Die Zeugnisse der 14 NL-Klubs
Ein Team setzt neue Massstäbe, andere erleiden einen Imageschaden

Eine spannende und zuweilen dramatische Qualifikation ist vorbei. Höchste Zeit, den 14 Teams Noten für ihre Saison zu geben. Für die einen ist es nur ein Zwischenzeugnis, für andere die Endbewertung.
Publiziert: 05.03.2024 um 17:44 Uhr
|
Aktualisiert: 06.03.2024 um 09:32 Uhr
1

ZSC Lions – Note 6

Bei keinem Team liegt die Messlatte so hoch wie beim Starensemble aus Zürich. Wenn diese dann, wie diese Saison, locker übersprungen wird, schaut man das als selbstverständlich an. Dabei haben die Lions Massstäbe gesetzt. Niemand war konstanter und stabiler. Und Marc Crawford (63) hat den ZSC nun in vier seiner fünf kompletten Saisons zum Quali-Sieg geführt. So kann es in den Playoffs nur ein Ziel geben.

2

Ambri – Note 5,5

Bravo! Die Biancoblu haben sich nach der letzten energieraubenden und zermürbenden Saison eindrücklich aufgerafft, ihren Punkteschnitt pro Match raufgeschraubt und die Quali nach Jahren im zweistelligen Minus-Bereich mit einem positiven Torverhältnis abgeschlossen. Aufgerafft hat sich allen voran Trainer Luca Cereda (42), der nahe dran war, den Bettel hinzuschmeissen. Und jetzt gibt er dem Team wieder Schwung.

Die Spieler der ZSC Lions haben viel Grund für Jubelposen, wie hier Willy Riedi.
Foto: Pius Koller
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3

Bern – Note 5,5

Der SCB ist wieder da. Und das heisst nach vier Seuchenjahren etwas. Die Berner haben sich erstmals seit dem letzten Meistertitel 2019 wieder direkt für die Playoffs qualifiziert und endlich ist es gelungen, die Negativität im Umfeld zu vertreiben. Der SCB hat seine DNA wieder. Trainer Jussi Tapola (49) brauchte nicht lange, um seinem Team eine Handschrift zu verpassen. Defensives Handwerk kommt vor Spektakel und Kreativität.

4

Fribourg – Note 5,5

Der Trainer Christian Dubé (46) entzückt nicht bloss mit Stilsicherheit in Modefragen – er findet bei einem Gastspiel im Jura auch den Triggerpunkt bei Ajoie-Trainer Christian Wohlwend (47), was dem Publikum einen der schönsten Wutausbrüche der vergangenen Jahre beschert. Ganz nebenbei hat er aus Gottéron ein Spitzenteam geformt und so dafür gesorgt, dass die Aufführungen in der prächtigen Arena bis auf weiteres ausverkauft sind.

5

Lausanne – Note 5

Eine Saison unter kontrollierten und professionellen Bedingungen – also ohne den ehemaligen Mitbesitzer und Unruhestifter Petr Svoboda (58). Und schon legen Sportchef John Fust (52) und Trainer Geoff Ward (61) den Beweis vor, dass in Lausanne sehr wohl starke Leistungen ohne einen Hauch von Banditen-Hockey möglich sind. Eine Korrektur, die dem Klub viel Kredit und der Mannschaft die Rolle eines Mitfavoriten einbringt.

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6

Davos – Note 5

Von der ersten Sekunde an schwärmten in Davos alle vom neuen Headcoach Josh Holden (46) – eine klare Spielidee, untermauert durch viel Sozialkompetenz und Ausstrahlung. Nur tat sich der Rekordmeister lange schwer damit, die Umsetzung und den richtigen spielerischen Mix aufs Eis zu bringen. Mit einem überzeugenden Schlussspurt hat es am Ende doch noch geklappt – dieser HCD kann eine Knacknuss sein.

7

SCL Tigers – Note 4,5

Mit beschränkten Mitteln bis zum letzten Spiel an den teuren Plätzen dran zu sein – das ist ein Leistungsausweis, verbunden mit einem messbaren Fortschritt. Die Playout-Zone war nur temporär ein Thema, als man sich in der Adventszeit eine schwere Erkältung holte. Beeindruckend ist, wie die Führungscrew um Trainer Thierry Paterlini (48) das Team nach teilweise schweren Niederlagen innert Kürze wieder aufrichten konnte.

