DiDomenicos Fribourg-Comeback
«Habe mich beim SCB nicht wie ich selbst gefühlt»

Nach einem kurzen Exil in Bern ist Chris DiDomenico wieder zurück in Freiburg. Mit Blick spricht das Enfant terrible des Schweizer Eishockeys über seine Rückkehr.
Publiziert: 11.08.2023 um 13:10 Uhr
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Aktualisiert: 11.08.2023 um 14:30 Uhr
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Grégory Beaud

«Wenn ich die Wahl habe, ziehe ich es vor, nicht zu lächeln», erklärt Chris DiDomenico beim Fotoshooting. Wenn der Fotograf versucht, ihn aufzuheitern, bleibt der Kanadier lieber stoisch. Wie sonst auch. Auf dem Eis verkörpert er die Leidenschaft, das Feuer und manchmal auch die Exzesse. Abseits davon ist er viel zurückhaltender und scheint sein neutrales Gesicht nie abzulegen.

«DiDo» ist jedoch sehr gut aufgelegt. Er lässt sich bereitwillig auf das Fotoshooting ein. Ist das für jemanden wie ihn der schlimmste Moment der Saison? «Nicht einmal das», lacht er, «es ist einfach so. Das gehört zum Spiel.» Nachdem er eine halbe Stunde an verschiedenen Stellen der BCF-Arena in Freiburg verbracht hatte, verabreden wir uns im angrenzenden Café, um mehr über ihn zu erfahren, der selbst zugibt, dass er nicht gerne im Mittelpunkt steht.

Blick: Sie haben am Ende der Saison gesagt, dass sich «immer alles um DiDomenico dreht». Ist das so?
Chris DiDomenico: Manchmal hatte ich in Bern wirklich das Gefühl, dass es so ist, ja. Und ehrlich gesagt gefällt mir das nicht. Eishockey ist ein Mannschaftssport. Natürlich bin ich hier, um grosse Verantwortung zu übernehmen. Aber wenn ich einen Fehler gemacht oder eine Strafe kassiert habe, wurde das sofort von den Medien hervorgehoben.

Chris DiDomenico ist zurück bei Fribourg-Gottéron.
Foto: ADRIEN PERRITAZ
1/6

Dennoch sieht man im Spiel, dass Sie gern im Mittelpunkt stehen. Sie haben den Puck oft am Stock. Wie gehen Sie mit der Dualität um, den Fokus während des Spiels zu haben und zu versuchen, ihn ausserhalb des Spiels abzuschalten?
Das kommt mit der Erfahrung. Es ist wichtig, dass es nicht zu einer Obsession wird. Je älter du wirst, desto reifer wirst du, um zu lernen, damit umzugehen. Wenn ich auf dem Eis bin, denke ich nicht wirklich über das nach. Ich bin in meiner eigenen Welt und geniesse, was ich tue. Mit zunehmendem Alter wird dir auch bewusst, dass es ein Privileg ist, diesen Beruf ausüben zu dürfen. Ich bin jetzt 34 Jahre alt und weiss, dass es von einem Tag auf den anderen vorbei sein kann. Ich versuche es, zu geniessen, indem ich mir sage, dass jeder Shift mein Letzter sein könnte.

Diese Reife, die Sie an den Tag legen, scheint jedoch weit von dem Bild entfernt zu sein, das man auf dem Eis sieht. Insbesondere in den letzten Playoffs.
Ich höre und verstehe diese Kritik. Ich weiss, dass ich nicht perfekt bin, und ich arbeite daran, mich zu ändern. Es gibt immer Dinge, die du im Nachhinein bereust. Jeder macht Fehler, ich zuerst. Wenn das nicht der Fall wäre, würde ich jetzt in der NHL spielen und 13 Millionen Dollar im Jahr verdienen. Das ist nicht der Fall, und ich bin mir meiner Grenzen bewusst. Gleichzeitig weiss ich aber auch, dass dies ein Teil des Grundes ist, warum ich ein Spieler bin, der Einfluss auf seine Mannschaft hat. Letztendlich muss ich einfach nur ich selbst sein.

