«Der SCB ist über das Ziel hinausgeschossen»
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Blick-Sportchefin Buchli:«Der SCB ist über das Ziel hinausgeschossen»

Das meint Blick zum Schelling-Out
SCB, das war ein Bärendienst!

Die Ankündigung kam Knall auf Fall, der Abgang mit Ansage. Florence Schelling war zwölf Monate lang die erste Eishockey-Sportchefin der Welt. Am Mittwoch kam das Ende eines verhängnisvollen Missverständnisses.
Publiziert: 29.04.2021 um 10:41 Uhr
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Aktualisiert: 01.05.2021 um 10:08 Uhr
Steffi Buchli

Sie wird für immer die Erste sein. Die erste Frau der Welt, die Sportchefin eines Hockeyklubs war. Florence Schelling – einst Weltklassetorhüterin – wurde gestern freigestellt. Mit einer haarsträubenden Begründung: Es sei nun höchste Fachkompetenz gefordert, lässt sich SCB-CEO Marc Lüthi zitieren. Als ob man auf diese im letzten Frühling hätte verzichten können. Schelling bringe nicht genügend Erfahrung mit. Wie bitte? Das ist nichts als ein Hohn!

Heute hat Florence Schelling nämlich exakt zwölf Monate mehr Erfahrung als zum Zeitpunkt ihrer Einstellung. Hinter vorgehaltener Hand hat man sich in der Szene schon damals, als sie angekündigt wurde, gefragt, ob dieses Unterfangen nicht ein wenig gar tollkühn sei: eine Sportchefin ohne jegliche Erfahrung in diesem immer komplexer werdenden Business, bei einem europäischen Topklub mit höchsten Ansprüchen. Konnte das gut gehen? Nein.

Laute Äusserungen in diese Richtung gab es nur ganz wenige. Man traute sich nicht. Man hätte die Aussage ja als frauenfeindlich interpretieren können. Stattdessen war man unverbindlich freundlich in der Einordnung der Causa Schelling. Nie wurde sie als «ein Sportchef wie alle anderen» angesehen. Sie war es von Beginn weg und blieb es bis zur am Mittwoch kommunizierten Trennung: der weibliche Sonderfall.

Florence Schelling ist weltweit die erste Sportchefin im Eishockey. Nur zwölf Monate nach dem überraschenden PR-Coup ist das Abenteuer für die 32-Jährige zu Ende: Freistellung! (Bild: September 2020)
Foto: keystone-sda.ch
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Was lief falsch? Man hat sich in Bern ausschliesslich auf den Knalleffekt konzentriert, auf das Feuerwerk bei der Ankündigung. Als einer die Idee hatte, Schelling zu holen, hörte er im Ohr wohl nur die Ah!- und Oh!- und Wow!-Rufe der verblüfften Beobachter. Das mag man in Bern. Das Volk muss schliesslich unterhalten werden. Spektakel, das liebt der Chef, Marc Lüthi, der auch mal einen Trainer entlässt, weil er zu wenig davon bietet. Diesen Schelling-Coup zu landen, das war schlicht zu verlockend.

Die Reaktionen waren überschwänglich, über die Landesgrenzen hinaus. Und dann, dann brach der nächste Morgen an. Das Feuerwerk war zu Ende. Da sass nun diese ehrgeizige, 32-jährige Frau im Büro der sportlichen Leitung und biss sich fest im Tagesgeschäft, wild entschlossen, eine Super-Büez abzuliefern. Ihr wurde eine Gelegenheit geboten, und sie hat sie beim Schopf gepackt. So hat sie es gelernt in ihrer höchst erfolgreichen Karriere als Spitzensportlerin. Aber diesen Match konnte sie nicht gewinnen.

Zu heftig traf die Corona-Krise den Hauptstadt-Klub, zu rasch kam die sportliche Krise, zu kurz war der Geduldsfaden beim SC Bern. Florence Schelling hätte in Bern nur funktioniert, wenn man sie schrittweise an diese grosse Aufgabe «Sportchefin» herangeführt hätte. Wenn sie einen Mentor gehabt hätte, der Fehler verziehen hätte und der mit einem buddhistischen Gemüt gesegnet gewesen wäre. Eine Illusion! Ein Topklub ist keine Ausbildungsstätte für Neulinge.

Florence Schelling hätte den Bettel selber hinschmeissen können. Sie hätte den Bettel hinschmeissen müssen. Spätestens als man ihr Raeto Raffainer vor die Nase setzte. Spätestens als der neue Chief Sports Officer bei Amtsantritt gönnerhaft erklärte, dass sie natürlich ihre faire Chance kriegen werde. Da hätte Schelling besser fluchtartig ihr Büro geräumt. Ihre Schlussbemerkung hätte sein können: «Das war so nicht abgemacht. Adios amigos!»

Man wollte fortschrittlich sein beim SCB. «Schaut her, wir machen Gleichstellung!», posaunte man laut in die Welt hinaus, ohne einen wirklichen Plan zu haben. Man erwies damit Florence Schelling im Speziellen und der Frauenbewegung ganz generell einen zünftigen Bärendienst. Eine Fehlbesetzung bleibt, auch wenn sie weiblich ist, eine Fehlbesetzung.

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