Diese «Klärungsaktion» von Nemeth ging um die Welt
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Puck im Gesicht:Diese «Klärungsaktion» von Nemeth ging um die Welt

Der Türsteher des SCB
Ausländer wie Patrik Nemeth gibts in der National League fast nie

Selbst ohne zu spielen, würde Patrik Nemeth während zwei Jahren über eine Million Franken brutto pro Saison kassieren. Doch der Schwede sitzt nicht nur zu Hause, sondern gibt beim SCB mit Erfolg den «Stay-at-home-Verteidiger».
Publiziert: 18.10.2023 um 10:31 Uhr
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Stephan RothStv. Eishockey-Chef

Patrik Nemeth (31) ist aussergewöhnlich. Ausländer wie ihn gibt es in der National League nur selten. Er ist gross und stark – 1,92 Meter gross und 103 Kilo schwer. Und er ist ein gnadenloser Defensivverteidiger oder wie es auf Englisch heisst, ein «stay-at-home defenceman», ein Abwehrspieler, der zu Hause vor dem eigenen Tor bleibt.

Mit dieser Definition ist der neue Schwede des SCB einverstanden, sagt aber humorvoll: «Ich bleibe nicht nur zu Hause, ich erscheine auch zu den Spielen.» Weit hat er nicht. Er wohnt in der Stadt in der Nähe des Rosengartens.

«Ich denke, das ist es, was sie in Bern gesucht haben», sagt der Routinier, der sofort ins Captain-Team aufgenommen wurde. Keiner wird von Trainer Jussi Tapola (49) so oft aufs Eis geschickt, wie der NHL-Veteran. Über 23 Minuten spielt er pro Partie. Dabei scheint Nemeth seinen Gegnern, die sich vors Tor wagen, in Türsteher-Manier zu sagen: «Du kommst hier nicht rein.» Wenn er auf dem Eis ist, brennt nichts an.

SCB-Türsteher Patrik Nemeth (r.) sorgt dafür, dass Zugs Grégory Hofmann dem Tor nicht zu nahe kommt.
Foto: keystone-sda.ch
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Wie kam es, dass er ein «stay-at-home defenceman» wurde? «Um in der NHL zu spielen, muss man eine Nische finden und etwas Herausragendes bieten. Und das Defensivspiel war meine Stärke. Ich hatte Spass daran, Gegner aus dem Spiel zu nehmen», erklärt er. «Ich war bereit, in diese Rolle reinzuwachsen, und habe mich so für einige Zeit in der Liga gehalten.»

10 Tore in 10 NHL-Jahren

Dass in der National League bisher auf Dauer keine reinen Defensivspezialisten auf den Ausländerpositionen beschäftigt wurden, war sich Nemeth nicht bewusst, als er in Bern unterschrieb. «Es braucht verschiedene Spielertypen, um ein erfolgreiches Team aufzubauen. Vielleicht starte ich einen neuen Trend.»

Nemeth spekuliert: «Vielleicht gab es in der Schweiz bisher zu viele gute Stay-at-home-Verteidiger, sodass man sie nicht zu importieren brauchte.» Auf den Einwand, dass in unserer Liga nicht so viele Defensivverteidiger zu sehen sind, räumt Nemeth ein: «Ja, das ist wahr.»

Sportchef Andrew Ebbett (40) glaubt, dass die Erhöhung der Ausländerzahl auf sechs die Bahn frei für Spielertypen wie Nemeth gemacht habe. Sollten ausländische Defensivspezialisten bei uns Schule machen, wäre allerdings der HC Davos, der schon vergangene Saison Klas Dahlbeck (32) verpflichtete, der wahre Trendsetter.

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In seiner NHL-Karriere schoss Nemeth in zehn Jahren nur zehn Tore. Beim SCB hat er nur zwei Assists auf dem Konto. Tapola mache sich aber keine Sorgen, wenn er nicht so viele Tore schiesse, glaubt Nemeth. Das heisst nicht, dass er sich nicht ins Offensivspiel einschalten darf. Und könnte er nicht mit dem Puck umgehen, hätte er es bestimmt nicht auf 537 Spiele in der NHL, wo weniger Platz vorhanden ist, gebracht.

Video ging viral

Wer sich auf Youtube nach Nemeth-Highlights umschaut, findet eine lustige Szene, die viral ging (Video oben). Dabei ist zu sehen, wie ein Puck unter dem Visier des damaligen Dallas-Verteidigers stecken bleibt. «Es hat überhaupt nicht geschmerzt», erinnert sich Nemeth.

Warum brach Nemeth seine Zelte in Nordamerika ab? «Meine Frau und ich haben zwei kleine Buben. Ich möchte nicht ständig umziehen. Da dachte ich, es ist besser, hierher zu einem guten Team in einer guten Liga zu kommen.»

Im Juni hatten ihn die Arizona Coyotes aus seinem noch bis 2024 laufenden Vertrag gekauft. Deshalb erhält er dieses und nächstes Jahr noch etwas mehr als eine Million Franken brutto vom NHL-Team. Eigentlich könnte er wirklich zu Hause bleiben.

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National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
1
3
3
2
SC Bern
SC Bern
1
2
3
2
ZSC Lions
ZSC Lions
1
2
3
4
EV Zug
EV Zug
1
1
3
4
Lausanne HC
Lausanne HC
1
1
3
6
HC Lugano
HC Lugano
2
1
3
7
EHC Kloten
EHC Kloten
1
1
2
7
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
1
1
2
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
1
-1
1
10
HC Davos
HC Davos
2
-3
1
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
1
-1
0
12
EHC Biel
EHC Biel
1
-2
0
12
SCL Tigers
SCL Tigers
1
-2
0
14
HC Ajoie
HC Ajoie
1
-3
0
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