Alain Bircher verteidigt für Kloten
«Mein Vater ist kein Problem für mich»

​Vor vier Jahren verschwanden die Flyers unter Jürg Bircher beinahe von der Landkarte. Heute spielt sein Sohn Alain Bircher beim EHC Kloten.
Publiziert: 14.10.2016 um 16:43 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 19:55 Uhr
Der 19-jährige Alain Bircher hat keine Mühe, die Fragen nach seinem Vater zu beantworten
Foto: PATRICK B. KRAEMER
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Angelo Rocchinotti

Wir treffen Alain Bircher in Klotens Trainerbüro. Auch Sportchef Pascal Müller erscheint zum Gespräch. «Ich habe kaum Erfahrung im Umgang mit Medien», sagt Bircher fast schon entschuldigend. Doch es geht ja auch um seinen Vater Jürg, der den Klub 2008 übernahm und ihn vier Jahre später fast ins Grab brachte.

Alain war 15 Jahre jung, als von allen Seiten verbal auf seinen Vater eingeprügelt wurde. «Eine schwierige Situation», gesteht der heute 19-Jährige. «Ich habe Zeitungen gelesen und meinen Vater gefragt, was los sei. Er hat es mir immer erklärt. Ich konnte mir meine eigene Meinung bilden, war schon damals reif genug.»

Der Verteidiger betont, dass er stets hinter seinem Vater stand. «Kloten hatte keinen Einfluss auf unser Verhältnis. Ich versuchte, meinem Papi zu helfen, ihn aufzubauen und zeigte ihm, dass ich ihn lieb habe.»

Bircher Junior wirkt ruhig und überlegt. Man nimmt es ihm ab, wenn er sagt, dass er sich nie Sorgen um seine Karriere gemacht habe. «Dass es nicht leicht wird, wusste ich schon, als mein Vater den Klub übernahm. Denn irgendwann hätte es wohl geheissen: ‹Der spielt ja bloss, weil sein Vater Präsident ist.›»

Bircher sagt, sein Herz habe stets für Kloten geschlagen. «An einen Klubwechsel habe ich nie gedacht. Ich ging davon aus, dass ich nach meinen Fähigkeiten eingestuft werde. Hätten mich die Trainer abschieben wollen, wäre ich gegangen. Doch alle waren gut zu mir. Mein Vater war kein Problem für mich.»

Sportchef Müller begleitete Bircher auch während dessen KV-Ausbildung in der Sport-Mental-Akademie. Er sagt: «Wäre die Geschichte zum Thema geworden und hätten wir das nicht handeln können, hätten wir Alain zu einem Wechsel geraten. Doch keiner zeigte mit dem Finger auf ihn. Das ist bei Jungs zwischen 16 und 20 nicht selbstverständlich und hätte eine ganz andere Dynamik annehmen können.»

Trotzdem hatte Bircher ein mulmiges Gefühl, als er zum ersten Mal die Kabine der Profis betrat. «Ich hatte grossen Respekt, war scheu. Doch nie kamen dumme Sprüche, auch wenn wohl hintenrum geredet wurde.» Doch das verneint Denis Hollenstein. «Alain kann ja nichts dafür», so der Captain. «Er ist ein super Typ. Alle haben ihn gern. Kommt ihm einer dumm, stehen 25 Spieler hinter ihm und werden ihn schützen. Alain ist einer von uns. Er ist unsere Zukunft.»

Auf seinen Vater werde Bircher nur selten angesprochen. «Einmal fragte ein Arbeitskollege, ob ich mit ihm verwandt sei. Solche Fragen stören mich nicht, sofern sie anständig gestellt werden.» Negative Erlebnisse habe es keine gegeben. Im Gegenteil. «Während einer Autogrammstunde sagten mir Leute, ich soll dem Vater einen Gruss ausrichten.»

Ihm hat der 19-Jährige, der mit seinem zwei Jahre älteren Bruder in Hermetschwil AG aufgewachsen ist, seine Karriere zu verdanken. Nachdem Alain die meiste Zeit der Skiferien in St. Moritz auf dem Eis verbrachte, steckte ihn Vater Jürg in Klotens Hockeyschule. Da war Alain bereits neun und spielte schon fünf Jahre lang Fussball.

Oft zog er sich nach dem Hockey-Training im Auto um, während ihn sein Vater an ein Spiel des FC Bremgarten fuhr. «Weil ich zu spät kam, musste einer ausgewechselt werden. Erst waren die Spieler sauer. Dann die Eltern. Und schliesslich der Trainer. Mit elf musste ich mich dann entscheiden.»

Mit Papa Jürg besuchte Alain zudem die Spiele des EHC. «Ich hatte ein Trikot von Roman Wick», verrät der Teenager. Die Auswärtsspiele seines Sohnes besuchte der Vater immer. Mittlerweile besitzt er auch für die SWISS-Arena wieder Tickets. «Man muss die Vergangenheit ruhen lassen», sagt Müller. «Der Klub hat ein gutes Verhältnis zu Jürg Bircher.»

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
ZSC Lions
ZSC Lions
9
9
20
2
HC Lugano
HC Lugano
8
6
16
3
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
9
5
16
4
Lausanne HC
Lausanne HC
9
3
15
5
SC Bern
SC Bern
9
7
15
6
SCL Tigers
SCL Tigers
9
6
14
7
EHC Kloten
EHC Kloten
9
-1
14
8
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
8
-1
13
9
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
7
4
12
10
EV Zug
EV Zug
8
0
12
11
HC Davos
HC Davos
9
-3
12
12
EHC Biel
EHC Biel
9
-6
10
13
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
9
-9
8
14
HC Ajoie
HC Ajoie
8
-20
3
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