausstil erbauten Villa aber kein fieser Öl-Baron a la JR Ewing, sondern unser Eisheiliger Roman Josi.

Im letzten Juli hat der Captain der Nashville Predators hier sein American Dreamgirl Ellie Ottaway geheiratet. Seit diesem Zeitpunkt muss der Berner Star-Verteidiger Verwandten, Freunden und Journalisten immer wieder dieselbe Frage beantworten: Wann werden kräftige Babyschreie durch die Villa hallen? «Ellie und ich wollen zwar Kinder, aber noch nicht jetzt, schliesslich ist meine Frau erst 26 Jahre jung. Aber in zwei Jahren könnte es soweit sein».

Hunde im Zentrum der Aufmerksamkeit

Bis dahin stehen bei der Familie Josi zwei Tiere im Zentrum, die mindestens so viel Temperament haben wie amerikanische Durchschnitts-Kids – Die Schäferhündin «Bella»und der Rhodesian Ridgeback Dog «Kingsley».

Die Hunde toben sich am liebsten im grossen Garten aus, dort treibt vor allem das Männchen sein berühmtes Herrchen manchmal ans Limit: «Bella haben wir aus dem Tierheim geholt, sie ist grundsätzlich pflegeleicht. Aber Kingsley ist sehr stur, deshalb muss ich bei ihm härter durchgreifen, um klar zu machen, wer hier der Chef ist.»

Im wichtigsten Moment in Josis Leben hat dieser sture Hund eine ganz wichtige Rolle gespielt: «Bevor ich mich am Weihnachtstag 2017 mit Ellie verlobte, habe ich Kingsley ein Päckli um den Hals geschnallt. Und nachdem Ellie Ja gesagt hat, konnte sie ihren Ring aus dem von Kingsley getragenen Päckli auspacken.»

Basketball-Spiel mit Weggefährte Weber

Die Hausglocke läutet. Vor der Tür wartet einer der wichtigsten Weggefährten des Hausmeisters – der Stadtberner Yannick Weber, der bereits als Junior mit Roman und dessen Bruder Yannick in der Juniorenabteilung vom SCB gespielt hat. Seit 2016 spielen «d Joslä» und der «Wäbi» gemeinsam für die Predators, im Frühling 2017 haben sie den Stanley-Cup-Final gegen die Pittsburgh Penguins mit Mark Streit erst im letzten Spiel verloren.

Weber lebt nur zehn Minuten von Nashville entfernt, diesmal hat er sich bei seinem Berner Kumpel für eine Partie Basketball verabredet. Während Weber den ersten Dreipunktewurf sicher versenkt, scheitert Josi mit einem Dunking-Versuch. Er kurbelt deshalb den Korb ein bisschen tiefer und verwandelt den nächsten Ball spektakulär. Schnell ist die Zeit Reif für eine Espresso-Pause.

Schwierige sportliche Situation

Richtig zufrieden sind zurzeit beide nicht mit ihrer sportlichen Situation. Weber wurde trotz einem äusserst soliden Saisonstart von Predators-Headcoach Peter Laviolette in den letzten drei Spielen nicht eingesetzt. Josi ist zwar seit seiner Vertragsverlängerung vor drei Wochen mit einem Jahresgehalt von rund neun Millionen der drittteuerste Verteidiger in der Liga und seine Skorerwerte sind mit 7 Toren und 13 Assist sehr stark. Aber als Team können die Männer mit dem Säbelzahntiger auf der Brust ihren eigenen Erwartungen nicht gerecht werden.

Weil die «Preds» zuletzt fünf Partien in Folge verloren haben, stehen sie derzeit abseits der Playoff-Plätze. «Deshalb kann ich mich zurzeit auch nicht über meine eigenen Stärken erfreuen. Wir brauchen derzeit zu viele Chancen, agieren aber auch hinten oft zu nachlässig» meint Josi, der nun zum ersten Mal seit seiner Wahl zum Captain vor zwei Jahren in dieser Rolle so richtig gefordert ist. «Er war in der letzten Zeit oft ein sehr lauter Captain, Roman hat in der Garderobe mehrmals sehr deutliche Worte von sich gegeben. Und genau das wird von ihm in dieser schwierigen Phase auch erwartet» verrät Yannick Weber.

«Sie stagniert beim erlernen meiner Muttersprache»

In diesem Moment lockert Josis Herzdame Ellie die gedämpfte Stimmung beim Espresso-Klatsch auf. Roman drückt dem aus dem US-Bundesstaat stammenden Model einen süssen Kuss auf den Mund.

