Kloten-Shootingstar Reinbacher über sein unglaubliches Jahr
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«Es ging alles so schnell»:Kloten-Shootingstar Reinbacher über sein unglaubliches Jahr

Ein Besuch bei Kloten-Shootingstar David Reinbacher (18) und seiner Patchwork-Familie
Ein bodenständiger Teenager erobert die Hockey-Welt

Sein Vater Harald ist für David Reinbacher von Österreich nach Kloten gezügelt, um den Teenager bei seinem Hockey-Traum zu unterstützen. Drei Jahre später zieht das Verteidiger-Talent Scouts vieler NHL-Klubs an. Doch der 18-Jährige bleibt mit beiden Füssen am Boden.
Publiziert: 30.10.2022 um 11:51 Uhr
Nicole Vandenbrouck (Text) und Sven Thomann (Fotos)

Zwei Zahlen-Ballons schmücken das Wohnzimmer, ein «Happy Birthday»-Schriftzug hängt noch. Am Vortag des SonntagsBlick-Besuches hat David Reinbacher seinen 18. Geburtstag gefeiert. Der Teenager kommt aus dem oberen Stock der Maisonette-Wohnung in Lufingen ZH und zieht den Kopfhörer ab.

Musik hört der Verteidiger des EHC Kloten in seiner wenigen Freizeit nebst Hockey, Schule und Praktikum gerne. Oder er liest ein gutes Buch, derzeit schon zum zweiten Mal «Der Pfad des friedvollen Kriegers». «Daraus konnte ich schon viel für mich mitnehmen», erzählt er und setzt sich an den Esstisch. Hier kommt die Familie zusammen, eine quirlige Patchwork-Familie.

Doch von vorne. David Reinbacher ist Österreicher. Wie sein zwei Jahre älterer Bruder Tobias spielt er Hockey, ab 2012 ennet der Grenze bei Rheintal. Weil sich Tobias 2017 im Kloten-Nachwuchs versucht, will das David 2018 als damals 14-Jähriger auch. «Doch ich hatte Heimweh», gesteht er. Für Vater Harald Reinbacher (50) ist klar: Er pendelt.

Die Patchwork-Familie von Kloten-Verteidiger David Reinbacher (r.): Vater Harald (l.), dessen Partnerin Mengia mit ihren Kindern Norina (hinten links) und Liun (M.)
Foto: Sven Thomann
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«Täglich von Lustenau nach Kloten und wieder zurück. Im Auto hat David seine Hausaufgaben erledigt.» Abfahrt um 16.00 Uhr, Heimkehr um Mitternacht. «Es war eine herausfordernde Zeit», sagt der Vater. Trotzdem ist es für ihn selbstverständlich. «Ich habe ihm versprochen, dass ich ihn unterstütze, wenn er das wirklich will.» Der Ingenieur für Sondermaschinenbau zieht für seinen Sohn 2019 sogar von Lustenau nach Kloten.

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Denn David will. Nach seinem Kindheitstraum gefragt, antwortet er aber nicht wie die meisten Hockey-Jungs mit der NHL. «Mein Traum war immer, mein Hobby zum Beruf machen zu können. Ich wollte einfach vom Hockey leben können. Der Rest wäre Bonus.» Dann geht alles ganz schnell. Letzte Saison übernimmt Jeff Tomlinson (52, Ka) in Kloten das Trainer-Amt und schenkt dem Verteidiger-Talent von Anfang an viel Vertrauen.

«Mit Jeff ein Glückslos gezogen»

Bei seinem Swiss-League-Debüt im September 2021 ist Reinbacher gerade mal 16 Jahre jung. Er erlebt den SL-Meistertitel sowie den Aufstieg in die National League mit. Und ist auch im Oberhaus ein Abwehrspieler, auf den sich der Trainer verlässt. «Mit Jeff habe ich ein Glückslos gezogen», weiss David, «ihm und dem Klub verdanke ich so viel. Nie hätte ich gedacht, dass ich manchmal schon fast 20 Minuten spiele.»

Und plötzlich dreht sich alles nur noch ums Hockey. «Ein bisschen Anerkennung ist ja schön, aber sobald fremde Leute grüssen», sagt er schulterzuckend. Am Anfang habe die Familie etwas zu kämpfen gehabt, mit dem Rummel, dem Druck, erzählt Papa Harald.

