NHL-Stars Josi, Fiala und Weber
Ein Schweizer Trio erobert die Country-Hauptstadt

In Amerikas Country-Hauptstadt Nashville wird auch Schweizer Folklore gespielt – mit Roman Josi, Kevin Fiala und Yannick Weber machen bei den Predators gleich drei Eidgenossen die Musik.
Publiziert: 18.11.2017 um 23:50 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 13:51 Uhr
«Kevin Fiala darf nicht mit mir in den Lift»
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Josi über den Nashville-Youngster:«Kevin Fiala darf nicht mit mir in den Lift»
Marcel W. Perren (Text) und Sven Thomann (Fotos) aus Nashville

Einem wirklich wohltuenden Hingucker kommt das Zentrum von Nashville nicht gleich – viele Gebäude auf dem Broadway wirken schäbig, die Fassaden bröckeln. Dafür geht ein Spaziergang über diese sagenhafte Meile richtig schön ins Ohr. In den dicht aneinandergereihten Saloons und Pubs wird fast rund um die Uhr live Musik gespielt.

Der Berner «Hockey-Mozart» Roman Josi fährt mittlerweile total auf den besonderen Nashville Groove ab. Aber auch er gibt zu, dass er dem rauen Charme der 600'000-Einwohner-City am Cumberland River nicht auf Anhieb erlegen ist. «Als ich 2011 hier gelandet bin, war diese Umgebung auch für mich gewöhnungsbedürftig. Und die Begeisterung fürs Eishockey war hier zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht so riesig. Die Leute auf der Strasse haben mich damals öfters mit Hollands Fussball-Star Robin van Persie verwechselt ...»

Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Nach Hollands verpasster EM- und WM-Quali spricht im Ami-Land kein Mensch mehr von van Persie. «Roumään Jooousi» ist dagegen in aller Munde.

Bei den Heimspielen in der Bridgestone-Arena trägt gemäss Fan-Shop-Verkäuferin Minnie «jeder dritte Predator-Anhänger das Trikot mit Josis Nummer 59. Roman ist der absolute Darling bei unseren Fans!»

Und nachdem der Star-Verteidiger seine «Säbelzahntiger» im letzten Jahr in den Stanley-Cup führte und den ganz grossen Coup nur ganz knapp verpasst hat, wurde er zum neuen Team-Captain gewählt. «Seit ich dieses Amt ausübe, führt unser Head-Coach Peter Laviolette sehr viel mehr Gespräche als zuvor. Als Captain bin ich sein Bezugspunkt zur Mannschaft.»

Das freut Josis Berner Kumpel Yannick Weber ganz besonders. Der 29-jährige Defensiv-Spezialist hat schon bei den Junioren vom SCB mit Josi zusammen gespielt und wechselte vor einem Jahr von Vancouver nach Nashville. «Roman war schon seiner Wahl zum Captain meine wichtigste Bezugsperson in diesem Klub. Er hat mir den Start enorm erleichtert, er ist trotz seiner Erfolge total bodenständig geblieben.»

Josi schickt das Lob postwendend zurück: «Yannick sollten sich alle jungen Schweizer EishockeySpieler zum Vorbild nehmen. Er musste hier in Nordamerika einen besonders harten Weg gehen. Nun hat er aber allen gezeigt, dass man es mit harter Arbeit bis an die Spitze schaffen kann. Yannick hat sich zu einer extrem wertvollen Teamstütze entwickelt.»

Aktuell leidet Weber aber unter einer Knieverletzung und wird noch mindestens eine Woche zuschauen müssen. Erstaunlich schnell hat sich dafür Kevin Fiala von seinem Oberschenkelbruch in den letzten Playoffs erholt – der St. Galler hat in 18 Spielen elf Skorerpunkte erzielt. Dabei ist das Super-Talent in seiner Anfangszeit in Nashville oft wegen seinem besonders ausgeprägten Selbstbewusstsein angeeckt. Dazu muss man wissen, dass bei den NHL-Teams der Hierarchie-Gedanke besonders ausgeprägt ist. Der Captain geht immer voran, der Rookie muss sich beim Bezug der Hotel-Zimmer, vor dem Gang in den Team-Bus und beim gemeinsamen Essen immer zuhinterst anstellen.

Deshalb hat Fiala bei seinem Predators-Debüt vor drei Jahren vom damaligen Captain Shea Weber einer ordentlichen Anschiss kassiert, weil der Rookie das Dinner-Buffet eröffnet hatte. In der Zwischenzeit scheint der 21-Jährige aber seine Lektion gelernt zu haben. Jedenfalls verlässt er nach den Trainings das Eis als letzter Spieler, weil er nach dem Abpfiff des Coaches die vielen Pucks einsammelt.

Von Roman Josi gibt’s dafür ein Sonderlob: «Kevin hat sich wirklich grossartig entwickelt. Er ist als Mensch gereift und führt auf dem Eis teilweise echt geniale Dinge auf.»

Mit einem breiten Grinsen und einem Augenzwinkern führt Josi aber an, «dass ich nicht will, dass Kevin im Teamhotel mit mir in den Lift steigt. Als Jüngster im Team sollte er immer noch unten warten bis die Routiniers ihre Zimmer bezogen haben...»

Das ist aber nicht der Hauptgrund, warum Fiala immer öfters mit den schwedischen Spielern der Predators Zeit verbringt. «Weil ich mit 15 Jahren nach Schweden gewechselt bin und in Nashville mit meiner schwedischen Freundin zusammen lebe, rede ich mittlerweile besser Schwedisch als Schweizerdeutsch.»

Während Kevin mit seiner Jessica ein Liebesnest in der Stadt bezogen hat, residieren Roman und Yannick eine gute halbe Autostunde ausserhalb von Nashville. Josi lebt mit einem Jahresgehalt von fünf Millionen Dollar in einer standesgemässen Villa, die vor ein paar Monaten zu seinem Leidwesen zum grossen Thema in der Regionalzeitung gemacht wurde. «Weil der Reporter unter den Bildern ziemlich genau beschrieben hat, wo mein Haus steht, hatte ich anfänglich bedenken, dass dieser Artikel Einbrecher anziehen könnte. Aber das scheint glücklicherweise nicht der Fall zu sein.»

Dafür ist kürzlich der Bruder von Hollywood-Superstar Reese Witherspoon vor Josis Traumhaus aufgetaucht. «Er kam vorbei, weil er mich als Gast für seine Koch-Show im Fernsehen verpflichten wollte. Weil ich aber kein besonders begnadeter Koch bin, habe ich ihm dankend abgesagt.»

Dafür verwöhnt Captain Josi gemeinsam mit Fiala und Weber die Nashville-Fans gleich serienweise mit Leckerbissen.

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