«Eine Ehre, dass Säteri mein Helm-Design zurückbringt»
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Biel-Legende Olivier Anken:«Eine Ehre, dass Säteri mein Helm-Design zurückbringt»

Biels legendärer Meistergoalie Olivier Anken
«Heute hätte ich kaum noch eine Chance»

Kleiner Mann, ganz gross. So wurde Olivier Anken, der dreifache Bieler Meistergoalie, oft betitelt. Inzwischen ist die Ikone pensioniert und wünscht sich sehnlich, dass er beerbt wird.
Publiziert: 14.04.2023 um 10:05 Uhr
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Marcel AllemannReporter Eishockey

Es ist irrelevant, wo man sich an diesem regnerischen Vormittag bei der Bieler Tissot Arena gerade mit ihm aufhält. Es vergeht kaum eine Minute, in der nicht jemand Olivier Anken grüsst oder ihm zuwinkt. Und einmal wird er sogar gebeten, für ein Selfie zu posieren. «Das gab es zu meiner Zeit noch nicht», sagt der 66-Jährige mit einem breiten Grinsen.

Seine Zeit, das war von 1976 bis 1994, als Anken während 18 Jahren das Tor des EHC Biel hütete und die Seeländer als überragender Meistergoalie zu den drei bislang einzigen Titeln 1978, 1981 und 1983 führte. Ihren Helden von damals haben sie in Biel nie vergessen, seine Popularität ist noch immer gross.

Anken war nie einer, der das Rampenlicht gesucht hat, muss sich aber doch eingestehen: «Wenn mich teilweise sogar junge Leute noch kennen, dann macht mich das schon etwas stolz.» Dabei ist Anken eigentlich gar kein Bieler. «Oli ist zum Bieler geworden», sagt sein früherer Teamkollege Köbi Kölliker (69) dazu. Aufgewachsen ist der ausserordentliche Goalie im Kanton Waadt, mit 15 (!) spielte er bei Morges bereits in der NLB und weckte rasch einmal das Interesse grösserer Vereine.

Oliver Anken zeigt seine Goalie-Maske von damals.
Foto: Sven Thomann
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Andere Vereine blitzten ab

Eines Tages, Anken war inzwischen 19, wurde er von seinem Vater in dessen Büro gerufen. Als er eintraf, sah er vor dem Haus einen Jaguar mit Berner Kennzeichen. «Da wusste ich, das können nur die Leute von Biel sein», erinnert er sich. Namentlich war es der 1992 verstorbene legendäre Biel-Präsident Willy Gassmann, der die Sache persönlich in die Hand nahm. Die Ankens davon überzeugte, dass Olivier nach Biel wechseln muss. Und Mitbewerber Kloten eine Absage zu erteilen ist.

Schon in seinem ersten Jahr setzte sich der junge Anken in Biel durch – und ist hängen geblieben. «Auf dem Papier bin ich Waadtländer, im Herzen inzwischen aber Bieler», sagt er. Anken hielt dem Verein bis zu seinem Rücktritt die Treue, liess andere immer wieder abblitzen. Auch als die Zeiten in Biel nach den Meisterjahren und der Ära Gassmann nicht mehr so rosig waren. «Ich habe mich hier immer wohlgefühlt und sah keinen Grund zu wechseln. Mir war es auch in den schwierigen Jahren wichtig mitzuhelfen, wieder etwas aufzubauen», sagt er. In der Saison nach Ankens Rücktritt stieg Biel in die NLB ab.

Profi zu sein war ihm zu langweilig

Zu Beginn seiner Karriere, zu den Zeiten von Präsident Gassmann, habe es noch keine Vertragsverhandlungen im klassischen Sinn gegeben. «Er hat mich einfach in sein Büro bestellt, mir den Betrag genannt, den ich in der nächsten Saison bekomme, gefragt, ob ich einverstanden sei und dann war das erledigt», erzählt Anken eine weitere schmucke Anekdote.

Drei Bieler Titel und eine Reise auf die Bahamas

1978, 1981 und 1983 ist der EHC Biel bislang Schweizer Meister geworden. «Jeder der drei Titel hat seine eigene Geschichte», sagt Köbi Kölliker. Gleich war aber immer: Olivier Anken (66) stand im Tor und Köbi Kölliker (69) sowie Daniel Dubois (65) vor ihm in der Verteidigung. Und geführt wurde der Verein vom legendären Willy Gassmann, der 1992 im Alter von 70 Jahren verstorben ist. Der Verleger war als Präsident, Macher und Mäzen der «Mister EHC Biel».