Er hat an seiner grossen Liebe nur eine Kleinigkeit auszusetzen: «Ellie war zeitweise ziemlich fleissig im Berndeutsch lernen, die Zeile «079 het si gseit» vom Lo und Leduc-Hit hat sie schnell und gut gelernt. Aber seitdem stagniert sie beim erlernen meiner Muttersprache...»

Josi ist der grosse Star bei den Predators

Heimatliche Gefühle kommen dafür in Josi auf, wenn er mit seinem Mercedes-Sportwagen in Richtung Stadt fährt. Ein Einkaufszentrum wird von einer riesigen Werbe-Säule überragt, auf der Josi für eine Uhrenmarke mit Sitz im Kanton Bern wirbt: «Mein Freund Mark Streit hat nach seinem Rücktritt als Eishockeyprofi zusammen mit Ben Küffer die Uhrenmarke Norqain aufgebaut. Auch ich bin finanziell an dieser Firma beteiligt und es macht mich stolz, dass Norqain mittlerweile auch offizieller Zeitnehmer bei den Heimspielen der Nashville Predators ist.»

Die Predators tragen ihre Heimspiele in der Bridgestone Arena aus. Und hier wird schon vor dem Eingang in die Halle deutlich, wer drinnen der grosse Star ist: Roman Josi wird von der Klubleitung mit einem riesigen Bild an der Fassade der Arena ganz gross hervorgehoben. Jeden Tag wird der Berner-Giel hier von vielen Supportern bewundert. Die Euphorie bei den«Preds-Fans» hat trotz den zuletzt dürftigen Leistungen nicht nachgelassen. «Vor ungefähr zwanzig Jahren haben hier viele Fans Geld gesammelt, damit der Verein nicht in eine andere Stadt verkauft wurde. Diese Aktion hat die Anhänger und Spieler stark zusammen wachsen lassen».

Kampf gegen die Obdachlosigkeit

Wenn der gutherzige Multi-Millionär Josi durch die Stadt schlendert, läuft er an viele traurige Geschichten heran, die auch ihn selber zu Geldspenden animieren. Josi setzt sich schon seit einigen Jahren für die Obdachlosenhilfe ein.

«Während die Obdachlosenquote im Rest der USA um zwei Prozent zurückgegangen ist, hat sie hier in Nashville aufgrund der ständigen wachsenden Wohnpreise um neun Prozent zugenommen» erklärt Josi. «Und ich habe viele Menschen kennengelernt, die nicht wegen übermässigem Drogen- oder Alkohol-Konsum kein Dach über ihrem Kopf haben. Viele von ihnen sind auf der Strasse gelandet, weil sie ihren Job verloren haben und sich deshalb keine Wohnung mehr leisten können. Es gibt hier auf den Strassen viele Familien, die in ihrem Leben nie eine faire Chance erhalten haben.»

Und für solche Leute kämpft Josi tagtäglich. Er ist Mitorganisator von diversen Benefiz Aktionen und spendet selber viel Geld.

«Habe ziemlich viel Geld für Designer-Kleider ausgegeben»

Apropos Cash: An Nashvilles berühmten Broadway steht das Museum von dem Mann, der Country Metropole wie kein anderer geprägt hat – die Rede ist von dem 2003 verstorbenen Sänger Johnny Cash.

An diesem geschichtsträchtigen Platz erzählt uns Josi, wie er mit seinem vielen Cash umgeht: «Früher habe ich ziemlich viel Geld für Designer-Kleider ausgegeben, aber das mache ich jetzt kaum noch.» Gleichzeitig gibt Josi zu, dass er in der Vergangenheit beim Geldausgeben zu gutmütig war: «Ich habe lange geglaubt, dass ich meinen Kollegen alles bezahlen muss. Aber in der Zwischenzeit habe auch ich erkannt, dass eine richtig gute Freundschaft auch einmal ein «Nein» verträgt.»

Klappt es mit der Heim-WM?

Eine Absage muss Josi im Frühling vielleicht auch Nati-Trainer Patrick Fischer für die kommende Heim-WM in Zürich und Lausanne machen. «Zurzeit denke ich nur an den Stanley Cup. Der Gewinn dieses Pokals ist nun einmal der grösste Traum eines jeden Eishockeyspielers . Deshalb würde für mich die Heim-WM erst dann ein Thema, wenn ich mit den Predators in den Play-offs früh ausscheiden sollte».