War das in Bern nicht der Fall?
Es ist eine tolle Stadt und eine gute Adresse. Ich habe nichts Schlechtes zu sagen. Aber man muss auch zugeben, wenn es für die eine oder die andere Partei nicht funktioniert. Wir haben uns wirklich bemüht, dass es funktioniert. Alle haben mich mit offenen Armen empfangen, aber ich habe mich dort nicht wie ich selbst gefühlt. Ich habe versucht, so gut wie möglich zu performen, aber wir haben nie ein gutes Gleichgewicht gefunden.

Sie haben den ersten Schritt auf Fribourg zu gemacht?
Ich habe immer einen guten Kontakt zu diesem Verein gehabt ...

Sogar, wenn Sie nach einem Tor die Gotterón-Fans aufzogen?
(lacht) Darauf kommen wir in zwei Minuten zurück. Die Kontakte zu Gottéron waren immer gut, und um ehrlich zu sein, habe ich es bedauert, dass ich letzte Saison gehen musste. Ich fand es schade, dass wir uns nicht einigen konnten. Das war ein bisschen enttäuschend. Aber ich habe immer grossen Wert darauf gelegt, einen Ort zu den bestmöglichen Bedingungen zu verlassen. Als ich sah, dass die Situation mit Bern schlecht lief, fragte ich meinen Agenten, ob er etwas tun könne. Zu Fribourg zurückzukehren, lag für mich auf der Hand. Dort hat mir das Spielen am meisten Spass gemacht.

Zurück zu Ihrem Jubel.
War das nicht lustig?

Die Fans von Fribourg haben wahrscheinlich eine andere Meinung.
Ja, ich kann sie verstehen. Aber ich hatte keine schlechten Gefühle. Das war das Erste, was mir durch den Kopf ging, als ich das entscheidende Tor schoss. Ich wurde während des gesamten Spiels ausgepfiffen – und das ist völlig normal, ich habe kein Problem damit. Aber als ich das Tor geschossen hatte, habe ich gefeiert.

Ich glaube, das bringt viele Leute zum Lachen.
Ich hege keinerlei Abneigung gegen irgendjemanden. Jeder Fan ist leidenschaftlich. Als ich in Freiburg gespielt habe, konnte ich sehen, wie sehr sie es sind. Das ist auch einer der Gründe, warum ich unbedingt hierher zurückkehren wollte.

Hat es Sie verletzt, dass Sie in Ihrem ersten Spiel für Bern so ausgepfiffen wurden?
(überlegt) Ich würde nicht sagen, dass ich verletzt war. Nein, das passiert in jedem Sport. Nun gut, ich hätte allerdings nicht gedacht, dass es das ganze Spiel über so weitergehen würde (lacht). Aber es war eine neue Erfahrung für mich. Ich habe es einfach so hingenommen. Jeder hat das Recht, seine eigene Meinung zu haben. In diesem Moment fühlten sie sich so und drückten das auch aus. Ich hoffe nur, dass es nie wieder vorkommt.

Wenn ich mit Ihnen zu tun habe, habe ich den Eindruck, dass Sie die Person sind, der - entschuldigen Sie den Ausdruck - alles egal ist. Hatten Sie dennoch Zweifel, als Sie in Freiburg unterschrieben haben, und haben Sie sich gefragt, was die Fans des Vereins denken würden?
Keineswegs. Mit der Zeit denke ich, dass sie wissen, wer ich bin, und wenn sie mich nicht akzeptieren, dann akzeptieren sie mich nicht. Mit zunehmender Erfahrung weiss ich, dass ich nicht von jedem akzeptiert werde. Ich weiss aber, dass ich mich auf meine zukünftige Frau, meine Familie und meine Teamkollegen verlassen kann. Sie bedeuten mir alles. Ich liebe die Fans in Freiburg. Sie waren unglaublich, und ich habe immer wieder gesagt, dass sie die besten sind, die ich je in Europa gesehen habe. Wer mich nicht mag, kennt mich nicht.