«Er schuf die Voraussetzungen, dass diese Erfolge möglich waren und hat wie ein Vater für uns geschaut – wir Spieler waren ihm heilig.» Nach dem ersten Meistertitel lud der grosszügige Patron die Mannschaft für zwei Wochen auf die Bahamas ein. Nati-Verteidiger Kölliker erinnert sich zudem: «Bei ihm hatte ich nie einen Vertrag, sein Handschlag reichte.» Gassmann, der Biel von der 1. Liga bis zu den drei Meistertiteln führte, konnte allerdings auch anders. So liess er 1964, zu NLB-Zeiten, den erfolglosen ehemaligen SCB-Meistertrainer Ernst Wenger bei einer Carfahrt an einer Raststätte bei Murten einfach stehen.

Der erste Bieler Titel 1978 kam nur zustande, weil Langnau diesen in der letzten Runde mit einer Niederlage gegen Bern noch verspielte, Biel dagegen sein Spiel gegen Kloten gewann. «Wir haben dann anderthalb Stunden gewartet, bis der für Langnau vorgesehene Meisterpokal aus dem Emmental bei uns war. Es war ein unglaubliches Fest», erinnert sich Kölliker.

1981 untermauerten die Bieler ihre Stellung mit dem zweiten Titel, danach kündigte Gassmann seinen baldigen Rückzug an. Der schleichende Ausverkauf begann, Leistungsträger verliessen den Verein. Trotzdem holten die Seeländer auch 1983 nochmals den Titel, bevor der Niedergang begann. Mit dem damals 30-jährigen Jungtrainer Kent Ruhnke an der Bande. «Obwohl einige Spieler älter waren als ich, haben sie mich respektiert und sind mir gefolgt», so der heute 70-Jährige. Ruhnke wurde später auch noch mit dem ZSC (2000) und Bern (2004) Meister. Trotzdem sagt er: «In Biel hatte ich meine schönste Zeit. Damals war die Atmosphäre für einen Trainer noch etwas gemütlicher und freundlicher – und nicht bloss Business. Wir wollten zwar gewinnen, aber Geld war nie der Anreiz.» (mal)

Jungtrainer Kent Ruhnke wird nach dem Meistertitel 1983 auf Händen getragen.

1978, 1981 und 1983 ist der EHC Biel bislang Schweizer Meister geworden. «Jeder der drei Titel hat seine eigene Geschichte», sagt Köbi Kölliker. Gleich war aber immer: Olivier Anken (66) stand im Tor und Köbi Kölliker (69) sowie Daniel Dubois (65) vor ihm in der Verteidigung. Und geführt wurde der Verein vom legendären Willy Gassmann, der 1992 im Alter von 70 Jahren verstorben ist. Der Verleger war als Präsident, Macher und Mäzen der «Mister EHC Biel».

«Er schuf die Voraussetzungen, dass diese Erfolge möglich waren und hat wie ein Vater für uns geschaut – wir Spieler waren ihm heilig.» Nach dem ersten Meistertitel lud der grosszügige Patron die Mannschaft für zwei Wochen auf die Bahamas ein. Nati-Verteidiger Kölliker erinnert sich zudem: «Bei ihm hatte ich nie einen Vertrag, sein Handschlag reichte.» Gassmann, der Biel von der 1. Liga bis zu den drei Meistertiteln führte, konnte allerdings auch anders. So liess er 1964, zu NLB-Zeiten, den erfolglosen ehemaligen SCB-Meistertrainer Ernst Wenger bei einer Carfahrt an einer Raststätte bei Murten einfach stehen.

Der erste Bieler Titel 1978 kam nur zustande, weil Langnau diesen in der letzten Runde mit einer Niederlage gegen Bern noch verspielte, Biel dagegen sein Spiel gegen Kloten gewann. «Wir haben dann anderthalb Stunden gewartet, bis der für Langnau vorgesehene Meisterpokal aus dem Emmental bei uns war. Es war ein unglaubliches Fest», erinnert sich Kölliker.