Fix ist auf jeden Fall, dass die vielen Schweizer Fans den zweifachen NHL-All-Star im nächsten Herbst live in Bern bewundern können. Die Predatoren werden dann ein Exhibiton-Spiel gegen den SCB bestreiten. «Ich freue mich vor allem wegen meiner 92-jährigen Grossmutter auf dieses Spiel» strahlt Josi.

«Seit ich in Nashville bin, träumt sie davon, dass sie mich einmal live im Predators-Dress spielen sieht. Aber weil die Flugstrapazen zu gross wären, hat sie mich nur auf ihrem I-Pad spielen sehen. Das wird sich im nächsten Herbst nun glücklicherweise ändern.»

Bis dahin will Josi sein geliebtes Grosi mit zahlreichen Facetime-Sessions und Toren aus der Ferne glücklich machen.

Das meint BLICK zu Roman Josi

Die Schweiz hat inzwischen eine Menge an NHL-Spieler. 13 sind es an der Zahl. Doch einer steht über allen: Roman Josi.

Dass Josi ein sehr guter Spieler ist, weiss man auch in der Schweiz. Doch manchem ist gar nicht bewusst, dass der Berner in seinem Fach zu den allerbesten der Welt gehört. Das lässt sich sonst (noch) von keinem Schweizer Eishockeyspieler – und auch von keinem Fussballer – sagen.

Der 29-Jährige ist einer der zehn besten Verteidiger der Welt. Das spiegelt auch sein künftiger Lohn von jährlich 9,059 Millionen Dollar wider. Die einzigen Verteidiger, die im Schnitt mehr verdienen werden, sind Erik Karlsson (11,5 Mio.) und Drew Doughty (11,0 Mio.).

Bei der Wahl des besten Verteidigers war Josi zuletzt hoch im Kurs. Seine Platzierungen in der Norris-Trophy-Wahl: 7. (2018 und ‘19), 11. (2017) und 5. (2015 und ‘16).

Seit 2014 haben nur drei Verteidiger (Brent Burns, Karlsson und John Carlson) mehr Punkte als Josi gebucht.

Josi ist ein begnadeter Läufer. Kaum ein anderer trägt die Scheibe dermassen gekonnt aus der eigenen Zone oder ins gegnerische Drittel. Und dies nicht nur mit Effizienz, sondern mit viel Eleganz.

Wenn Josi, ohne den die beiden WM-Silbermedaillen 2013 und 2018 kaum möglich gewesen wären, seine Karriere dereinst beenden wird, dürfte er als der grösste Spieler der Schweizer Hockeygeschichte eingehen.

Josi ist die Schweizer Nummer 1« Nur drei Verteidiger buchten seit 2014 mehr Punkte»

Die Schweiz hat inzwischen eine Menge an NHL-Spieler. 13 sind es an der Zahl. Doch einer steht über allen: Roman Josi.

Dass Josi ein sehr guter Spieler ist, weiss man auch in der Schweiz. Doch manchem ist gar nicht bewusst, dass der Berner in seinem Fach zu den allerbesten der Welt gehört. Das lässt sich sonst (noch) von keinem Schweizer Eishockeyspieler – und auch von keinem Fussballer – sagen.

Der 29-Jährige ist einer der zehn besten Verteidiger der Welt. Das spiegelt auch sein künftiger Lohn von jährlich 9,059 Millionen Dollar wider. Die einzigen Verteidiger, die im Schnitt mehr verdienen werden, sind Erik Karlsson (11,5 Mio.) und Drew Doughty (11,0 Mio.).

Bei der Wahl des besten Verteidigers war Josi zuletzt hoch im Kurs. Seine Platzierungen in der Norris-Trophy-Wahl: 7. (2018 und ‘19), 11. (2017) und 5. (2015 und ‘16).

Seit 2014 haben nur drei Verteidiger (Brent Burns, Karlsson und John Carlson) mehr Punkte als Josi gebucht.

Josi ist ein begnadeter Läufer. Kaum ein anderer trägt die Scheibe dermassen gekonnt aus der eigenen Zone oder ins gegnerische Drittel. Und dies nicht nur mit Effizienz, sondern mit viel Eleganz.

Wenn Josi, ohne den die beiden WM-Silbermedaillen 2013 und 2018 kaum möglich gewesen wären, seine Karriere dereinst beenden wird, dürfte er als der grösste Spieler der Schweizer Hockeygeschichte eingehen.

Josi ist die Schweizer Nummer 1« Nur drei Verteidiger buchten seit 2014 mehr Punkte»

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