Davos-Boss Domenig zur Ausländer-Frage
«Wir sind für eine kontrollierte Öffnung des Marktes»

In der Diskussion, ob man ab 2022 wirklich zehn statt bisher vier Ausländer in der National League zulassen soll, gibt es verschiedene Standpunkte.
Publiziert: 11.12.2020 um 16:56 Uhr
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Aktualisiert: 31.01.2021 um 13:54 Uhr
Stephan Roth, Dino Kessler, Nicole Vandenbrouck und Angelo Rocchinotti

Der Plan, inskünftig zehn Ausländer – inklusive jener Spieler, die derzeit dank einer Schweizer Lizenz das Ausländerkontingent nicht belasten – einsetzen zu können, sorgt für unterschiedliche Meinungen. So macht sich Jonas Hiller, der Präsident der Spielervereinigung SIHPU deswegen Sorgen ums Schweizer Eishockey.

HCD-Präsident und Financial-Fairplay-Initiant Gaudenz Domenig sagt hingegen: «Innerhalb der aktuellen Reformbestrebungen ist das eine der strategischen Fragen, die wir im Verwaltungsrat diskutieren. Grundsätzlich sind wir liberal, wir tendieren zu mehr Freiheit und weniger Einschränkung. Bezüglich dieser Veränderung bleiben viele Details, die noch geklärt werden müssen, aber in der Tendenz sind wir für eine kontrollierte Öffnung des Marktes.»

«Der falsche Weg für das Schweizer Eishockey»

Nicht öffentlich in die Debatte einbringen möchte sich SCB-Boss Marc Lüthi, der sonst nie um eine Aussage verlegen ist und sich in der Vergangenheit mehrfach für die Öffnung des Ausländer-Marktes aussprach. Er sagt nur: «Es handelt sich um ein Gesamtpaket der Liga. Dazu äussere ich mich nicht.»

HCD-Boss Gaudenz Domenig sagt: «Grundsätzlich sind wir liberal, wir tendieren zu mehr Freiheit und weniger Einschränkung.»
Foto: Keystone
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National League: Es droht ein Ausländer-Wahnsinn

Einige Klubs wollten den Markt komplett öffnen. Zehn Ausländer inklusive Lizenz-Schweizer ist so etwas wie ein Kompromiss, gegen den sich bisher nur die ZSC Lions stellten. «Wir haben immer noch die dezidierte Meinung, dass eine Änderung der Ausländerregelung der falsche Weg für das Schweizer Eishockey ist.» sagt CEO Peter Zahner. «Die Grundhaltung der ZSC Lions ist es, dass man nichts ändern und am Bewährten festhalten sollte.» Seine Begründung: «Erstens besteht die Gefahr, dass der angedachte Lohndruck nicht erfolgt, weil man immer noch das Gefühl hat, dass man den besten und teuersten Spieler haben muss. Zweitens wäre es schlecht für die Nationalmannschaften sowie die Stärke und die Identität unseres Eishockeys.»

Fischer aus sportlicher Sicht klar dagegen

Bedenken meldet auch Patrick Fischer an: «Das wäre sportlich eine einschneidende Massnahme, mehr als 70 Schweizer Spieler würden ihren Job in der National League verlieren. Betroffen wäre auch der Nachwuchs, angefangen bei der Motivation, überhaupt auf Eishockey zu setzen bis hin zum Einstieg ins Profigeschäft. Konkurrenz belebt zwar das Geschäft, aber die Basis und Breite der Schweizer Spieler würde erheblich geschwächt und damit auch der Talentpool der Nationalmannschaften», sagt der Nati-Coach. «Es ist nicht mein Job, mich über die möglichen wirtschaftlichen Auswirkungen zu äussern, aus sportlicher Sicht bin ich klar gegen eine Veränderung.»

Wegen Ausländer-Wahnsinn droht ein Riesen-Schaden

Tigers-Sportchef Marc Eichmann sagt: «Ursprünglich wurde über zwölf Ausländer diskutiert. Wir sind, wenn überhaupt, für weniger als zwölf, stehen dem Ganzen aber grundsätzlich kritisch gegenüber.»

«Die grösste denkbare Dummheit»

Und auch Lakers-CEO Markus Bütler erklärt: «Wir sind eher zurückhaltend, was diese Erhöhung angeht. Denn für uns ist sie abhängig davon, wie das Thema Lizenz-Schweizer künftig gehandhabt wird. Unser Produkt steht und fällt meiner Meinung nach mit dem Publikum und ich bin sicher, dass in gewissen Regionen die Wichtigkeit, auf Schweizer zu setzen, grösser ist als in anderen. Eine Öffnung bedeutet nicht, dass man so viele Ausländer verpflichten muss. Man kann. Aber jeder Klub muss das für sich selbst überlegen.»

Eine ziemlich dezidierte Meinung hat René Fasel zum Thema. «Die Absicht, mit zehn Ausländern zu spielen, ist die grösste denkbare Dummheit», so der Präsident des internationalen Eishockey-Verbandes IIHF gegenüber «Watson». «Ich werde inzwischen immer wieder von ausländischen Hockeyfachleuten angesprochen, ob das wahr sei. Sie können es einfach nicht fassen. Wenn die Liga zehn Ausländer zulässt, wird der Unsinn nach drei Jahren wieder korrigiert und es braucht dann zehn Jahre, um die Folgen wieder zu korrigieren.»

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
1
3
3
2
SC Bern
SC Bern
1
2
3
2
ZSC Lions
ZSC Lions
1
2
3
4
EV Zug
EV Zug
1
1
3
4
Lausanne HC
Lausanne HC
1
1
3
6
HC Lugano
HC Lugano
2
1
3
7
EHC Kloten
EHC Kloten
1
1
2
7
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
1
1
2
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
1
-1
1
10
HC Davos
HC Davos
2
-3
1
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
1
-1
0
12
EHC Biel
EHC Biel
1
-2
0
12
SCL Tigers
SCL Tigers
1
-2
0
14
HC Ajoie
HC Ajoie
1
-3
0
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