1981 untermauerten die Bieler ihre Stellung mit dem zweiten Titel, danach kündigte Gassmann seinen baldigen Rückzug an. Der schleichende Ausverkauf begann, Leistungsträger verliessen den Verein. Trotzdem holten die Seeländer auch 1983 nochmals den Titel, bevor der Niedergang begann. Mit dem damals 30-jährigen Jungtrainer Kent Ruhnke an der Bande. «Obwohl einige Spieler älter waren als ich, haben sie mich respektiert und sind mir gefolgt», so der heute 70-Jährige. Ruhnke wurde später auch noch mit dem ZSC (2000) und Bern (2004) Meister. Trotzdem sagt er: «In Biel hatte ich meine schönste Zeit. Damals war die Atmosphäre für einen Trainer noch etwas gemütlicher und freundlicher – und nicht bloss Business. Wir wollten zwar gewinnen, aber Geld war nie der Anreiz.» (mal)

Mehr

Profisportler war er nur während einer Saison, wegen den Olympischen Spielen in Calgary (Ka): «Darauf wollte ich den vollen Fokus setzen.» Ansonsten hat er all die Jahre neben seiner Hockeykarriere in Biel und mit der Nati stets gearbeitet, zumindest Teilzeit. Zunächst als Bauspengler und Installateur, später als Feinmechaniker, er zog in Biel auch einen Hockey-Shop auf und arbeitete in verschiedenen Funktionen während 23 Jahren in einer Zementfabrik. «Ich war immer froh, konnte ich den Kopf noch an einem anderen Ort haben. Hockey war für mich primär ein Hobby, und nur mit Hockey wurde es mir schnell langweilig.»

Zu klein für die heutige Goalie-Welt

Auf die heutige Goalie-Generation und ihre Möglichkeiten ist der 153-fache Nationalspieler keineswegs eifersüchtig. «Heute hätte ich mit meiner Körpergrösse von 1,66 Metern ohnehin kaum noch eine Chance, in der National League zu spielen», glaubt er. Die aktuellen Topgoalies seien alle viel grösser, «wenn sie auf den Knien sind, dann sind sie gleich gross wie ich im Stehen.» Auf die Frage, mit welchem heutigen Goalie aus der National League Anken am ehesten zu vergleichen sei, hat sein Kumpel Kölliker trotzdem eine Antwort: «Am nächsten kommt er Harri Säteri. Er war genauso ruhig, flink und schnell.» Als Anken dies hört, staunt er und sagt dann, einerseits gerührt, aber auch verlegen: «Der ist aber Olympiasieger und Weltmeister.»

Vor allem steht der Finne im Tor seines EHCB. Anken hat ihn schon persönlich kennengelernt und gehört zu seinen Bewunderern: «Die Ruhe, die er ausstrahlt, ist imponierend. Vor ihm kann fast alles zusammenbrechen und er zeigt keinerlei Reaktion.» Im Falle eines Bieler Meistertitels im Playoff-Final gegen Servette würde Anken von Säteri um die Exklusivität des einzigen Bieler Meistergoalies beraubt. «Das darf er sehr gerne», sagt Anken und fügt mit einem Augenzwinkern an: «Der erste Bieler Meistergoalie werde ich aber für immer bleiben.»

Nach gesundheitlichen Problemen wieder fit

Anken wird an den Bieler Heimspielen gegen die Genfer im Stadion sitzen und Säteri und Co. die Daumen drücken. Sein Sitzplatz ist hinter dem Tor, «so habe ich noch immer die Goalie-Sichtweise», sagt Anken mit einem Grinsen. So ruhig wie früher im Tor sei er auf seinem Sitz nicht immer: «Innerlich leide ich mit, vor allem wenn ein Verteidiger falsch steht.»

Die Energie von Anken zu spüren, ist schön. Denn in den letzten Jahren hatte er mit einigen gesundheitlichen Turbulenzen zu kämpfen und konnte zum Teil auch nicht mehr ins Stadion. Inzwischen geht es der Bieler Ikone aber wieder gut. Seit etwas über einem Jahr ist Anken pensioniert, was er sehr geniesst. Nun hofft er, dass sein Rentnerleben durch den vierten Bieler Meistertitel zusätzlich versüsst wird.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
1
3
3
2
SC Bern
SC Bern
1
2
3
2
ZSC Lions
ZSC Lions
1
2
3
4
EV Zug
EV Zug
1
1
3
4
Lausanne HC
Lausanne HC
1
1
3
6
HC Lugano
HC Lugano
2
1
3
7
EHC Kloten
EHC Kloten
1
1
2
7
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
1
1
2
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
1
-1
1
10
HC Davos
HC Davos
2
-3
1
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
1
-1
0
12
EHC Biel
EHC Biel
1
-2
0
12
SCL Tigers
SCL Tigers
1
-2
0
14
HC Ajoie
HC Ajoie
1
-3
0
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