Arno, sein Weg zur Trainer-Legende
«Del Curto, du wirst mal Staubsauger-Vertreter»

Das 9. Endspiel in der 19. Saison beim HC Davos - Trainer Arno Del Curto strotzt vor Enthusiasmus und pusht sein Team weiter an. Dabei sei er schon als Junge ein «Spinnsiech» gewesen.
Publiziert: 29.03.2015 um 17:11 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 03:59 Uhr
Del Courto im Element: Der HCD-Coach gibt an der Bande immer Vollgas.
Foto: Keystone
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Von Dino Kessler

Arno Del Curto (58) sitzt nach einer Übungseinheit auf dem blauen Ledersofa in seinem Trainerbüro und isst Kartoffelsalat mit Fleischkäse. Es gäbe sonst auch Würste.

Dino Wieser hat der Mannschaft dieses Mittagessen offeriert, weil er letzte Woche in einem Spiel eine Strafe erhielt, die seiner Meinung nach der Mannschaft geschadet hat. «Das war gar nicht so schlimm», sagt Del Curto. «Es war nicht mal eine Strafe.»

Typen wie der jüngere der beiden Wieser-Brüder sind Del Curto ans Herz gewachsen. Weil er selbst auch einer war, der das Leben genossen hat. «Wer nicht lachen und sich nicht freuen kann, verpasst etwas.»

Lustig ist es aber auch für Del Curto nicht immer. Vor den Playoffs gab es beim HCD etwas Unruhe, weil die Verträge verschiedener Spieler lange nicht erneuert wurden. Oder wie im Fall der Brüder Von Arx gar nicht mehr.

Und dann war da noch der Vorfall mit Del Curtos Sohn Yannick (22), der den Mannschaftsbus des Viertelfinal-Gegners Zug auf der Autobahn ausgebremst hat. Viel mag Del Curto dazu nicht sagen. Nur dies: «Ich war in meiner Jugend wahrscheinlich der grössere Filou. Aber er ist ein guter Bub, und ich habe ihn sehr gern.»

Lange Haare habe er als Jugendlicher gehabt, laute Musik gehört und sich die Engadiner Nächte um die Ohren geschlagen. «Und meinem Vater viel Kummer beschert. Wir haben selbst in der Zwischensaison noch die Diskotheken zwischen St. Moritz und Samedan abgeklappert, obwohl da gar nichts los war.»

«Ich war ein Spinnsiech»

Zum Glück habe er nicht geraucht und keine Drogen genommen. «Aber gebechert haben wir manchmal schon. Und es gab immer Theater.»

Vater Odilio schätzte das Treiben seines Sohnes überhaupt nicht. «Ich war ein Spinnsiech. Aber Jahre später habe ich mich entschuldigt.» Er habe seinem Vater gesagt, dass er zu 99 Prozent recht gehabt habe. «Ausser beim Sport.»

Vater Odilio, in St. Moritz Chef der Sprungschanze und Technischer Delegierter der FIS, wollte seinen Sprössling Ski fahren sehen, schanzenspringen oder langlaufen. «Ich wollte aber nicht alleine durch den Wald rennen, lieber spielte ich mit Ball oder Puck.»

Heimlich sei er dann zum Eishockey gegangen. «Und irgendwann war ich da halt einfach dabei.»

In der Schule sei er ein «fauler Siech» gewesen, habe aber seinen Lehrer Curo Mani verehrt. «Das war ein Künstler, der Theaterstücke schrieb. Geschichte und Mathematik waren meine Lieblingsfächer. Aber ich konnte auch mit meinem Mundwerk überzeugen.»

Als er im Fach Deutsch mal eine Note 4,5 erhielt, reklamierte er beim Lehrer. «Ich sagte ihm, dass ich mindestens eine 5 verdient hätte, so wie mein Kollege. Aber der sei halt reformiert und ich katholisch.» Der Lehrer habe dann kurz nachgedacht und ihm dann eine 5 ins Zeugnis geschrieben. Mit den Worten: «Del Curto, du wirst mal Staubsauger-Vertreter.»

«Etwas Übertreibung schadet nie»

Vor allem das Theaterspielen habe er geliebt. «Das braucht man im Leben. Wie will man sonst lustige Geschichten erzählen, wenn man sie nicht mit der Mimik, Händen und Füssen ausschmücken kann? Und ein bisschen Übertreiben schadet nie, sonst wird es langweilig.»

Lange nach der Primar- und Sekundarschule in St. Moritz besucht Del Curto in Luzern die höhere Wirtschafts- und Verwaltungsschule. «Fachbereich Finanzen», sagt er. «Darum kann ich heute zum Teil auch Zusammenhänge erkennen, die man mir vielleicht gar nicht zutraut.» Nach zwei Jahren bricht er die Ausbildung ab. «Ich musste das eine Jahr wiederholen», lacht er. «Ich hatte zu viele Tage gefehlt. Profitiert habe ich trotzdem.»

Abbrechen. Das würden in der heutigen Zeit auch viele junge Leute ihre Sportlerlaufbahn. «Weil sie von den Eltern bis zum Exzess angetrieben werden, aber irgendwann wollen sie doch auch mal leben und Spass haben.» Und dann würde im Handumdrehen über sie gerichtet. «Dabei haben wir doch nicht das Recht, über andere zu richten. Es wäre viel gescheiter, wir würden ihnen helfen.»

Wer einen Fehler mache, müsse halt dazu stehen. «Wiedergutmachung betreiben, ehrlich und professionell sein.» Dann müsse aber auch gut sein.

Gut sein? Vier Tage vor dem Start in die Finalserie sieht man Del Curto die Zufriedenheit über das bisher Erreichte schon etwas an – selbst wenn er das nie zugeben würde. «In der Qualifikation habe ich uns auf dem siebten oder achten Platz erwartet, obwohl ich insgeheim auf mehr gehofft hatte.»

Offen erfreut haben ihn die Leistungen der jungen, gross gewachsenen Verteidiger wie Kindschi (18, 192 cm) oder Paschoud (20, 192 cm). «Vor allem ihre Nervenstärke hat mich erstaunt. Die lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen.»

Spielt Reto von Arx noch mal?

Mit dem Finalgegner befasst sich Del Curto ab morgen, wenn im Landwassertal nach einem freien Wochenende wieder der Alltag einkehrt. Da brennt nur noch eine Frage unter den Nägeln: Wird Reto von Arx noch mal für den HCD spielen? «Das wird er sicher. Ich weiss nur noch nicht, auf welcher Position.»

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
ZSC Lions
ZSC Lions
9
9
20
2
HC Lugano
HC Lugano
8
6
16
3
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
9
5
16
4
Lausanne HC
Lausanne HC
9
3
15
5
SC Bern
SC Bern
9
7
15
6
SCL Tigers
SCL Tigers
9
6
14
7
EHC Kloten
EHC Kloten
9
-1
14
8
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
8
-1
13
9
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
7
4
12
10
EV Zug
EV Zug
8
0
12
11
HC Davos
HC Davos
9
-3
12
12
EHC Biel
EHC Biel
9
-6
10
13
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
9
-9
8
14
HC Ajoie
HC Ajoie
8
-20
3
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