Denken Sie, dass Sie eine gespaltene Persönlichkeit haben – auf und neben dem Eis?
Ich denke, ich bin anders, ja. Wenn Sie mich hier im Café treffen, denke ich, dass ich nicht so bin wie an einem Spielabend (lacht). Und ich weiss, dass das nicht gut ist. Ich muss lernen, diese zweite Persönlichkeit, um Ihren Begriff zu verwenden, zu kontrollieren.

Vorhin haben Sie dem Fotografen gesagt, dass Sie nicht viel lächeln. Trotzdem merkt man, dass in Ihrem Inneren viel passiert. Warum zeigen Sie das nicht mehr?
Ich mache das nicht auf negative Weise. Ich bin nur nicht so ein ausdrucksstarker Mensch. Aber täuschen Sie sich nicht. Ich liebe, was ich tue, sonst hätte ich schon vor langer Zeit damit aufgehört. Wenn Sie sich die Spielfotos ansehen, werden Sie sehen, dass ich, wenn meine Mannschaft ein Tor schiesst, trotzdem lächle (lacht). Aber ich habe Eishockey immer sehr ernst genommen. Es war nie einfach, meinen Platz in Kanada zu finden. An jedem Tag ist dein Job in Gefahr. Das ist die Mentalität, die ich mitbringe, wenn ich auf die Eisfläche komme. Es wird immer jemand auftauchen, der denkt, dass er es besser machen kann als ich.

Kommen wir zurück nach Fribourg. Können Sie mir etwas über Ihre Beziehung zu Christian Dubé erzählen, der Ihr Trainer sein wird?
Er war ein grosser Faktor bei meiner Entscheidung, zurückzukommen. Wir hatten schon immer eine sehr gute Beziehung. Er ist sehr intelligent und hat als Spieler viel erlebt. Ich unterhalte mich gerne mit ihm.

Haben Sie das Gefühl, dass er Sie besser versteht als Ihre anderen Trainer?
Ich denke, er weiss, wie er mit mir reden muss. Wenn er mich kritisiert, weil ich mich in der Abwehr nicht genug angestrengt habe, wird er das tun. Und er hat es immer aus den richtigen Gründen getan. Ich verstehe ihn. In der defensiven Zone musst du dich in den Dienst der Mannschaft stellen. Was mir gefällt, ist, dass er seinen Spielern in der Offensivzone umgekehrt enorme Freiheiten einräumt. Das ähnelt der Art und Weise, wie ich Eishockey sehe.

Werden Sie als eine andere Person nach Freiburg zurückkehren?
Nein, das denke ich nicht. Ich bin immer noch derselbe. Ich gehe nicht aus und feiere nicht. Ich bin ein ruhiger Mensch. Meine zukünftige Frau ist hier, und wir unternehmen viel zusammen. Wenn sie nicht da ist, spiele ich viel auf der Konsole und Golf. Und sonst verbringe ich so viel Zeit wie möglich mit den Jungs aus dem Team. Sie sind meine zweite Familie.

Wann ist die Hochzeit?
Im nächsten Sommer.

Herzlichen Glückwunsch.
Danke! Wir stecken gerade in den Vorbereitungen. Letztes Jahr sind wir von Freiburg nach Bern gezogen. Jetzt sind wir nach Freiburg zurückgekehrt. Ich hoffe, dass wir im nächsten Jahr nicht wieder umziehen müssen. Wir hätten sowieso keine Zeit dafür (lacht).

Haas wird mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Eis getragen
1:41
Abgeschossen und gecheckt:Haas wird mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Eis getragen
National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
1
3
3
2
SC Bern
SC Bern
1
2
3
2
ZSC Lions
ZSC Lions
1
2
3
4
EV Zug
EV Zug
1
1
3
4
Lausanne HC
Lausanne HC
1
1
3
6
HC Lugano
HC Lugano
2
1
3
7
EHC Kloten
EHC Kloten
1
1
2
7
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
1
1
2
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
1
-1
1
10
HC Davos
HC Davos
2
-3
1
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
1
-1
0
12
EHC Biel
EHC Biel
1
-2
0
12
SCL Tigers
SCL Tigers
1
-2
0
14
HC Ajoie
HC Ajoie
1
-3
0
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