8 Teenager in der National League
  • David Reinbacher (V, Kloten, 25.10.04)
  • Mattheo Reinhard (S, Biel, 26.6.04)
  • Livio Curdin Truog (S, ZSC Lions, 30.11.03)
  • Nicolas Perrenoud (S, Lausanne, 30.11.03)
  • Nicolas Baechler (S, ZSC Lions, 23.8.03)
  • Dario Sidler (V, Lausanne, 4.6.03)
  • Luca Deussen (V, Kloten, 24.5.03)
  • Mats Alge (S, SCRJ Lakers, 19.4.03
  • David Reinbacher (V, Kloten, 25.10.04)
  • Mattheo Reinhard (S, Biel, 26.6.04)
  • Livio Curdin Truog (S, ZSC Lions, 30.11.03)
  • Nicolas Perrenoud (S, Lausanne, 30.11.03)
  • Nicolas Baechler (S, ZSC Lions, 23.8.03)
  • Dario Sidler (V, Lausanne, 4.6.03)
  • Luca Deussen (V, Kloten, 24.5.03)
  • Mats Alge (S, SCRJ Lakers, 19.4.03
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Mittlerweile stehen Kaffee und Geburtstagskuchen auf dem Tisch, den Norina (10) verdrückt. Sie ist die Tochter von Harald Reinbachers Partnerin Mengia (42). Denn nach der Trennung von Davids Mutter hat er in Kloten sein neues Liebesglück gefunden. Zu fünft – Norina hat noch einen kleinen Bruder, Liun (6) – leben sie zusammen.

«Wir haben eine Abmachung getroffen», sagt Harald Reinbacher, «in der Wohnung reden wir nicht über Eishockey. Ausser David fängt damit an.» Mengia Rageth schmeisst den Haushalt, «sie ist die Chefin», lacht David. «Er hilft auch mit, wenn man ihn darum bittet, er bereitet die besten Omeletts zu», erzählt sie. Seine Wäsche macht der Junioren-Internationale selbst.

Tränen beim ersten NL-Treffer

Wie beschreiben sein Vater und dessen Freundin den Teenager sonst? «Er vereint Wille, Ehrgeiz und gleichzeitig Ruhe», sagt Papa Harald, «er steckt sich Ziele, die nicht einfach zu erreichen sind. Und auf dem Weg dahin ist seine Selbstanalyse seine Stärke.» Mengia Rageth streicht Davids Herzlichkeit heraus. Bei seinen Spielen sind sie immer dabei. Aus dem «Chauffeur» ist ein Zuschauer geworden. «Wir sitzen auf der Tribüne und geniessen es», sagt Harald Reinbacher, der bei Davids erstem NL-Treffer eine Freudenträne verdrückt hat. «Ich bin ihm so dankbar», betont David, «mir ist bewusst, was er alles für mich gemacht hat.»

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Der Aufstieg des 1,89 m grossen Rookies geht noch weiter. Mit seinen konstanten Leistungen zieht er mittlerweile unzählige NHL-Scouts an, die sich an Kloten-Spielen eifrig Notizen machen. «Das kann ich gut ausblenden. Ich denke nicht zu viel, sondern lebe im Moment.» Nächste Woche gibt der Teenie sein Debüt in Österreichs A-Nati am Deutschland-Cup. «Ich kann es fast nicht fassen, geniesse einfach jeden Tag», sagt David und schneidet sich ein Stück vom Geburtstagskuchen ab.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
1
3
3
2
SC Bern
SC Bern
1
2
3
2
ZSC Lions
ZSC Lions
1
2
3
4
EV Zug
EV Zug
1
1
3
4
Lausanne HC
Lausanne HC
1
1
3
6
HC Lugano
HC Lugano
2
1
3
7
EHC Kloten
EHC Kloten
1
1
2
7
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
1
1
2
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
1
-1
1
10
HC Davos
HC Davos
2
-3
1
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
1
-1
0
12
EHC Biel
EHC Biel
1
-2
0
12
SCL Tigers
SCL Tigers
1
-2
0
14
HC Ajoie
HC Ajoie
1
-3
0
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