8

Zug – Note 4

Genügend. Mehr nicht. Klar, der EVZ hat sich oft im Spitzentrio getummelt, die Playoffs waren nie in Gefahr. Doch den Ansprüchen eines dominanten Hockeys konnten die Zuger diese Saison (zu) selten gerecht werden. Die längste Niederlagen-Serie (acht) unter Meistertrainer Dan Tangnes (45) hat mit Sicherheit ihre Spuren hinterlassen. Die Frage ist nur, ob verhängnisvolle – oder noch gewinnbringende.

9

Lugano – Note 4

Wenn Luganos Spektakel-Brüder um Thürkauf, Joly und Carr voranschreiten, versprühen sie oft Magie und lassen den Betrachter staunen. Doch wenn sie ihr aktives Spiel dem Gegner nicht aufdrücken und daraus Profit schlagen können, laufen sie nicht selten in den Hammer. Als direkte Folge davon haben sich die Tessiner in der Schlussphase auch die direkte Playoff-Quali selbst vermasselt.

10

Biel – Note 3

Anti-Antti Petri Matikainen (57) war als Törmänen-Nachfolger eine Fehlbesetzung, die gefeuert werden musste. Einige, aber nicht alle Spieler taten sich mit dessen altertümlichen Umgangsformen schwer, was auch für Risse innerhalb der Mannschaft sorgte. Sportchef Martin Steinegger (52) hat den Totalschaden gerade noch abwenden können, bleibt aber hart gefordert, weil er seinen EHC Biel ein Stück weit neu erfinden muss.

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11

Servette – Note 3

Der Meister hat den Meisterblues etwas gar heftig überstrapaziert. Und so schön das parallele Champions-League-Märchen mit dem nächsten Triumph auch war, so bescheiden und enttäuschend waren die Auftritte auf nationalem Parkett. Haben die Titeljäger in der heimischen Liga jegliche Anspannung verloren und schlicht keinen Bock mehr, oder kommt da noch was, wenn es wirklich um die Wurst geht?

12

Ajoie – Note 2

Die Abgehängten der Liga werden oft bewundert, weil sie immer irgendwie dran sind. Kunststück, Ajoie ist auch in jedem Spiel der grosse Aussenseiter. Ohne Druck zu spielen – das kann sonst kein Klub der Liga für sich beanspruchen. Der Punkteschnitt ist im dritten Jahr nach dem Aufstieg an einem neuen Tiefpunkt angelangt, trotzdem verdienen sich die bärbeissigen Jurassier ein Lob. Wofür? Egal. Die machen irgendwie Spass.

13

SCRJ Lakers – Note 2

Autsch, dieser Absturz schmerzt – und erstaunt. Nach dem dritten Quali-Rang im Vorjahr (und dem vierten in der Saison davor) hat es Trainer Stefan Hedlund (48) nicht geschafft, die Mannschaft auf Kurs zu halten. Oder ihr ein solides Fundament zu verpassen, das es möglich gemacht hätte, Ausfälle zu kompensieren, Krisen auszubremsen – oder die Dynamik in der Garderobe wieder in positive Bahnen zu lenken.

14

Kloten – Note 1

Nach dem bedauerlichen Rücktritt von Erfolgstrainer Jeff Tomlinson (53) geht in Kloten schief, was schiefgehen kann. Erst in der Krise zeigt sich die wahre Qualität des Führungspersonals, heisst es – Präsident Jan Schibli und seine Berater haben sich mit teilweise bizarren Entscheidungen die Note 1 also redlich verdient. Den Imageschaden bekommt man nach dieser Saison als Supplement gratis geliefert.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
1
3
3
2
SC Bern
SC Bern
1
2
3
2
ZSC Lions
ZSC Lions
1
2
3
4
EV Zug
EV Zug
1
1
3
4
Lausanne HC
Lausanne HC
1
1
3
6
HC Lugano
HC Lugano
2
1
3
7
EHC Kloten
EHC Kloten
1
1
2
7
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
1
1
2
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
1
-1
1
10
HC Davos
HC Davos
2
-3
1
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
1
-1
0
12
EHC Biel
EHC Biel
1
-2
0
12
SCL Tigers
SCL Tigers
1
-2
0
14
HC Ajoie
HC Ajoie
1
-3
0
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