«Nutzen das nicht zur Kontrolle»
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RJ-Coach Tomlinson zum Sensor:«Nutzen das nicht zur Kontrolle»

Dieser Sensor soll SCRJ besser machen
Lakers-Dünner skatete schon von Rappi bis Mailand

SCRJ-Trainer Jeff Tomlinson weiss genau, welcher seiner Spieler auf dem Eis die grösste Distanz zurücklegt, welcher die meisten Sprints, wer am schnellsten beschleunigt. Dank einer Echtzeit-Analyse.
Publiziert: 16.11.2020 um 19:00 Uhr
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Aktualisiert: 16.11.2020 um 20:25 Uhr
Nicole Vandenbrouck

Kennt ein Trainer seine Spieler gut, liefern ihm seine subjektiven Beobachtungen schon gewisse Informationen zu deren Leistung. Diese kann sich SCRJ-Trainer Jeff Tomlinson nun durch genaue Zahlen untermauern lassen. Denn die Lakers setzen als erstes National-League-Team die Echtzeit-Analyse-Technologie von Kinexon ein.

Was in der NHL und der DEL bereits gang und gäbe ist, soll nun auch die Lakers besser machen. Sie tragen in den Trainings sowie Heimspielen einen kleinen Sensor im Oberkörper-Panzer. Unter der Hallendecke sind zwölf Empfänger angebracht. So werden präzise Leistungsdaten aus unterschiedlichen Bereichen gemessen. Tempo, Beschleunigung, Sprints, Bremsweg, Checks, Laufwege- und -distanz sind nur einige der Möglichkeiten.

«Hilfsmittel, keine Überwachung»

Seit September arbeiten die St. Galler damit. Für Tomlinson ist wichtig, dass die Spieler dieses System als Hilfsmittel sehen und nicht als Überwachung wahrnehmen. «Es ist ein Tool, um sich zu verbessern. Wir haben einen positiven Umgang damit», sagt der SCRJ-Trainer. Der Kanadier bekam an einem Trainersymposium einen beeindruckenden Einblick in die Kinexon-Technologie, als ein NHL-Coach die exakten Laufwege seiner Top-Spieler aufzeigte.

Lakers-Captain Andrew Rowe steckt den Sensor für die Kinexon-Echtzeitanalyse vor jedem Training und jedem Heimspiel in den Oberkörperpanzer.
Foto: zVg
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Der 50-Jährige ist fasziniert von den Möglichkeiten, die ihm die Auswertung bietet. Tomlinson schaut sie sich jeweils mit Thomas Weber (31) an, der verantwortlich ist für das Off-Ice-Training. Die Leistungsdaten beeinflussen die Trainingsplanung der beiden Coaches. «Die Trainingseinheiten werden so individualisiert, dass der Spieler am Matchtag in bestmöglicher Form ist», sagt Weber.

Tomlinson liefert ein Beispiel: «Wenn ich nach einer Übung sehe, dass die Verteidiger zu wenig gelaufen sind, passe ich sie für den nächsten Tag entsprechend an.» Oder in den Partien ist unter anderem die Durchschnitts-Geschwindigkeit aufschlussreich, weil für Tomlinsons Spielsystem das Tempo wichtig ist.

Daten werden in die Garderobe gehängt

Um die optimale Form zu erreichen, ist die Erholung ein wichtiger Punkt. Manche Spieler dürfen auch nicht zu viel trainieren und müssen gebremst werden. Gerade in diesen vom Coronavirus beeinflussten Wochen. Die Lakers mussten Ende Oktober in Quarantäne, drei Wochen bestritten sie keinen Ernstkampf. «Alle Spieler befanden sich in anderer Verfassung. Der Energie-Level war total unterschiedlich. Das war eine grosse Herausforderung», so Tomlinson.

Weber lässt die Daten ins Athletiktraining einfliessen. Je nach Leistung im Heimmatch passt er das Programm fürs anschliessende Workout im Kraftraum an. Er ist es auch, der jeweils eine Zusammenfassung aller Daten ausdruckt und in der Garderobe aufhängt. Die Spieler interessieren sich brennend dafür, wie das Klopfen an der Trainerbüro-Tür bestätigt. Denn Steve Moses (31, USA) fragt nach den aktuellen Zahlen aus dem eben beendeten Training.

Wer ist der Schnellste?

Unter ihnen hat sich diesbezüglich eine Challenge entwickelt, im positiven Sinne. So möchte Moses bestimmt den bisherigen Top-Speed von Marco Lehmann (21) knacken, der bei 37,4 Km/h liegt! Weitere Zahlen gefällig? Nico Dünner (26) hat seit September bis dato in den Trainings und Heimspielen schon 265 Kilometer zurückgelegt, das entspricht der Distanz von Rapperswil-Jona nach Mailand (It). Und Leandro Profico (30) beschleunigte aus dem Lauf bisher am schnellsten mit 5,33 Metern pro Sekunde.

Während sich die Spieler untereinander messen, betont Tomlinson, dass ihn die Leistungsdaten des gleichen Akteurs aus verschiedenen Trainings und Partien mehr interessieren. Er vergleicht nicht die Spieler miteinander. «Wir wollen es aber auch nicht übertreiben mit der Analyse, wir haben ein gesundes Verhältnis dazu», so Tomlinson, vor lauter Zahlen dürfe man nicht vergessen, mit dem Menschen hinter dem Spieler zu sprechen.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
1
3
3
2
SC Bern
SC Bern
1
2
3
2
ZSC Lions
ZSC Lions
1
2
3
4
EV Zug
EV Zug
1
1
3
4
Lausanne HC
Lausanne HC
1
1
3
6
HC Lugano
HC Lugano
2
1
3
7
EHC Kloten
EHC Kloten
1
1
2
7
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
1
1
2
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
1
-1
1
10
HC Davos
HC Davos
2
-3
1
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
1
-1
0
12
EHC Biel
EHC Biel
1
-2
0
12
SCL Tigers
SCL Tigers
1
-2
0
14
HC Ajoie
HC Ajoie
1
-3
0
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